Zustandsbericht: 20 marode Brücken
Droht Köln ein Brücken-Kollaps?

Je nachdem wie man die Brücken-Bewertung betrachtet, sieht das Bild gut bis erschreckend aus.
 | Foto: Uwe Weiser
  • Je nachdem wie man die Brücken-Bewertung betrachtet, sieht das Bild gut bis erschreckend aus.
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Brücken sind technische Bauwerke, metaphorische Symbole und haben immense Bedeutung für die Infrastruktur. Die Rheinbrücken sind sicherlich die bekanntesten Kölner Brücken, doch es gibt noch viel mehr. Wie gut steht es um den Patienten Brücke?

von Serkan Gürlek

Köln. Auf dem Weg zur Arbeit, in die Schule oder für den Ausflug ins Grüne, täglich nutzen Tausende Kölner die aufwendig am Reißbrett konstruierten Ingenieurbauten. Ganze 438 Brücken mit einer Gesamtfläche von 309 000 Quadratmetern stehen im Stadtgebiet. Mit regelmäßigen Begehungen und wiederkehrenden Prüfungen in einem Drei-Jahres-Rhythmus wird der Zustand der Bauwerke im Blick gehalten.

In einem neulich dem Verkehrsausschuss der Stadt Köln vorgelegten Zustandsbericht sieht die Lage auf den ersten Blick wenig besorgniserregend aus. Betrachtet man die Gesamtzahl der Brückenbauwerke, so wurden etwa 360 der Bauten mit einer Note zwischen 1,1 und 2,9 benotet. Eigentlich doch ganz gut, oder?
Schaut man sich die Bauwerkszustände anhand der Bauwerksflächen an, kippt das Bild gewaltig, denn rund die Hälfte der Brückenflächen in Köln sind mit 3,0 und schlechter bewertet worden. Zudem muss man wissen, dass die Benotung nicht etwa dem Schulsystem folgt, sondern die Note 4 der Schulnote 6 gleicht und eine sofortige Sperrung des gesamten Bauwerks oder des betroffenen Teilbereichs mit sich zieht.

Dass Brücken wie die Mülheimer oder die Zoobrücke mit auf der Flop-20-Liste stehen, dürfte kaum jemanden überraschen. Wirft man einen Blick auf diese Liste, fällt auf, dass auch die Hochbahnstrecke der KVB am Gürtel in Teilen betroffen ist. Die Mängel sollen im Rahmen der Grunderneuerung der Stadtbahn behoben werden.

Sie ist ein beliebtes Postkartenmotiv, doch auch das verhindert nicht, dass die Hohenzollernbrücke einen maroden Zustand attestiert bekommt. Im Speziellen ist die linksrheinische Brückenrampe der Fußgängerbrücke mit 3,3 bewertet worden. Hier muss eine detaillierte Schadensanalyse erfolgen, um „die notwendigen Erkenntnisse über den eigentlichen Sanierungsbedarf und eine erste Kostenprognose“ geben zu können, erklärt Stadt-Pressesprecher Robert Baumanns auf Anfrage. Der Beginn der Bauarbeiten kann nicht vorhergesagt werden.

Die Bauarbeiten an der Mülheimer Rheinquerung laufen auf Hochtouren, diese waren auch dringend nötig, ein Großteil der Brücke wurde mit 3,9 oder sogar 4,0 bewertet. Die Sanierung soll Ende 2027 abgeschlossen sein. Nicht ganz so schlimm (Note 3,4-3,5) sieht es auf der Zoobrücke aus. Doch auch hier müsse anhand von statischen Nachrechnungen geprüft werden, „ob sie in Anbetracht der heute vorhandenen stärkeren Verkehrsbelastungen weiterhin gebrauchstauglich“ ist, heißt es seitens der Stadt. Zudem werden durch Vorabmaßnahmen spezielle Schäden vor der anstehenden Generalsanierung behoben.

Die jüngst beschlossene Herabsetzung des Tempolimits von 80 auf 50 Stundenkilometer soll zusätzliche Bauarbeiten, wodurch zusätzlich zum Tempolimit auch zwei der insgesamt sechs Spuren gesperrt werden müssten, verhindern. Grund dafür ist der schlechte Zustand der Schrammborde, welche passive Sicherheit für den Rad- und Fußverkehr bieten. Da die Zoobrücke die jüngste Kölner Rheinbrücke ist, steht ihre Sanierung als Letztes an. Wann dies frühestens der Fall sein wird, steht in den Sternen. Gleiches gilt auch für die Instandsetzung der Schrammborde und das Tempolimit, das Wann und Wie ist aktuell unbekannt.

Der Geduldsfaden aller Verkehrsteilnehmer muss lang sein, denn auch der Zubringer der A57 an der Inneren Kanalstraße, die Brücke über die Stadtautobahn an der Frankfurter Straße oder aber an der Berliner Straße/Mutzbach werden in der Zukunft saniert werden müssen. Einige Fußgängerbrücken wie die am Zubringer der A57 an der Inneren oder Am Tannenhof über die Gleisanlage sind auf der Liste.
Bleibt zu resümieren, dass der Kölner Verkehr auf eine Zukunft blickt, die voller Baustellen, Umleitungen und Staus ist.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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