Warum muss es immer ein Denkmal sein?
Ein Walk of Fame für Kölner Legenden

Wo käme ein Kölner Walk of Fame besser zur Geltung? Auf den Ringen oder in Deutz, wie hier auf unserer Fotomontage?  | Foto: Foto: Uwe Weiser/Montage: Udo Behr
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Köln ist schlichtweg die Metropole in NRW, eine Weltstadt, 2000 Jahre Geschichte, bunt, weltoffen, liebenswürdig und schrill. Immer wieder hat die Stadt berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht in den Bereichen Kunst, Kultur, Sport und Wissenschaft. Immer wieder hat die Stadt aber auch Probleme, das Andenken ihrer Töchter und Söhne angemessen zu würdigen, denkt man nur an das Gezerre um die Umbenennung des kleinen Offenbach-Platzes. Andere Städte haben sprichwörtlich einen anderen Weg gefunden. Mit einem Walk of Fame.

von Holger Bienert

Köln. Wer Lukas Podolski oder Marie-Luise Nikuta nicht kennt, ist kein Kölner. Unser „Poldi“ oder die „Königin des Mottolieds“ sind jedem ein Begriff. Und damit ihr sportliches und kulturelles Wirken in und für die Stadt Köln. Während Poldi in Bergheim mit der Benennung des „Lukas-Podolski-Sportparks“ bereits Ehrung erfuhr, möchte in Köln der „Freundes- und Förderkreis Marie-Luise Nikuta“ der Sängerin ein Denkmal errichten.
So weit, so bekannt.
Aber: Wer kennt Benjamin List? Prof. List, seit 2004 Honorarprofessor der Universität zu Köln, erhielt 2021 den Nobelpreis für Chemie. Sein wissenschaftlicher Kollege Peter Grünberg 2007 den für Physik. Auszeichnungen mit weltweitem Prestige, aber für ein Denkmal in Köln wird es wohl nicht reichen. Und eine Liste Kölner Persönlichkeiten, die für eine Ehrung zukünftig in Frage kämen, ist lang.
Wie wäre es mit einer Ehrung für den kölsche Jung und Landesvater a.D. Jürgen Rüttgers, oder den Schauspieler Udo Kier aus Köln-Mülheim, oder für die weltberühmte Wahl-Kölnerin Tina Turner (†)?
Der Dirk-Bach-Platz vor der Oper oder eine Tina-Turner-Straße, wie sie Chilly Gonzales ins Gespräch brachte, sind nur zwei Beispiele für ein wiederkehrendes Problem: Die Stadt Köln kann für ihre berühmten Bürgerinnen und Bürger, die in Kunst, Sport, Politik, Ehrenamt oder Wissenschaft Herausragendes geleistet haben, nicht immer einen angemessenen Platz der Erinnerung im öffentlichen Raum schaffen.
Ausnahmen gibt es: wie etwa das kürzlich (auf einem Privatgrundstück) errichtete Hans-Süper-Denkmal in Sülz. Oder in Lindenthal – dort soll der beliebte Tierpark mit dem Namen seines engagierten Unterstützers Heribert Resch (†) ergänzt werden. Aber öffentliche Plätze, Straßen oder andere Orte stehen nur in begrenzter Zahl zur Verfügung. Wo soll also ein „Niedecken-Boulevard“ hin, eine „Brings-Gasse“ oder ein "Markus-Lüpertz-Platz"?
Die Lösung könnte ein „Walk of Fame“ sein. Damit wäre es deutlich unkomplizierter, Ehrungen auszusprechen. Oder im Zweifel auch zu widerrufen. Jüngstes Beispiel ist hier der Kardinal-Höffner-Platz, der erst 2008 seinen Namen erhielt und im Zuge der Missbrauchs-Skandale in der katholischen Kirche wieder in die Kritik geraten ist.
Inspiration für einen solchen Kölner Weg der Legenden gibt es genug. Der berühmteste „Walk of Fame“ befindet sich in Hollywood. Dort werden seit 1957 Medien-Stars aus Film, Fernsehen, Musik, Radio und Theater verewigt. Ein Sport-Pendant gibt es in Magdeburg: Seit 2007 werden Sportler mit einer Bodenplakette geehrt, die bei Olympischen Spielen sowie Welt- und Europameisterschaften Medaillen errungen haben.
2024 wurden in Gelsenkirchen erstmals Persönlichkeiten der Stadt mit Bodenkacheln auf einer Kulturmeile geehrt, die einen würdigen Beitrag zum Stadtleben geleistet haben. Internationaler geht es in München zu: Der Munich Olympic Walk of Stars, kurz MOWOS, ehrt im Olympiapark Persönlichkeiten aus Sport, Musik und Unterhaltung, die sich um den Olympiapark verdient gemacht haben. 2023 kamen Roland Kaiser, Depeche Mode und Iron Maiden dort zu einer Ehrung.
Ein negatives Beispiel gibt es allerdings auch: In Berlin vergammelt mittlerweile der erst 2010 eingeweihte „Boulevard der Stars“, der als deutsches Ebenbild zur berühmten Filmmeile in Hollywood errichtet wurde. Seine Tage gelten mittlerweile als gezählt.
Aber zurück nach Köln: Die Einrichtung eines „Walk of Fame“ für die Stadt ist in den politischen Gremien bisher nicht vorgebracht worden, teilte ein Sprecher der Stadt Köln auf Anfrage dieser Zeitung mit. Interesse wäre allerdings vorhanden. Die KölnTourismus GmbH bezeichnete einen Kölner Walk of Fame als „gutes Thema“.
Konkreter äußerte sich Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt: „Ich finde diese Idee sehr gut. Dafür braucht es allerdings politische Beschlüsse, die aber machbar sind.“ Als einen möglichen Standort nennt Hupke die Kölner Ringe. „Diese 7,5 Kilometer würden für die nächsten 1000 Jahre ausreichen und gleichzeitig den gebeutelten Ringen etwas Glanz geben, den sie verdient hätten.“ Eine weitere denkbare Alternative, so Hupke, wäre der Rheinboulevard in Deutz. Für die Verwirklichung wären zwei Voraussetzungen unerlässlich: Es müsse ein Gremium eingerichtet werden – ähnlich wie der Kunstbeirat – welches den politischen Entscheidungsträgern Vorschläge für Ehrungen unterbreiten soll. „Dafür müssten auch unbedingt Kriterien erarbeitet und beschlossen werden.“ Zum zweiten müssten die Menschen, die dem Gremium die Ehrung einer bestimmten Person vorschlagen, für die Kosten aufkommen. Das Verlegen einer Bodenplakette, eines Sterns oder einer Kachel wäre letztendlich technisch kein Problem.
Also: Liebe Leser, was halten Sie von der Idee? Wo würden Sie gern einen Kölner „Walk of Fame“ sehen und wer müsste dort unbedingt verewigt werden? Schreiben Sie Ihre Meinung an redaktion@express-die-woche.de

