Bücherwelten im Wandel
Bibliotheken vor modernen Herausforderungen

Für Bettina Scheurer von der Zentralbibliothek Köln haben in der Bibliothek sowohl modernste Technik als auch das altbewährte Medium Buch ihren Platz. | Foto: Mielke
  • Für Bettina Scheurer von der Zentralbibliothek Köln haben in der Bibliothek sowohl modernste Technik als auch das altbewährte Medium Buch ihren Platz.
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Köln - (pm). Schmucklose Räume, hohe Regale mit Büchern, geordnet nach
Sachgebieten, ein paar Tische und unbequeme Stühle, ansonsten nichts
als ehrfürchtige Stille. So oder so ähnlich sah bis vor gar nicht so
langer Zeit eine typische Bibliothek aus. Doch spätestens mit dem
Aufkommen der neuen Medien haben sich auch die Ansprüche an die
Bibliotheken gewandelt.

Die Kölner Zentralbibliothek hat die „Zeichen der Zeit“ recht
früh erkannt und wurde nicht zuletzt deshalb 2015 mit dem Titel
„Bibliothek des Jahres“ ausgezeichnet. Schon der Eingangsbereich
macht deutlich, dass Kommunikation hier groß geschrieben wird. An den
zahlreichen Terminals können die Kunden ihre Medien mittels
Radiofrequenztechnik (RFID selbst verbuchen, wodurch die Mitarbeiter
mehr Zeit für die Beratung und Betreuung haben. „Wir wollen mehr
mit den Menschen tun als mit den Medien“, erklärt Bettina Scheurer
vom Projektmanagement der Stadtbibliothek Köln. Ein Lounge-Bereich,
in dem sich auch aktuelle Ausgaben beliebter Zeitschriften befinden,
lädt zum Schmökern in gemütlichen Ledersesseln ein, bei Bedarf mit
einer Tasse Kaffee, Cappuccino oder Tee. Gleichzeitig ist diese Lounge
so etwas wie das „kulturelle Herz“ des Gebäudes, da hier abends
Lesungen bekannter Autorinnen und Autoren oder Vortragsveranstaltungen
zu gesellschaftlichen oder aktuellen wissenschaftlichen Themen
stattfinden. So wird die Bibliothek zum öffentlichen Bildungsort und
bietet Raum für gesellschaftliche Debatten, oder wie Barbara
Schleihagen, Geschäftsführerin des Deutschen. Bibliotheksverbands e.
V. und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung Lesen,
formuliert, „Orte des Treffens und der Informationsversorgung“.
Die Kernaufgabe der Bibliotheken sieht sie allerdings nach wie vor in
der Leseförderung, ein Anspruch, der sogar in Artikel 5 des
Grundgesetzes festgeschrieben ist. Spätestens seit den Entwicklungen
des Jahres 2015 haben die Bibliotheken laut Schleihagen eine weitere
wichtige Aufgabe: die „interkulturelle Integrationsarbeit“. Ihr
versuchen die Bibliotheken mit fremdsprachiger Literatur,
zweisprachigen Lesungen, Sprachkursen, Selbstlernkursen und
ehrenamtlichem Engagement gerecht zu werden.
Seit etwa zehn Jahren konkurrieren die E-Books mit ihren gedruckten
Pendants, sodass die Ausleihe von E-Books und E-Book-Readern,
begleitet von kostenlosen Beratungsangeboten rund um das digitale
Lesen, mittlerweile einen wesentlichen Aspekt des Bibliotheksbetriebs
ausmacht.
Um neue technologische Entwicklungen rasch erkennen zu können,
studiert die Leitung der Stadtbibliothek Köln auch regelmäßig
wissenschaftliche „trend reports“, und so stand den Nutzern schon
früher als in mancher Universität ein 3D-Drucker zur Verfügung.
Immer samstags besteht für die Möglichkeit zum 3D-Druck und
mittlerweile wurden bereits über 400 Drucklizenzen erteilt.
Eine umfangreiche Blindenhörbibliothek vervollständigt das Angebot
der Zentralbibliothek und trägt dem Anspruch auf größtmögliche
barrierefreiheit Rechnung, einem weiteren Aspekt, der beim Bau und der
Ausstattung der meisten deutschen Bibliotheken noch nicht oder nur
unzureichend berücksichtigt wurde.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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