Für die EM 2024: Notfall-Übung im Stadion
Die Retter sind schon mal top

Abseilen vom Stadiondach? Für die Höhenretter der Feuerwehr Köln keine alltägliche Aufgabe, aber auch kein Problem. | Foto: Hermans
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  • Abseilen vom Stadiondach? Für die Höhenretter der Feuerwehr Köln keine alltägliche Aufgabe, aber auch kein Problem.
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Nach getaner Arbeit wirkt Carlo Baptist äußerst gelassen und wundert sich, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind: „Ist doch Routine“, winkt er bescheiden ab, nachdem er sich zusammen mit einer Trage und einem „Verletzten“ knapp 20 Meter vom Dach des Rheinenergie-Stadions aus auf Oberrang 17 abgeseilt hat. Er gehört zur Höhenretter-Einheit der Kölner Feuerwehr und ist ganz anderes gewohnt: Das Abseilen vom Colonius zum Beispiel.

von Hans-Willi Hermans

Müngersdorf. Dass die Höhenretter an diesem Tag im Stadion üben, hat einen Anlass: 2024 finden hier fünf Spiele im Rahmen der Fußball­europameisterschaft statt, da wollen sie vorbereitet sein. Als Grund für mögliche Einsätze haben sie dabei nicht nur übermotivierte Fans im Blick, denn es sei beinahe unmöglich, auf das Stadiondach zu gelangen, erklärt Frank Kelzenbach, Leiter der Höhenretter.

Unmittelbar unter dem Dach befindet sich aber ein schmaler Umlauf aus Metall, auf dem Techniker unterwegs sind, um etwa defekte Flutlichtleuchten zu reparieren. „Es kann ja sein, dass ein Techniker mal Kreislaufprobleme hat und kollabiert.“ Zwar sei bei Spielen stets ein Arzt im Stadion, aber die sind ja nicht alle schwindelfrei.

Routine für die Höhenretter: Carlo Baptist beim Abseilen im Stadion.  | Foto: Hermans

Von ihrem Standort in der Ehrenfelder Feuerwehrwache aus können seine Männer dann in fünf Minuten im Stadion sein. Jeder Höhenretter ist auch als Notfallsanitäter ausgebildet, eine Reanimierung könnte vor Ort stattfinden. Dass einer der Männer die Trage beim Abseilen begleitet, bezeichnet Kelzenberg aber als „Händchenhalten“ zur Beruhigung des selbstverständlich sicher angeschnallten Patienten. Auf der Höhe von Oberrang 17 befinden sich große Zugänge, dort können sich Ärzte und Sanitäter um alles Weitere kümmern.
Dieses Umlauf-Szenario mit filmreifem Abseilen sieht spektakulär aus, sei aber noch nie eingetreten, gibt Kelzenbach zu.

Wahrscheinlicher sei es dagegen, dass ein Fan auf einem der obersten Ränge Herzprobleme bekommt. Die Stadion-Treppen sind so eng und steil, dass Sanitäter einen Patienten nicht ohne Weiteres heruntertragen könnten. Dann bestünde akute Stolpergefahr, speziell wenn – möglicherweise alkoholisierte – Schaulustige den Weg versperrten. Auch in einem solchen Fall würde der Patient also bis Oberrang 17 abgeseilt, und zwar in einer Schleifkorbtrage, die so heißt, weil sie über die Treppenstufen gezogen wird.

Jetzt kann der „Notfallpatient“ in die Klinik abtransportiert werden.  | Foto: Hermans

„Das ist schon vorgekommen, aber das ist bestimmt zehn Jahre her“, so Kelzenbach. Auch diese Aktion wird erfolgreich durchexerziert: „Leute, ihr wart top“, lobt Frank Kelzenbach seine Truppe zum Abschluss. Die Fußball-EM kann also kommen – zumindest aus Sicht der Höhenretter.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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