Frau Domwächter
Erste Domschweizerinnen treten ihren Dienst an

Mancher Kölner wird an diesem Morgen vielleicht gleich zwei Mal hingeschaut haben, als er statt der männlichen Domschweizer nun Hedi Michels (v.l.), Andrea Petzenhauser, Susanne Rückes und Claudia Drolshagen, begleitet von Dompropst Gerd Bachner, im wehenden roten Talar zum Westportal des Domes gehen sah.  | Foto: Stahl
  • Mancher Kölner wird an diesem Morgen vielleicht gleich zwei Mal hingeschaut haben, als er statt der männlichen Domschweizer nun Hedi Michels (v.l.), Andrea Petzenhauser, Susanne Rückes und Claudia Drolshagen, begleitet von Dompropst Gerd Bachner, im wehenden roten Talar zum Westportal des Domes gehen sah. 
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Köln - (as). Seit fast einem Jahrhundert durften nur die Domschweizer das
Portal des Kölner Doms auf- oder abschließen. Nun trägt auch
Claudia Drolshagen den großen, goldenen Schlüssel für das
Westportal des Domes an ihrem roten Talar. „Schon als Kind hat mich
der Dom fasziniert. Er war mein Fixpunkt und meine Ruheoase. Ich freue
mich, dass es mir meine neue Aufgabe ermöglicht, Teil des Doms zu
sein und Menschen aus aller Welt darin zu begrüßen“, strahlte die
55-jährige Kölnerin. Claudia Drolshagen und ihre Kolleginnen Andrea
Petzenhauser, Hedi Michels und Susanne Rückes sind die ersten
weiblichen Domschweizer.

Rund 70 Stunden im Monat wird die examinierte Altenpflegerin nun im
Dom im Einsatz sein. Zusammen mit ihren männlichen Kollegen wird sie
Ansprechpartner für die Besucher sein und für Ordnung und Ruhe im
Dom Sorge tragen. Das Einsammeln der abgebrannten Kerzen, das Läuten
der Glocken und das Auf- und Absperren der Kathedrale gehören
ebenfalls zu ihren Aufgaben als Domwächterin.

Kollegin Andrea Petzenhauser wird nur 24 Stunden im Monat als
Schweizerin arbeiten. Die 35-jährige studierte Wirtschaftsjuristin
und Übersetzerin stammt aus Bayern und hat in Köln ein neues Zuhause
gefunden. Sie ist stolz auf ihre neue Tätigkeit. „Der Dom ist für
mich das Symbol meiner neuen Heimat. Es ist mir eine Ehre, als eine
der ersten Frauen Teil dieser alten Tradition der Domschweizer zu
sein.“

Die Dritte im Bunde ist Hedi Michels. Um als Domschweizerin im Einsatz
zu sein, hat die 58-jährige Krankenschwester extra ihren Dienst im
Vinzenz-Pallotti-Hospital reduziert. „Durch meinen täglichen Umgang
mit den Patienten bin ich es gewohnt, sensibel und hellhörig für die
Anliegen und Bedürfnisse anderer Menschen zu sein. Ich möchte den
Besuchern des Kölner Doms mit offenen Augen und Ohren begegnen.“
Michels tritt in die Fußstapfen ihres Urgroßvaters, der in
Oberhausen Kirchenschweizer war.

Auch Susanne Rückes, die am 1. Juni offiziell ihren Dienst antritt,
freut sich auf „die berufliche Veränderung und den Kontakt zu den
Besuchern“. „Wenn ich mit meinen Freunden und Gästen im Kölner
Dom unterwegs bin, erfreue ich mich immer an deren Begeisterung für
dieses Bauwerk“, sagt die 52-jährige Sekretariatsmitarbeiterin des
Caritasverbandes. Dass man in Susanne Rückes und ihren Kolleginnen
vier Domschweizerinnen gefunden habe, die ihren Dienst mit großem
Enthusiasmus und einem feinen Gespür für Menschen angehen, daran hat
auch Dompropst Gerd Bachner keinen Zweifel. „Heute ist nicht nur ein
historischer Tag, sondern auch ein Tag der Freude, auf den wir lange
hingearbeitet haben“, erklärte er bei der Vorstellung der
Domschweizerinnen im Dreikönigensaal des Doms. „Jahrhunderte lang
war der Aufsichtsdienst für den Kölner Dom ausschließlich Männern,
den sogenannten Domschweizern, vorbehalten. Wir möchten, dass der Dom
von den Besuchern als ein Ort des Willkommens und der Zuwendung
wahrgenommen wird. Die weibliche Verstärkung erfrischt und bereichert
den Dom als einen solchen Ort. Alle vier Damen bringen wertvolle
Lebenserfahrung und viel Persönlichkeit mit an den Dom.“ Als
Domschweizerinnen sind die vier „die Visitenkarte und zentraler
Wegweiser in der Kathedrale“, wie Bachner es formulierte. Für ihre
Arbeit wünschte der Dompropst ihnen „Gottes Segen und eine
ordentliche Portion an Gelassenheit“.
Genau wie ihre männlichen Kollegen werden die Domschweizerinnen einen
roten mit schwarzem Samt besetzten Talar tragen. Mit der weiblichen
Verstärkung werden dann ab Juni 30 Domschweizerinnen und Domschweizer
im Kölner Dom im Dienst sein. Laut dem Metropolitankapitel der Hohen
Domkirche Köln bewarben sich 25 Frauen und 15 Männer als
Domschweizer. Zusätzlich zu den vier Schweizerinnen wurden noch zwei
Männer eingestellt. Die Bezeichnung „Kirchenschweizer“ entstand
in Anlehnung an aus der Schweiz stammende Soldaten, die sich im 17.
und 18. Jahrhundert im Ausland als Wachpersonal verdingten. In reichen
Privathaushalten wurden die Türhüter zu der Zeit auch „Suisse“
(Schweizer) genannt.

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