Weihnachten hinter Gittern
Bescherung in der JVA Ossendorf
von Hans-Willi Hermans
Ossendorf. Tolle Überraschung für die 200 weiblichen Insassen der JVA Ossendorf, und das noch vor Heiligabend. 200 große rote Tüten, vollgepackt mit Geschenken, übergaben Mitglieder des Soroptimist International Club Köln und des Sozialdiensts Katholischer Frauen (SKF) in der Kirche der Justizvollzugsanstalt stellvertretend an zwei der Insassen. „Vor allem sind wir sehr dankbar, dass jemand an uns denkt und sich die Mühe macht, Tüten für uns zu packen“, sagte Alina bei der kleinen Feier, noch bevor sie sich den Inhalt genauer angesehen hatte.
Mithäftling Claudia, die wie Alina ihren Nachnamen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, riskierte dann doch einen Blick und freute sich riesig, als sie die Kosmetik- und Pflegeartikel entdeckte. „Produkte mit einer solchen Qualität sind hier kaum zu bekommen. Das ist besonders wichtig für die vielen Frauen, die kein Geld haben und sich so etwas nicht leisten können.“ Einige, erzählt Alina, bekämen noch nicht einmal Besuch. Aber auch Angehörige dürfen den Insassen aus Sicherheitsgründen keine Päckchen mehr übergeben.
Das traf sogar die Frauen des Soroptimisten-Clubs. Sie durften keine vorgepackten Tüten abgeben, sondern mussten die Artikel einzeln anliefern und dann in der JVA verpacken: löslicher Kaffee, der ebenfalls für leuchtende Augen sorgte, dazu Spekulatius, Kerzen, Taschentücher. „Soroptimist“ kommt aus dem Lateinischen und soll so viel wie „die beste aller Schwestern“ bedeuten, wie Ingeborg Arians, Vorsitzende des Fördervereins Soroptimist International Köln, erklärte. Der Club wurde in den 1920er-Jahren in den USA gegründet und ist heute eine weltweite Organisation, der rund 75 000 Frauen angehören. Sie kümmern sich um andere Frauen, die in schwierigen Situationen zurechtkommen müssen, die Kölner Abteilung hat 55 Mitglieder.
Die rund 800 männlichen Insassen der JVA allerdings gingen leer aus. Damit hätten sich der CFK, der in der Anstalt Beratungen anbietet, und die Soroptimistinnen wohl auch übernommen. Denn die nötigen Spenden für solche Aktionen einzuwerben, ist angesichts der Gesamtlage derzeit nicht ganz einfach. Die Weihnachtsaktion in der JVA aber fand zum fünften Mal statt, und nicht nur JVA-Leiterin Angela Wotzlaw hofft, dass es im kommenden Jahr wieder klappt.
In der JVA stehen jetzt erst mal Feiern an. „Ein großes Fest findet wohl nicht statt, aber die Stationen sind geschmückt und an Heiligabend ist Umschluss, da feiern wir mit unseren besten Freundinnen“, erzählt Claudia. Gegessen wird natürlich auch: „Aber eher traditionell, Würstchen mit Kartoffelsalat“, ergänzt Alina, „und wir kriegen einen dicken Stollen.“
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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