Hier hilft Köln
Das Interview mit dem Blau-Gelben Kreuz
von Holger Bienert
Köln. Die Welle der Flüchtlinge aus der Ukraine hat längst Köln erreicht. Gemeinsam mit lokalen Hilfsorganisationen nimmt sich die Stadt der hilfesuchenden Menschen an, vermittelt Unterkünfte und das Nötige zum Leben. Mit dabei ist auch der Deutsch-Ukrainische Verein „Blau-Gelbes Kreuz“. 2014 als Initiative gestartet, kümmerten sich die Ehrenamtlichen in erster Linie um Kinder, die durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine Schreckliches erlebten. Seit dem russischen Angriff am 24. Februar realisiert der Verein zudem Hilfsleistungen, um Ukrainer in ihrem Land zu unterstützen. „EXPRESS – Die Woche“ sprach mit der Vorsitzenden des Vereins, Linda Mai, sowie der ehrenamtlichen Helferin Natalie Nothstein.
Wie groß ist die Hilfsbereitschaft der Kölner?
Linda Mai: Einfach unglaublich. Ich bin davon immer wieder aufs Neue überrascht. Vom ersten Tag an fuhren Autos fast im Minutentakt vor und es bildeten sich Warteschlangen. Mit Köln verband mich schon vorher eine große Liebe. Die Menschen hier bestätigen das wieder.
Haben Sie denn genug Helfer, um den Andrang zu bewältigen?
Mai: Einige Ehrenamtliche sind schon seit den Anfängen dabei. Und sehr viele Helfer sind in den vergangenen Wochen dazugekommen. Geholfen haben uns Aufrufe der Lutherkirche, der Goldenen Jungs und NANDINI in den sozialen Medien. So hat auf Instagram die Kölner Influencerin Novalanalove ihre 1,6 Millionen Follower zum Unterstützen aufgerufen. Ohne die freiwilligen Helfer, die größtenteils berufstätig sind, könnten wir das alles gar nicht meistern. Wir brauchen immer helfende Hände in unserem Sachspendenlager in der Marktstraße und auch am Breslauer Platz hinter dem Kölner Hauptbahnhof.
Liegt das Hauptaugenmerk der Arbeit jetzt eher auf den ankommenden Flüchtlingen oder auf Hilfsleistungen für die Ukraine?
Mai: Wir versuchen beides. Dazu muss man sagen, dass sich beide Bereiche stetig verändern. Deshalb möchte ich alle Helfer bitten, sich regelmäßig auf unserer Homepage und über Social Media zu informieren, was aktuell benötigt wird. Die Stadt übernimmt seit letzter Woche die Koordination der Unterkünfte für Geflüchtete. Wir helfen in den verschiedenen Unterkünften und versorgen die Geflüchteten, zum Beispiel mit SIM-Karten, Hygieneartikeln und begleiten sie bei Behördengängen oder Arztbesuchen. Zu den Hilfeleistungen für die Ukraine kann ich sagen, dass wir von dem polnischen sowie dem ukrainischen Konsulat Bedarfslisten bekommen. Wir unterstützen auch Krankenhäuser mit Medikamenten. Die Konsulate helfen uns auch, dass Lieferungen in die Städte gelangen, die sie dringend brauchen. Auch wenn es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.
Wie kommen die Sachen von Köln aus dahin, wo sie gebraucht werden?
Mai: Alle Sachspenden werden bereits in unserem Lager gleichmäßig nach Themen auf Paletten sortiert und zusammengepackt. Mehr Material geht nur an die Kinderkrankenhäuser. Für den Transport haben Polen und Rumänien eigens Korridore geschaffen. An der Grenze wechseln die Paletten auf ukrainische Fahrzeuge. Man darf nicht vergessen, dass die Fahrer ihr Leben für die Transporte riskieren. Auch deshalb stehen wir im regelmäßigen Kontakt mit staatlichen Behörden der Ukraine.
Wie viele Stunden arbeiten Sie und Ihre Helfer eigentlich?
Natalie Nothstein: Sagen wir mal, dass die Hauptamtlichen nur zwischen drei und vier Stunden pro Nacht schlafen. Alle haben Familie in der Ukraine. Eine schwierige und emotionale Situation und eine enorme Belastung. Da dient die Arbeit mit Sicherheit auch der Ablenkung. Andere Ehrenamtliche sind im Laufe der vergangenen Wochen dazugekommen. Ich selbst habe am Lager nur meine Spende abgeben wollen und helfe seitdem mit.
Welche Spenden werden jetzt am dringendsten gebraucht?
Nothstein: Aktuell können wir ukrainisch-deutsche Wörterbücher gebrauchen, egal ob für Kleinkinder oder Erwachsene, neu oder alt. Wir nehmen alles. Auch Sneaker in großen Größen für Jugendliche werden jetzt benötigt. Auf unserer Homepage bgk-verein.de steht immer aktuell im Newsticker, wie man uns unterstützen kann.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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