Vor dem Urlaub spenden gehen
Blut für Köln: Heldentat im Sitzen
Blutspenden retten Leben, und zwar jeden Tag: Aber nur einmal jährlich, immer am 14. Juni, erinnert der Internationale Weltblutspendetag an die Bedeutsamkeit von Blutspenden für eine optimale medizinische Versorgung aller Bürger, egal wie jung oder alt. Dazu kommt das Phänomen, dass gerade vor den Sommerferien die Zahl der Blutspenden nachlässt. Dabei ist eine Spende im Grunde keine große oder gar gefährliche Sache. Der EXPRESS - Die Woche hat beim DRK-Blutspendedienst West, der Uniklinik Köln und den Kliniken der Stadt Köln nachgefragt und Fakten zusammengetragen, die eine Entscheidung für eine Spende hoffentlich erleichtern.
1. Mit einer Spende Leben retten: Wie geht das eigentlich?
Menschen können bei einem hohen Blutverlust – Unfall oder bei Operationen – im schlimmsten Fall verbluten. Und eine Blutkonserve reicht meist nicht, zum Teil sind mehr als 20 notwendig, um das Leben zu retten. Auch an Krebs erkrankte Patienten, Frühgeborene und (Klein-) Kinder brauchen Blutspenden. Im Grunde hilft jeder Spender sogar drei Mal. Aus jeder Blutspende werden die einzelnen Blutbestandteile herausgearbeitet (Rote Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma), die dann je nach medizinischem Bedarf eingesetzt werden. Blutpräparate sind bereits nach 24 Stunden für den Patienteneinsatz verwendbar.
2. Es gibt aktuell zu wenige Spender. Ab wann wird es eigentlich kritisch?
Kritisch wird es immer dann, wenn über einen längeren Zeitraum weniger Blut gespendet wird als benötigt. Dies ist immer dann der Fall, wenn Menschen sehr mobil sind, also in den Ferien oder über die Feiertage bei gutem Wetter. Das DRK versucht immer vier bis fünf Tage versorgen zu können. Eine rote Linie ist aber schon erreicht, wenn der Lagerbestand an Blutpräparaten auf zwei Tagesreichweiten rutscht.
3. Wie kann der alljährliche Engpass in den Sommerferien vermieden werden?
Die Uniklinik versucht es mit zusätzlichen Anreizen wie Gewinnspiele, Bonusprogramme und Sonderveranstaltungen. Das DRK versucht mit Kampagnen wie der #missingtype-Aktion darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig Blutspenden sind und dass das Thema früher oder später alle angeht. Im Grunde kann jeder in eine Situation kommen, in der man selbst Blut benötigt. Die Lösung, einen jährlichen Engpass zu vermeiden, sei einfach wie einleuchtend: ein größerer Spenderstamm. Wenn also mehr Menschen regelmäßig Blut spenden würden, wäre das ganze Versorgungssystem stabiler. Weil der Kreis der Blutspendenden aber zu klein ist, wirken sich Ferienzeiten immer wieder schmerzhaft aus.
4. Wie viele Kölner müssten ab jetzt pro Tag spenden, um eine optimale Versorgung zumindest in den Sommerferien sicherzustellen?
Ganz grundsätzlich wäre eine größere Spendebereitschaft wichtiger. Für Köln würde das bedeuten, dass etwa sechs Prozent der Bevölkerung Blut spenden. Derzeit liegen die Zahlen des DRK weit darunter. Allein die Uniklinik benötigt circa 100 bis 120 Blutspenden pro Tag.
5. Und wie geht es nach den Sommerferien weiter?
Das DRK befürchtet wieder die typische „Sommerdelle“. Das heißt, dass auch die direkte Zeit nach den Ferien schwierig bleibt. Dann machen alle Urlaub, die nicht an die Schulferien gebunden sind. Daher der dringende Appell, noch vor den Ferien oder direkt nach dem Urlaub Blut zu spenden. Generell gilt: Der Mangel an Blutspenden besteht ganzjährig. Darum bitten die Kliniken Köln, DRK und de Uniklinik rund ums Jahr aktiv um Blutspenden.
6. Was sind die größten Hemmnisse für eine Blutspende?
Eine Vermutung könnte die sogenannte Schwellenangst sein, eine Hemmung gegenüber unbekannten Situationen. Da ist der Vorschlag des DRK interessant: Wer sich noch nicht sicher ist, kann ganz einfach vorbeikommen und sich eine Blutspende einfach mal anschauen. An weiteren Informationsmöglichkeiten mangelt es im digitalen Zeitalter auch nicht. In Köln informieren DRK, Uniklinik und auch die städtischen Kliniken immer wieder intensiv. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) stellt Infos bereit.
