Tierische Ausbildung für Kölner Zusteller
Briefträger-Training mit Biss

Hunde verteidigen ihr Revier, manche sind ziemlich schnell. Trainings-Hund Clip „fasst“ aber garantiert nur Pakete. | Foto: Hermans
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1800 Bisse pro Jahr: Briefträger und Paketboten haben ohnehin keinen einfachen Job. Wenn dann im Zustell-Alltag auch noch Hunde ins Spiel kommen, wird es oft gefährlich. Deswegen lud die Deutsche Post in Müngersdorf zum Hundetraining für Briefträger. Und die waren gleich negativ beeindruckt von Trainingshund Clip ...

von Hans-Willi Hermans

Müngersdorf. Der Hund hinter dem improvisierten Gartenzaun aus roten Kisten bellt laut und aufgeregt, reißt an seiner Leine, die Ohren sind nach hinten gelegt. Sein Besitzer lockt den Paketzusteller, näher an den Zaun heranzutreten: „Nun geben Sie mir doch endlich das Paket.“
Doch der Zusteller weigert sich: „Nein, ich stelle es lieber hier ab, Sie können es dann holen.“ Dabei macht er einen Schritt nach vorn, und es ist ein Schritt zu viel: Der belgische Schäferhund reißt sich los, springt mit einem gewaltigen Satz über den Zaun und hat das Paket schon im Maul, bevor er den Boden wieder berührt. In Sekundenschnelle ist es völlig zerfetzt.

Eine eindrucksvolle Vorstellung, die Schäferhund Clip und Hundetrainer Uwe Graute da abliefern. Die rund zehn Zusteller der Deutschen Post, die sich in der Zustellbasis an der Oskar-Jäger-Straße zum Hundetraining getroffen haben, sind sprachlos angesichts der Wucht und Schnelligkeit des Angriffs.

Einige von ihnen haben ähnliche Situationen schon einmal erlebt, eine wurde sogar schon gebissen, was statistisch gesehen aber nicht allzu häufig vorkommt: „Im vergangenen Jahr hatten wir bundesweit 1800 Fälle, in 1000 Fällen waren die Verletzungen so schwer, dass die Mitarbeiter für einen oder mehrere Tage ausfielen“, erzählt Dieter Schumachers, Pressesprecher der DHL-Group.
Wohlgemerkt: Bei 118 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die 2022 mehr als 14 Milliarden Briefe und knapp 1,7 Milliarden Pakete auslieferten.

„Unsere Einstellung ist: Jeder Biss ist ein Biss zu viel“, sagt Schumachers jedoch. Deshalb werde den Zustellern bei Konflikten mit Hundebesitzern konsequent der Rücken gestärkt. Michael Pfaff, der Kollege von Hundetrainer Graute, kommentiert die Gartenzaun-Szene: „In so einer Situation sollten Sie nicht lange zögern, sondern das Paket einfach abstellen oder dem Kunden sagen, dass er es besser an der Packstation abholt.“ Und bloß nicht füttern oder streicheln – oder dem Besitzer trauen, wenn er sagt: „Der will nur spielen.“
Die Mitarbeiter sind auch gehalten, ihrer Zustellzentrale solche „gefährlichen Adressen“ zu melden. Die werden dann nicht mehr direkt beliefert. Dieter Schumachers sagt, die Post rede mit den Hundebesitzern in jedem Fall über mögliche Lösungswege.

Konfliktträchtig seien Einfamilienhäuser mit Vorgarten, bei denen der Briefkasten an der Haustür hängt. Den könne man auch an der Gartentür anbringen, so Schumachers. „Manche Leute sind aber beratungsresistent.“
Auch Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sind nicht ohne. Wenn es hinter der Tür knurrt und Zusteller die Quittung für ein Einschreiben benötigen, sollen sie einfach den Türknopf festhalten, damit die Tür nur einen Spaltbreit geöffnet werden und der Hund nicht nach draußen kann.

Die Hundetrainer zeigten auch, wie man auf dem Gehweg an einem angeleinten Hund vorbeigeht. „Immer den Hundebesitzer zwischen sich und dem Hund behalten“, rät Pfaff. „Sonst hängt Ihre Hand beim Vorbeigehen in Höhe des Hundekopfs. Das wollen Sie nicht.“

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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