Der berühmte Walk of Fame in Hollywood. | Foto: gemeinfrei

Mehr oder weniger berühmte Vorbilder
Hollywood
Die Mutter alle „Walks of Fame“ ehrt seit 1957 mit einem Stern auf dem Gehweg des Hollywood Boulevards Stars in den Kategorien Film, Fernsehen, Musik, Radio und Theater. Der Gehweg in Los Angeles erstreckt sich über 15 Häuserblocks, auf dem sich etwa 2800 Sterne befinden. Jedes Jahr erreichen 300 Anträge das fünfköpfige Auswahlkomitee, das 20 bis 24 Sterne aussucht. Für jeden Stern muss ein Sponsor 30 000 US-Dollar aufbringen, umgerechnet derzeit ungefähr 27 000 Euro.
Magdeburg
Der Magdeburg Sports Walk of Fame ehrt seit 2007 Sportler der Stadt, die seit 1900 Medaillen errungen haben, bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften. Aktuell sind 35 Sportler auf dem Weg verewigt, die Kosten pro Ehrung betragen über 2600 Euro und werden von einem Sponsor übernommen. Eine Auswahl erfolgt in Kooperation mit der Tageszeitung „Volksstimme“.
Berlin
Der Boulevard der Stars, in Anlehnung an das Hollywood-Vorbild, ist deutschen Film- und Fernsehstars gewidmet und wurde 2010 mit viel Pomp eröffnet. Weil die zuständige GmbH seit Jahren nicht mehr existiert, verfällt der Boulevard zu einem öffentlichen Ärgernis. Seit Anfang des Jahres ist ein Rückbau im Gespräch.

Weitere Walks of Fame in Deutschland
München: Munich Olympic Walk of Stars (MOWOS, seit 2003)
Mainz: Stern der Satire – Walk of Fame des Kabaretts (seit 2004)
Dortmund: BVB Walk of Fame (seit 2009)
Gelsenkirchen: Walk of Fame auf der Kulturmeile (seit 2024)

Wo käme ein Kölner Walk of Fame besser zur Geltung? Auf den Ringen oder in Deutz, wie hier auf unserer Fotomontage?  | Foto: Foto: Uwe Weiser/Montage: Udo Behr
Der berühmte Walk of Fame in Hollywood. | Foto: gemeinfrei
Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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