Vielfalt Fehlanzeige
ADAC-Nachtzug-Test: Wie gut reist man von Köln aus?

Nur wenige Metropolen lassen sich von Köln aus bequem über Nacht mit der Bahn erreichen. | Foto: Niklas - stock.adobe.com
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Mit dem Nachtzug bequem in den Urlaub starten – das klingt für viele Menschen durchaus attraktiv. Doch ein Online-Check des ADAC fördert ernüchternde Ergebnisse zutage. Denn nur relativ wenige der möglichen Verbindungen sind aus Verbrauchersicht akzeptabel. Das liegt an hohen Preisen, komplizierten Buchungen und vielen Umstiegen. Ein entspannter Urlaubsbeginn sieht anders aus.

Köln. Abends in den Nachtzug steigen und morgens ausgeruht am Ziel ankommen – gut 40 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, so in den Urlaub zu starten. Wie bequem sich dieser Wunsch verwirklichen lässt, hat der ADAC in einem großen Online-Check von rund 100 potenziellen Nachtzug-Strecken quer durch Europa untersucht. Ernüchterndes Ergebnis: Nur auf 55 Strecken fand der ADAC überhaupt akzeptable Nachtzugverbindungen. Auf der Hälfte dieser Strecken müssen Reisende allerdings mindestens einmal umsteigen.

Geprüft wurden Verbindungen aus sieben deutschen Städten mit Nachtzug-Angebot: Köln, Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Dresden, Hannover. Ziel waren zwölf touristisch attraktive europäische Metropolen: Paris, London, Madrid, Barcelona, Rom, Mailand, Brüssel, Wien, Budapest, Stockholm, Amsterdam und Florenz. Ermittelt wurde immer das zum Testzeitpunkt günstigste Angebot mit Liegemöglichkeit für die Hinfahrt.

Im Realitätscheck beleuchteten die ADAC-Tester 21 beispielhaft ausgewählte Städteverbindungen mit Planung und Buchung über verschiedene Onlineportale. Die Preisspanne für die Hinfahrt lag dabei zwischen 54 Euro und 607,80 Euro. Die Reisedauer betrug zwischen 11:20 und 23:44 Stunden. Preis und Reisedauer steigen deutlich an, je häufiger die Fahrenden umsteigen müssen. „Es gibt viel zu wenige Direktverbindungen, die Verbindungssuche im Internet gestaltet sich unkomfortabel und einige Züge sind richtig teuer. Somit ist der umweltverträgliche Nachtzug innerhalb Europas zu selten eine echte Alternative zu Flugzeug und Auto“, kritisiert Prof. Dr. Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC Nordrhein.

Von den drei untersuchten Nachtzügen ab Köln (Ziele: Budapest, Florenz, Barcelona) war lediglich die Verbindung Köln – Budapest mit leichten Einschränkungen empfehlenswert. Positiv ist hier nach Abfahrt (22.27 Uhr) der lange Nachtzug-Anteil (10:50 Stunden) an der Gesamt-Fahrtdauer (13:52 Stunden), um ausreichend Schlaf zu finden. Der notwendige Umstieg in Wien findet zu einer zumutbaren Zeit um 9.17 Uhr statt. Der günstigste Preis für die gesamte Strecke lag bei 120,90 Euro (DB-Portal).

Als nicht verbraucherfreundlich bewertete der ADAC indes die Verbindungen von Köln nach Florenz (13:22 Stunden) und Barcelona (16:51 Stunden). Beide Züge starten erst kurz vor Mitternacht (23.42 Uhr). Nach Florenz sind zwei, nach Barcelona sogar drei Umstiege nötig, der erste Umstieg jeweils schon um 6.20 Uhr. Der Nachtzug-Anteil beträgt auf beiden Verbindungen nur 6:38 Stunden. Außerdem ist das Angebot teuer. Alleine die Hinfahrt kostet nach Florenz im günstigsten Fall 200,25 Euro und nach Barcelona 226,35 Euro.
Als großes Problem hat sich im Check herausgestellt, dass es keine einheitliche Buchungsplattform für länder-übergreifende Tickets gibt. Die Recherche und der Vergleich von Fahrzeiten, Preisen oder Komfortkategorien sind oft verwirrend und zeitintensiv. Die im Check genutzten Buchungsportale DB-Navigator, Trainline und Rail Europe liefern teils unterschiedliche oder viel zu umständliche Verbindungen.

Eine erfolgreiche Online-Suche garantiert zudem noch keine Buchung, denn oft ist für eine ausgesuchte Verbindung kein Ticket erhältlich. „Die Online-Buchung gleicht nicht selten einem Lotteriespiel, denn die mühsam recherchierte Verbindung ist oft nicht buchbar. Entweder sind die Züge bereits ausgebucht oder sie erscheinen einfach nicht mehr“, sagt ADAC-Experte Suthold. Der ADAC rät deshalb zur schnellen Buchung, das heißt spätestens vier bis sechs Wochen vor Reiseantritt und für die Ferienzeiten möglichst noch früher.
Wenig hilfreich sind bisweilen die Preisangaben. Auch bei der DB waren die Preise für die 21 Testverbindungen nicht durchgängig abrufbar, sodass die Kunden beim jeweiligen internationalen Anbieter anfragen oder direkt am Serviceschalter buchen müssen. So ist es nachvollziehbar, dass laut einer ADAC-Umfrage 53 Prozent der befragten Nachtzug-reisenden für die Buchung ihrer Fahrt lieber zum Schalter oder in ein Reisebüro gehen. Andererseits: Bei drei Viertel der Anfragen überzeugte die DB mit dem günstigsten Angebot, Rail Europe lieferte dies immerhin bei der Hälfte.

Damit das Angebot attraktiver wird, müssen nach Ansicht des ADAC Planung und Buchung deutlich einfacher werden. Dazu zählt eine einheitliche Plattform für den Vergleich und Kauf grenzübergreifender Tickets mit durchgängiger Gültigkeit bei verpassten Anschlüssen.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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