Anerkennung und Abwechslung
Angehörige, Betreuende und Demenzerkrankte schippern über den Rhein

(v.l.) K. Regenbrecht (TANDEM), C. Goos (KFA), A. Peck (DUO), J. Rühl (DUO), M. Schneider (Zick für dich) | Foto: Mongi Taleb
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  • (v.l.) K. Regenbrecht (TANDEM), C. Goos (KFA), A. Peck (DUO), J. Rühl (DUO), M. Schneider (Zick für dich)
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Angehörige, ehrenamtlich Betreuende und Demenzerkrankte verbrachten eine einstündige Panoramafahrt auf dem Rhein. Veranstaltet wurde die KD-Schifffahrt von den Haushaltsunterstützenden Diensten. DUO, einer der zwölf Unterstützungsdienste für Demenzkranke der Stadt Köln, organisierte die Tour.

„Meine Mutter war bereits am Morgen aufgeregt, so sehr hat sie sich auf die heutige Bootstour gefreut“, erzählte eine Passagierin beim Verlassen des Schiffes. Ein anderer Begleiter war ebenfalls hell auf begeistert: „So lebhaft habe ich meinen Vater lange nicht mehr erlebt. Er war neugierig und interessiert, hat mit staunendem Blick die Landschaft betrachtet und war wie ausgewechselt“, erklärt er. „Es war einfach wunderbar, ihn so zu erleben!“

Einstündige Schifffahrt

Anlass für diese gute Resonanz bot eine Panoramafahrt auf dem Rhein. Auf der Köln-Düsseldorfer Rheinfantasie legten rund 200 Personen pünktlich am Nachmittag ab. Die Gesellschaft setzte sich aus demenziell Erkrankten, Angehörigen und Betreuenden der häuslichen Unterstützungsdienste der Stadt Köln zusammen. Kaum waren alle Reisenden an Bord sowie Rollstuhlfahrerinnen und -Fahrer mit dem Aufzug in die erste Etage transportiert, legte das Schiff zur einstündigen Fahrt ab. Während es Richtung Rodenkirchen und anschließend zurück Richtung Mülheim fuhr, servierte das Bordpersonal Waffeln mit Sahne und heißen Kirschen und schenkte frischen Kaffee ein. Bei guter Stimmung kamen die Passagiere schnell ins Gespräch oder genossen einfach das Rheinpanorama.

„Logistisch war diese Veranstaltung zwar eine große Herausforderung. Aber es hat sich gelohnt“, erklärt Jenny Rühl, ASB Köln-Koordinatorin und Fachbereichsleiterin von DUO. Sie und ihre Stellvertreterin Angela Peck haben die Veranstaltung federführend für die häuslichen Unterstützungsdienste organisiert. „Wir haben so viel Zuspruch bekommen – darüber freuen wir uns sehr“. DUO ist eine von insgesamt zwölf Begleitdiensten im Kölner Stadtgebiet. Gemeinsam mit der Kölner Freiwilligen Agentur e. V. vermitteln sie engagierte Menschen, die Lust und Zeit haben, sich um Menschen mit Demenz zu kümmern.

Die Leere füllen
So wie Gisela Wagener. Die sportliche 80-Jährige betreut Katharina Clesius (88 Jahre). Sie lebt bei ihrer Familie und freut sich jedes Mal über den Besuch von Gisela, die sie einmal die Woche für zwei Stunden besucht. „Wir spazieren mit dem Hund zur Grabstätte ihres verstorbenen Mannes. Oder ich lese ihr aus einer Biografie einer Künstlerin vor. Beide haben ähnliche Lebensverläufe – und auch Katharina erzählt dann Geschichten aus ihrer Vergangenheit.“

Jenny Rühl brachte die beiden Frauen zusammen. Durch eine Anzeige in der Zeitung wurde Gisela Wagener auf den Dienst von DUO aufmerksam. „Nachdem dem Tod meines Mannes hatte ich viel Zeit. Und diese Leere wollte ich mit etwas Sinnvollem füllen“, sagt Gisela Wagener. Bei einer Infoveranstaltung zur Vorbereitung auf die anschließende Schulung traf sie auf eine Bekannte, die sie aus den Augen verloren hatte. „Wir machten gemeinsam die Fortbildung zur Betreuerin. Heute sind wir befreundet und fahren sogar gemeinsam in den Urlaub“. Für Gisela Wagener ist die Arbeit bei DUO eine Aufgabe und ein Gewinn – ebenso für Katharina Clesius und ihre Familie. Die Besuche der Betreuerin bringen Abwechslung in das Leben der Demenzerkrankten, während die pflegende Familie entlastet wird. Zumindest für ein paar Stunden. „Als Dank werde ich mit selbst gezogenem Gemüse aus dem Garten verwöhnt“, freut sie sich. Neben Wertschätzung gibt es weiterhin einen finanziellen Ausgleich, der aus den Töpfen der Pflegekasse ausgezahlt wird.

Wertvolle Zeit
„Diese Fahrt ist eine schöne Anerkennung für unsere Arbeit. Zudem ist es eine gute Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und im Gespräch zu bleiben“, sagt Melanie Kunkel. Sie schenkt wie Hans-Dieter Bläser und Michael Bersch ehrenamtlich bei DUO ihre freie Zeit. Sie sind sich einig, dass die Zeit, die sie mit Demenzkranken verbringen, besonders wertvoll ist.


Freiwillige Dienste für Demenzerkrankte

„DUO ist nur einer der insgesamt zwölf häuslichen Betreuungsdienste im Kölner Stadtgebiet“, erklärt Jenny Rühl. „Wir sind für die Innenstadt und Rodenkirchen zuständig. Aber in ganz Köln gibt es gut ausgebildete Helferinnen und Helfer“. Bevor die Ehrenamtlichen ihren Dienst aufnehmen dürfen, müssen sie eine mehrstündige Schulung besuchen. „Diese ist wichtig, damit sie den qualifizierten Umgang mit demenziell Erkrankten erlernen und wissen, worauf sie achten müssen“, sagt Rühl. „Wir, aber auch die anderen Dienste, bieten diese Schulungen regelmäßig an. Sprechen Sie uns gerne an – und vielleicht sind Sie dann ja beim nächsten Treffen mit an Bord!“

Kontakt und Infos
Sie haben Zeit und Lust, sich für demenziell Erkrankte zu engagieren? DUO informiert Sie gerne, welche häuslichen Betreuungsdienste in Ihrem Stadtbezirk aktiv sind und wie sich schulen lassen können.

Interessierte melden sich bei DUO (0221-66007-197 oder duo@asb-koeln.de). Sie leiten Ihr Anliegen dann an den für Sie zuständigen Dienst weiter.

(v.l.) K. Regenbrecht (TANDEM), C. Goos (KFA), A. Peck (DUO), J. Rühl (DUO), M. Schneider (Zick für dich) | Foto: Mongi Taleb
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EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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