7. Wie können Erstspender generell überzeugt werden?
Um Menschen zu einer ersten Blutspende zu bewegen, sollte man sie über den Kopf und das Herz erreichen. Wenn jeder versteht und fühlt, worum es geht und wem man hilft, ist das die größte Motivation. Erfahrene und begeisterte Mehrfachspender gibt es viele. Es fühlt sich auch gut an, wenn durch einen eigentlich minimalen Aufwand Leben gerettet werden kann.
Wichtig ist es auch, dass die Menschen erfahren, wofür und für wen Blutspenden benötigt werden, wie sie verwendet werden und dass alle beteiligten Organisationen ethisch und verantwortungsvoll mit diesem gespendeten Lebenssaft umgehen.
8. Was sollten Erstspender unbedingt wissen?
Dass man sich auf jeden Fall vorbereiten sollte. Zum einen sollte unnötiger Frust vermieden werden. Da wird Zeit investiert und vor Ort kann man dann doch nicht spenden. Um das auf jeden Fall zu vermeiden, helfen das DRK mit einer kostenfreien Hotline unter 0800-1194911 sowie die Uniklinik Köln mit vielen Infos auf ihrer Homepage transfusionsmedizin.uk-koeln.de/blutspendezentrale weiter.
Folgendes sollte bekannt sein: Am Tag der Blutspende viel trinken (zwei bis drei Liter Wasser oder Tee) und auch essen, zudem an den Personalausweis oder Führerschein denken.
9. Welche Vorteile hat man als Spender?
Auch wenn im Vordergrund steht, anderen Menschen helfen zu wollen: Jede Blutspende ist auch ein kleiner Gesundheitscheck für den Spender selbst. Vitalwerte und der Eisenwert des Blutes werden jedes Mal gecheckt. Und danach gibt es eine Laboruntersuchung auf HIV, Hepatitis A, B, C und E, Syphilis und den Parvovirus B19 (Erreger der Ringelröteln). Zudem kennen tatsächlich die wenigsten Menschen ihre eigene Blutgruppe – nach der Blutspende ist man um diese wichtige Information reicher. Zudem überreicht die Uni für Erstspender ein Geschenk
10. Was kann bei einer Spende schlimmstenfalls schiefgehen?
Ein Bluterguss und ein Schwindelgefühl. Generell werden Spender immer über mögliche Risiken aufgeklärt. Die gute Nachricht: Jeder hat es selbst in der Hand, seinen Kreislauf stabil zu halten. Wird einem schwindelig, bleibt man einfach länger auf der Liege. Zur Erinnerung: richtig Trinken und Essen nicht vergessen. Selten kommt es vor, dass nach einer Blutspende ein blauer Fleck an der Einstichstelle bleibt. Zur Beruhigung: Während der Blutspende ist immer ein Arzt oder eine ärztin anwesend. Auch wenn es viele Menschen Überwindung kostet, mit einer Nadel im Arm einen halben Liter Blut zu spenden, so ist es doch eine sehr sichere Sache, die auch nicht wehtut. Ein Tipp: Zwicken Sie sich einmal in die Armbeuge, ungefähr so fühlt sich der Piks der Nadel an, mit diesem „Schmerz“ rettet man bis zu drei Leben.
11. Und wem genau hilft meine Spende?
Das meiste gespendete Blut wird in Form von Blutpräparaten in der Krebstherapie eingesetzt (fast 20 Prozent). Die Behandlungen von Herz-Kreislauferkrankungen und Magen-Darm-Krankheiten folgen darauf. Natürlich wird Blut aber auch besonders schnell bei der Behandlung von Unfallopfern benötigt. Werktäglich werden in Deutschland rund 15 000 Blutspenden benötigt. So erstaunlich es klingt: Der hohe Bedarf ist dabei in erster Linie die Folge des medizinischen Fortschritts und der Tatsache, dass wir alle immer älter werden. Sehr viele Behandlungen sind nur dank moderner Transfusionsmedizin möglich. (bn)
Hier kann immer Blut gespendet werden:
Universitätsklinikum Köln (AöR)
Kerpener Straße 62 – Telefon: 0221/47 84 805
Geöffnet: Mo.-Mi. 12-19 Uhr, Do.-Sa. 7.30-14 Uhr
transfusionsmedizin.uk-koeln.de
Krankenhaus Merheim
Ostmerheimer Strasse 200 – Telefon: 0221/89 07 37 21
Geöffnet: Mo. 12-18.30 Uhr; Mi. 13.30-20 Uhr; Fr. 7-11 Uhr
City-Blutspende / Innenstadt Köln
Breite Straße 2-4, Tel.: 0221/71 66 894
Geöffnet: Mo. 12-18.30 Uhr; Di. 13.30-20 Uhr;
Do. 12-18.30 Uhr
DRK-Blutspendezentrum Köln
Neumarkt 25 – nach vorheriger Terminreservierung unter drk-blutspende.de. Unter dieser Adresse werden auch weitere Möglichkeiten zum Spenden angezeigt.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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