Anlieger der Rodenkirchener Brücke sind ratlos
Die Angst der Anwohner

Ein Blick auf das Sorgenkind im Kölner Süden, die Rodenkirchener Brücke, über welche die Autobahn A4 führt. | Foto: Thilo Schmülgen
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  • Ein Blick auf das Sorgenkind im Kölner Süden, die Rodenkirchener Brücke, über welche die Autobahn A4 führt.
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Laut Bundesverkehrswegeplan soll die Rodenkirchener Brücke ab dem Jahr 2034 abgerissen und neu gebaut werden. Die Maßnahme sei zwingend, da die Statik des bestehenden Bauwerks den Belastungen nur noch maximal 15 bis 20 Jahre gewachsen ist. Doch im Falle eines Neubaus droht 98 Privateigentümern eine Enteignung, für einige von ihnen würde dadurch ein Lebenstraum platzen. Deshalb wollen sie mit allen Mitteln gegen das Großprojekt vorgehen. Doch die Informationslage ist nach wie vor dürftig.

von Alexander Büge

Rodenkirchen/Poll. Die betroffenen Anwohner haben jedenfalls von der zuständigen Autobahn GmbH noch keine Informationen erhalten, wie der Neubau der Brücke im Detail vonstattengehen soll und inwiefern dies ihre Grundstücke betrifft.
Fest steht allerdings: Nach dem Neubau soll die Brücke pro Fahrtrichtung vier Spuren bieten, während das Bauwerk um etwa eine Spur Richtung Norden verschoben werden soll. Und da für das Projekt großflächige Zufahrten für diverse Baufahrzeuge geschaffen werden müssten, würde die umliegende Natur in Poll und Rodenkirchen laut Experten enorm in Mitleidenschaft gezogen.

Große Leidtragende wäre die Natur rund um die Rodenkirchener Brücke: Auch rechtsrheinisch müssten viele Bäume gefällt werden.  | Foto: Büge
  • Große Leidtragende wäre die Natur rund um die Rodenkirchener Brücke: Auch rechtsrheinisch müssten viele Bäume gefällt werden.
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„Der geplante Abriss und Neubau der Rodenkirchener Brücke ist unnötig, teuer und klimaschädlich. Mit 700 Millionen Euro sind die geplanten Baukosten des Projekts explodiert und werden absehbar sogar noch teurer“, sagt der Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann (Grüne). „Diese finanziellen Mittel und auch die benötigten planerischen Kapazitäten werden andernorts beispielsweise für die Sanierung bestehender Brücken benötigt.“

Bitter für die Anwohner: Ihnen droht die Enteignung ihrer Grundstücke, sollte der Bau nach diversen Planungsverfahren tatsächlich von der Politik beschlossen werden. Denn: Das Ganze wäre rechtens und ist im Bundesfernstraßengesetz so festgelegt. Immerhin würden die Betroffenen finanziell entschädigt. Doch viele von ihnen wollen das gar nicht. Vielmehr möchten sie weiterhin in Rheinnähe leben oder eben arbeiten.
Eine von ihnen ist Lynda Schneider, die das Poller Fischerhaus betreibt. Die Gaststätte besteht bereits seit 1904 in unmittelbarer Nähe zur Brücke. „Der Neubau wäre schrecklich für uns. Unsere Existenz wäre gefährdet. Ich wünsche mir deutlich mehr Informationen, anstatt von oben herab solche wichtigen Entscheidungen zu fällen“, sagt Lynda Schneider, während ihr Mann Frank ergänzt: „Das wäre für uns und unsere 120 Jahre alte Traditionsgastronomie der Todesstoß.“

Das Poller Fischerhaus gibt es seit 1904. Inhaberin Lynda Schneider müsste es wohl schließen. | Foto: Büge

Ähnliches droht Thomas Schröder, Eigentümer des Campingplatzes, der direkt gegenüber des Poller Fischerhauses liegt. Er ist ebenfalls noch nicht über das weitere Vorgehen informiert worden. „Ich hoffe, dass sich die Verantwortlichen jetzt mal bemühen, zu klären, was genau eigentlich die Folgen eines Neubaus wären. Denn wenn der Platz über Jahre geschlossen bleiben muss, wird es schwer, ihn danach wieder in Gang zu bekommen“, sagt Schröder.

„Wir haben bei der Stadt Köln vor drei Jahren einen Mietvertrag über mehrere Jahrzehnte unterschrieben und danach stark in den Ausbau investiert. Sollten wir einmal schließen müssen, käme es aus Platzmangel zu einer Camping-Katastrophe in Köln. Darüber sollten sich alle Beteiligten klar sein.“
Zudem würde die Zeit des Neubaus deutliche Verschlechterung für alle Kölner mit sich bringen: „Wenn der Verkehr über die Brücke nur noch eingeschränkt und an der Rheinuferstraße in Rodenkirchen gar nicht mehr fließen kann, wird es zu einem kompletten Verkehrschaos kommen.“

Der Campingplatz von Thomas Schröder würde zu einer Baustelle, sollte das Projekt umgesetzt werden. | Foto: Büge
  • Der Campingplatz von Thomas Schröder würde zu einer Baustelle, sollte das Projekt umgesetzt werden.
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Ähnlich wie Schröder sehen es „Anrheiner“ aus Rodenkirchen, wie etwa zahlreiche Eigentümer des Kleingartenvereins Rosengarten sowie die beiden Sportklubs Rheinsüd Köln und Tennis Base Köln Süd. Bernd Schelling, Inhaber der Tennis Base, ist sich sicher: „Für den Tennis vor Ort wäre dann Feierabend, was sehr schade wäre. Unsere Mitglieder fragen mich ständig, wie es denn weitergeht, aber ich kann ihnen leider nichts sagen.“

Georg Komma vom Fußballverein Rheinsüd Köln hingegen hatte zumindest telefonisch Kontakt mit der Autobahn GmbH. Ihn treibt dir Frage um, wie viele Quadratmeter von seinem Gelände beansprucht würden und ob er die Fußballplätze erhalten kann. Aber: „Die können im Moment noch überhaupt keine Aussage machen“, sagt Komma. „Erst Ende des Jahres soll die Planungsstufe erreicht sein, bei der man genau weiß, wie viel Fläche wir verlieren werden.“

Bis dahin müssen die Betroffenen wohl weiter auf Antworten warten. Zahlreiche Anfragen dieser Zeitung ließ die Autobahn GmbH ebenfalls bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe unbeantwortet.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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