Nur 17% der Sporthallen ohne Mängel
Das Kölner Hallen-Chaos

In der Turnhalle der KGS Kupfergasse in Urbach hat sich Schimmel unter dem Hallenboden ausgebreitet (Archivbild Dezember 2022).  | Foto: pep
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  • In der Turnhalle der KGS Kupfergasse in Urbach hat sich Schimmel unter dem Hallenboden ausgebreitet (Archivbild Dezember 2022).
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Von rund 280 Sporthallen in Köln haben nach Angaben der Stadtverwaltung 82 Prozent deutliche oder schwerwiegende Mängel. Sportvereine müssen Angebote streichen, Schulsport kann nicht mehr stattfinden. Schon vor Corona steckte der Kölner Hallensport in der Krise. Und die hat sich nach der Pandemie nicht abgeschwächt, im Gegenteil. Jetzt möchte die Politik handeln. Wie – und was der Stadtsportbund dazu sagt – lesen Sie hier.

von A. Büge & A. Kuffner

Köln. Feuchte und schimmlige Böden, kaputte Trainingsgeräte, marode Toiletten – die Liste der Defizite in Kölns Sporthallen ist lang. So lang, dass die Stadt von November 2021 bis Juni 2022 ein ganzes Team aus Architekten, Ingenieuren und Sportwissenschaftlern losgeschickt hat, um alle städtischen Sportanlagen zu begutachten. Im Bereich der Sporthallen kam dabei heraus, dass nur 17 Prozent in einem guten Zustand sind.

Redet Klartext: Sportbund-Vorsitzender Peter Pfeifer. | Foto: Stadtsportbund Köln

Ein Prozent ist völlig unbenutzbar und 82 Prozent eben teils stark mängelbehaftet. Von diesen ist jedoch eine hohe Zahl weiterhin in Betrieb, nur eben mit teils großen Defiziten. Beispielsweise zieht es dort im Winter kalt durch die Fenster oder es tropft von der Decke statt aus der Dusche.
Der Kölner Stadtsportbund hält als Dachverband die Hand über rund 650 Sportvereine und 300 000 Sporttreibende in Köln. Sein Vorsitzender Peter Pfeifer (70) begrüßte damals die zurückliegende Initiative der Stadt, den Zustand aller Sportstäten zu prüfen.

„Aber die desolate Lage liegt nun seit Monaten transparent auf dem Tisch – jetzt muss auch endlich etwas passieren“, fordert er. Und Pfeifer ergänzt: „Unsere eigene Befragung unter den Vereinen hat im Übrigen noch mehr Mängel aufgedeckt, als die Stadt bekannt gegeben hat.“

Desolate Zustände: Regen tropft durch die Decke der Turnhalle in der GGS Hauptstraße in Porz. | Foto: Simon

Und tatsächlich will die Politik jetzt handeln. Das Mehrheitsbündnis im Stadtrat aus Grünen, CDU und Volt fordert ein Maßnahmenpaket für die Sanierung und den Neubau von Sporthallen mit Schul- und Vereinsnutzung. Das wollen sie dem Rat bei seiner Sitzung am 23. März zur Abstimmung vorlegen.
Allerdings lautet eine der Forderungen aus dem Papier, dass das Dezernat IV der Stadt innerhalb dieses Jahres einen Plan vorlegen soll, der die Mängel priorisiert. Heißt: „Sagt uns bis nächstes Jahr, wo wir anfangen müssen.“ Dabei sollen die Sportstätten mit den meisten Mängeln und der höchsten Nutzung ganz oben auf der To-Do-Liste stehen.

„Das klingt nicht so, als seien die ersten Handwerker schon bald auf dem Weg“, kommentiert der Stadtsportbund-Chef das noch nicht beschlossene Maßnahmenpaket. Und wenn es dann irgendwann losgehe, würden zuerst die desolatesten Hallen angegangen. Dieser Ansatz sei nicht zielführend.
„Man müsste doch im Gegenteil zuerst die Hallen wieder fit machen, in denen die Arbeiten vergleichsweise rasch erledigt sind. So hat man schneller wieder mehr Hallenfläche zur Verfügung, als wenn man sich zuerst den totalen Problemfällen widmet, in denen die Renovierung viel Zeit in Anspruch nimmt“, sagt Pfeifer.

Ein Beispiel für die guten 17 Prozent: Die vor 
einem halben Jahr fertiggestellte Sporthalle der Janusz-Korczak-Grundschule in Poll. | Foto: Goyert
  • Ein Beispiel für die guten 17 Prozent: Die vor
    einem halben Jahr fertiggestellte Sporthalle der Janusz-Korczak-Grundschule in Poll.
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„Repariert einfach endlich die Kaputten – und fangt bei denen mit den geringsten Mängeln an“, fordert er.
Köln müsse jetzt Prioritäten setzen. Über die vergangenen Corona-Jahre hätten vor allem die Kinder physisch und psychisch stark gelitten, deshalb dürfe die derzeitige positive Aufbruchstimmung der Vereine nicht durch eine demotivierend langsame Sanierungspolitik gebremst werden.

Pfeifer: „Ein Vergleich muss erlaubt sein: Die Sanierung der Oper kostet uns bis heute über den Daumen eine Milliarde Euro. Eine Milliarde. Für ein Prestigeprojekt, für eine kleine Minderheit. Sei gegönnt. Aber: Da sollte eine zweistellige Millionensumme für 300 000 sportbegeisterte Kölner, vor allem Kinder, Jugendliche und Senioren, doch eigentlich kein Problem sein, um schnell das Nötigste zu reparieren und der Gesundheit und dem sozialen Leben Vorfahrt zu geben!“

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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