Vor 40 Jahren Kälterekord (-23,4 °C) aufgestellt
Als Köln ein Eisblock war

Foto: Tom Bayer & PawelG -  stock.adobe.com / Montage: EdW
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Mehr als -20 Grad in Köln? Kaum vorstellbar. Doch vor 40 Jahren passierte dies tatsächlich. Am 14. Januar 1985 sank das Quecksilber im Thermometer der Wetterstation am Flughafen auf -23,4 Grad. Der Kälterekord war erreicht, bis heute ist er ungebrochen. Doch wie kam es damals dazu? Und sind solche Extremtemperaturen auch in diesem Winter oder in den kommenden Jahren denkbar?

von Alexander Büge

Köln. Während des Extrem-Winters 1984/85 zeichnete sich jedenfalls schon früh ab, dass es über eine längere Zeit ungemütlich kalt werden würde. Mehr noch: Wochenlang blieb die Temperatur unter dem Gefrierpunkt, ehe am 14. Januar -23,4 Grad erreicht wurden – ein bis heute gültiger Köln-Rekord seit des Starts der ununterbrochenen Wetteraufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes im Jahr 1957.
„Es gab damals eine Situation, dass wir ein Tiefdruckgebiet über dem Mittelmeerraum und Hochdruckgebiete über Skandinavien und den britischen Inseln hatten. Die Kaltluft wurde aus Russland zu uns nach Deutschland, aber auch über Frankreich, Spanien bis nach Marokko und zum Teil sogar bis zu den Kanaren transportiert“, erklärt der Bonner Meteorologe Karsten Brandt von donnerwetter.de im Gespräch mit EXPRESS – Die Woche.

„Das Geschehen damals war deshalb so besonders, da selbst an Italiens Küsten bei Genua geschlossene Schneedecken aufgetreten sind. Die Wetterlage war also nicht nur für Köln der Wahnsinn, sondern eine der unangenehmsten der Region seit dem zweiten Weltkrieg.“
Auch aufgrund des Klimawandels sind ähnlich raue Winter heute allerdings kaum mehr denkbar. Völlig ausgeschlossen werden können sie allerdings nicht: „Normalerweise haben wir überwiegend Südwestwind, der meist milde Luft mitbringt. Sobald Ost- oder Nordostwinde über eine längere Zeit aufkommen und eine direkte Verbindung zu der Kaltluft in Skandinavien oder Russland herstellen, wird es für uns unangenehm kalt“, sagt Brandt. Wetterlagen wie im Winter 1985 seien aber sehr selten. Sie kämen alle paar Jahre vor, allerdings in abgeschwächter Form. Brandt: „Dass wir in den nächsten Jahren nochmals an die Marke von -20 Grad kommen, ist daher möglich. Allerdings wird die Wahrscheinlichkeit mit jedem Jahr geringer.“

Dass es in diesem Winter zu einem solchen Wetterextrem kommt, kann deshalb nahezu ausgeschlossen werden. Denn: Die tiefsten Temperaturen des Winters werden meist Mitte Januar erreicht. Zwar wird es vor allem in der nächsten Woche erstmals in diesem Jahr einige Tage mit Minustemperaturen geben, doch Meteorologen gehen schon ab der übernächsten Woche von deutlich milderem Wetter aus. Und da außergewöhnliche Kältewellen in Köln ab Mitte Februar bisher noch nicht vorgekommen sind, dürfte der Winter 2024/25 kein Winter der Extreme mehr werden.

Deutlich wahrscheinlicher ist hingegen, dass in den nächsten Jahren ein anderes Wetterextrem in Köln erreicht wird. Schließlich wurden die Sommer zuletzt tendenziell immer heißer, sodass der Hitzerekord von 41,1 Grad vom 25. Juli 2019 in den nächsten Jahren durchaus gebrochen werden könnte. „Wenn ich wetten müsste, würde ich sagen, dass es spätestens in fünf Jahren so weit ist“, prognostiziert Brandt. „Wenn wir auf das Jahr 2050 blicken, könnte ich mir gut vorstellen, dass wir bis dahin schon Temperaturen von 43 oder sogar 44 Grad in Köln erreicht haben.“

Auf viel Schnee oder zugefrorene Seen können sich die Menschen in Köln also tendenziell in den nächsten Jahren eher nicht freuen.

Ein Foto vom 16. Januar 1985 belegt: Vor 40 Jahren gab es in Köln jede Menge rutschigen Schnee. | Foto: Ingeborg Spielmans
  • Ein Foto vom 16. Januar 1985 belegt: Vor 40 Jahren gab es in Köln jede Menge rutschigen Schnee.
  • Foto: Ingeborg Spielmans
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Rekorde: Kalt, kälter, am kältesten

  • Köln: -23,4 °C (14. Januar 1985, Köln-Wahn)
  • Deutschland: -45,9 °C (24. Dezember 2001, Funtensee bei Berchtesgaden auf 1600 Metern)
  • Europa: -53,0 °C (13. Dezember 1941, Malgovik, Schweden)
  • Welt: -93 °C (2018, Antarktis)

Wie in Köln bei Kälte geholfen wird

Köln. Die Winterhilfe der Stadt Köln läuft bereits seit dem 1. November. Ziel ist es, obdachlosen Menschen in der kalten Jahreszeit einen zusätzlichen Schutz vor Kälte und Nässe zu ermöglichen. Extreme Temperaturen oder Schneefälle führen dazu, dass auch Menschen eine Unterkunft wünschen, die bei normalen Witterungsbedingungen auf der Straße leben und in dieser Zeit bestehende Übernachtungs- und Unterbringungsangebote ablehnen. Die Winterhilfe besteht bis zum 31. März.

Sie umfasst mehrere Angebote. So bietet die Stadt Köln in enger Kooperation mit dem Sozialdienst Katholischer Männer e. V. (SKM) und dem Sozialdienst katholischer Frauen e. V. (SkF) im Rahmen der Winterhilfe, wie bereits im vergangenen Jahr, die Möglichkeit eines ganztägigen Aufenthaltes auf dem Gelände in der Ostmerheimer Straße 220 zum Schutz vor Winterkälte für obdachlose Menschen an.
Der SKM bietet zudem eine 24-Stunden-Erreichbarkeit über das Winterhilfetelefon und das Winterhilfepostfach unter 0221/56097310 oder winterhilfetelefon@skm-koeln.de an.

Darüber hinaus suchen Mitarbeiter der Stadt Köln und der Träger der Freien Wohlfahrtspflege bei sogenannten Kältegängen gezielt Plätze auf, die über das Winterhilfetelefon gemeldet wurden oder die als Plätze, an denen sich Obdachlose aufhalten, bekannt sind. Die angetroffenen Personen werden vor Ort über die Unterstützungsangebote der Stadt Köln informiert.

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Ein Foto vom 16. Januar 1985 belegt: Vor 40 Jahren gab es in Köln jede Menge rutschigen Schnee. | Foto: Ingeborg Spielmans
Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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