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Nach 14 Vorlesestunden
Erste Bilanz zeigt: Outdoor Vorlesen funktioniert

v.l.n.r.: Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, Simone Krost (LeseWelten), Hans-Jürgen Greve (Stiftung Neuer Raum), Elke Tonscheidt (Moderatorin)
  • v.l.n.r.: Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, Simone Krost (LeseWelten), Hans-Jürgen Greve (Stiftung Neuer Raum), Elke Tonscheidt (Moderatorin)
  • hochgeladen von Elke Tonscheidt

"Ich muss mal eben zu meiner Mama, macht Ihr aber ruhig weiter ohne mich..." Der kleine Junge steht auf, dreht sich zu den anderen Kindern auf der bunten Picknickdecke und Vorleser Andy um – und düst ab. So geschehen beim öffentlichen Vorlesen auf dem Müngersdorfer Dorfplatz. Dort wird jeden Freitagabend um 18 Uhr vorgelesen, eine Stunde lang und kostenlos. "Komm gern wieder", ruft ihm der Vorleser nach und tatsächlich, nach wenigen Minuten lauscht auch dieser Junge wieder seinen Erzählungen.

"Das ist so süß", bemerkt Astrid Dorsch neben mir, sie hat heute für den Bürgerverein die Vorbereitungen übernommen. Und wir beide finden, dass der Vorleser ein unglaublich gutes Händchen hat, mit den Kindern in Kontakt zu gehen. 14 Mädchen und Jungs sind heute gekommen, der Kleinste trägt noch eine Windel, tapst ein wenig ungelenk zwischen den Kindern umher. Und er klaut Liesbert, das Lesemonster, entführt das putzige Stofftier ab und zu ein paar Meter und ist dabei so happy wie auch die anderen Kinder, denen Andy vorliest. Wenn auch aus einem anderen Grund :-)

Bilanz zeigt: Ehrenamt so wichtig

Das Vorlesen ist Teil eines Outdoor-Vorleseprojektes, das sich LeseWelten am Bücherschrank nennt. Hier wurde bereits darüber berichtet. Angelaufen Ende Mai, wird dieses in dieser Form einmalige Projekt noch den ganzen Sommer hindurch stattfinden. Nicht nur in Müngersdorf, sondern auch in drei weiteren Veedeln: In Ehrenfeld, in Holweide und in Niehl.

Nun haben Veranstalter (Stiftung Neuer Raum) und Kooperationspartner (LeseWelten der Kölner Freiwilligen Agentur) eine 1. Bilanz gezogen, das Wichtigste in Kürze:

  • In allen vier "Veedeln" ist der Pilot erfolgreich gestartet, allerdings würde man sich rechtsrheinisch über weitere Vorleser*innen freuen.
  • Es gab in den ersten 4 Wochen bereits 14 Vorlesestunden an 4 Bücherschränken und rund 100 Kinder kamen in den Genuss des kostenlosen Vorlesens.
  • Ohne ehrenamtlich aktive Bürger, die das Projekt durch gutes Vorbereiten unterstützen, geht es nicht – umso erfreuter ist man, dass sich insbesondere das Mehrgenerationenhaus LEDO in Niehl, der Runde Tisch in Holweide und der Bürgerverein Köln-Müngersdorf wöchentlich kümmern.
  • Genauso wichtig ist es, dass gut geschulte Vorleser*innen dabei sind – denn man weiß nie, welche Altersgruppe kommt oder welche Themen interessieren. Da ist Flexibilität gefragt und dass man weiß, worauf es ankommt: Mit Kindern in Dialog zu gehen, ist besonders wichtig.
  • Das Vorlesen eignet sich für Kinder ab 4 Jahren. Kleine Kinder werden meist von ihren Eltern/Großeltern begleitet. Größere Kinder kommen auch allein, kleinere KITA-Gruppen zusammen mit ihren Erzieherinnen/Pädagoginnen.

Zeichen gegen Vereinsamung setzen

Das Pressefrühstück fand im Kölner Süden statt, denn in der Wachsfabrik in Sürth sitzt die Stiftung Neuer Raum - dort, wo die Bücherschränke entstehen. Geladen war auch Rodenkirchens Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, der sich beeindruckt zeigte: Projekte wie diese könnten dazu beitragen, Zeichen gegen die zunehmende Vereinsamung in der Gesellschaft zu setzen. Ein Miteinander sei so wichtig, auch und gerade zwischen den Generationen.

In Müngersdorf, auf dem Dorfplatz, klappte das Miteinander jedenfalls gut und Andy konnte nicht nur ein, sondern ganze drei Bücher vorlesen. Wie sagte mir eine Großmutter: "Ist richtig schön, dass meine Enkelin das miterleben kann." Einmal wöchentlich ist das jetzt bis Ende September möglich.

LeserReporter/in:

Elke Tonscheidt aus Köln

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