Bunte Karnevals-Histörchen aus Köln
200 jecke Jahre

Zum Sessions-Jubiläum haben wir im Bilderalbum des Festkomitee gekramt. | Foto: Festkomitee Kölner Karneval / Montage: Alexander Kuffner
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  • Zum Sessions-Jubiläum haben wir im Bilderalbum des Festkomitee gekramt.
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Köln feiert in dieser Session bekanntlich 200 Jahre organisierten Karneval. Aus diesem Anlass hat das Festkomitee des Kölner Karnevals 1823 e. V. einmal tief in die Mottenkiste gegriffen und so manches Histörchen ausgegraben.

Prinz und Dreigestirn sind noch recht jung
Eine der Innovationen der Festkomitee-Gründer war es, einen „Narrenherrscher“ zu küren, der zunächst noch „Held“ hieß. Erst die nationalistische Begeisterung nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1870/71 führt zur Umbenennung: August Metz war 1872 der erste „Prinz Karneval“. Der Bauer hingegen wird bereits 1422 erstmals erwähnt, er steht für die Wehrhaftigkeit der Stadt. 1570 taucht zum ersten Mal die Jungfrau als Verkörperung der Stadtgründerin Agrippina auf – ein Sinnbild für die „Unberührbarkeit“ der Stadt. Alle drei gemeinsam treten erst 1870 auf, als „Dreigestirn“ werden sie sogar erst seit 1938 bezeichnet.

Selten so früh wie möglich
Wann Karneval ist, hängt bekanntlich von den beweglichen Ostertagen ab. Rosenmontag ist immer exakt 48 Tage vor Ostersonntag. Somit kann der Rosenmontag rechnerisch zwischen Anfang Februar und Anfang März liegen. Der frühestmögliche Termin ist der 2. Februar. Auf den fiel Rosenmontag zuletzt 1818, also noch vor der Etablierung des organisierten Karnevals. Allerdings zog der Rosenmontagszug in zwei Jahren (1845 und 1913), bereits am 3. Februar durch die Stadt. Der spätmöglichste Rosenmontags-Termin ist der 8. März, an dem der Zoch zuletzt 1943 stattfand.

Einer der letzten Helden: Hier posiert 1868 der „Held Carneval“ nebst Gefolge für den Photographen. Vier Jahre später wurde der Held zum Prinz | Foto: Festkomitee Kölner Karneval
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Doppelt hält besser?
So manche namhafte kölsche Karnevalsgesellschaft entstand, weil bei der jeweiligen Muttergesellschaft „Knies en d’r Bud“ war. Drei Mal führte dies aber dazu, dass in einem Jahr gleich zwei große Züge durch die Stadt zogen. 1844 und 1845 hatten sich die „Allgemeine KG“ um Franz Raveaux und die „Große KG“ unter Peter Hubert Leven entzweit und beanspruchten die karnevalistische Vorreiterrolle in der Stadt für sich, sodass es zwei Rosenmontagszüge gab. 1883 zogen nach der Abspaltung der „Großen Kölner“ von der „Großen KG“ je ein Zug am Rosenmontag (Große KG) und einer am Karnevalsdienstag (Große Kölner).

Kein Jubiläum für den „Zoch“
200 Jahre Festkomitee und Rosenmontagszug bedeuten nicht gleichzeitig den 200. Rosenmontagszug. Immer wieder gab es Gründe, die den „Zoch“ verhinderten, vor allem natürlich Kriege. Zuletzt waren es die Corona-Pandemie (2021) und der russische Überfall auf die Ukraine (2022). In diesem Jubiläumsjahr 2023 wird deshalb erst der 167. „offizielle“ Rosenmontagszug durch die Straßen der Stadt ziehen.

Die Geburt der „Mötz“
Die „Fastelovendsmötz“ ist fast so alt wie der organisierte Karneval: Am 14. Januar 1827 macht der preußische Generalmajor Baron von Czettritz und Neuhauß den umjubelten Vorschlag, bei den Versammlungen der Jecken bunte Gesellschaftsmützen zu tragen nach dem Motto „Gleiche Brüder, gleiche Kappen“. Die Mötz war auch ein Ausdruck eines schwelenden Konflikts zwischen den „Neuen“ und den „Alten“ im Komitee. Außerdem sollte ein einheitliches Erkennungsmerkmal – ganz preußisch – auch uniformierte Einheitlichkeit, Ruhe und Ordnung herstellen.

Alaaf und Schalom
Dass im Karneval die Stadtgesellschaft in ihrer ganzen Vielfalt zu einem friedlichen Fest zusammenkommt, das ist heute gelebte Praxis im organisierten Karneval und äußert sich darin, dass viele gesellschaftliche Gruppen „ihre“ Karnevalsgesellschaften pflegen. Dass es auch eine jüdische KG gibt, hat in Köln eine rund 100-jährige Tradition, denn der erste jüdische Karnevalsverein – der „KKK – Kleiner Kölner Klub“ wurde 1922 gegründet. Um Präsident Max Salomon fanden sich damals insbesondere jüdische Textilkaufleute im Klub zusammen. Dass es wieder einen jüdischen Verein im Kölschen Fastelovend gibt, dauerte dann fast 100 lange Jahre: Seit 2019 gibt es die „Kölsche Kippa Köpp“, die damit die erste Karnevalsgesellschaft seit dem Ende des zweiten Weltkriegs sind, die einen jüdischen Hintergrund hat.

Schon leicht vergilbt: Szene aus der Prinzenproklamation 1957. | Foto: Festkomitee Kölner Karneval

Fakten-Konfetti

Karneval in den Medien
Bereits am 28. Januar 1928 übertrug der Kölner Rundfunksender die erste Karnevalssitzung im Radio. Den ersten TV-Bericht vom Kölner Rosenmontagszug gab es 1953, auch wenn ihn wegen fehlender Geräte noch nicht viele sehen konnten. 1955 übertrug das Fernsehen die Prinzenproklamation aus dem Williams-Bau. Und 1958 wurde der Rosenmontagszug erstmals in voller Länge im TV übertragen.

Der „andere Zoch“
Die Veedelszöch am Karnevalssonntag gibt es bereits seit 1933, sie wurden von einem Bürgerausschuss zur Förderung des ursprünglichen Karnevals in den Stadtteilen geschaffen. 1951 riefen dann die Lyskircher Junge gemeinsam mit Lehrern, dem Bürgerausschuss und dem Amt für Kölnisches Brauchtum den ersten gemeinsamen Umzug der Kölner Schulen – den „Schullzoch“ ins Leben. Seit 1952 sind sie als Schull- und Veedelszöch vereint.

Der kürzeste Zoch
Er wird in das kollektive Karnevalsgedächtnis der Stadt eingehen – obwohl er erst zwei Jahre her ist. 2021 war Köln bekanntlicherweise im Griff einer gewissen Pandemie und der Zoch konnte nicht stattfinden. So organisierte das Festkomitee gemeinsam mit dem Hänneschen-Theater und dem WDR einen liebevoll inszenierten Zug im Miniaturformat. Er hatte 177 Puppen und zehn Prunkwagen als Teilnehmer und war 70 Meter lang. Der WDR zeigte den Puppenzoch an Rosenmontag als kleines Trostpflaster für die Jecken.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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