Vor 90 Jahren
Erster Flug von Europa in die USA
KÖLN - Am 20. September 1927 startete der Pour le merit-Träger Otto
Könnecke zu einem international beachteten Erstflug von Europa in die
USA vom Flughafen Köln-Butzweilerhof. Auf Grund des schlechten
Wetters sollte die Route aber nach Osten über Asien entlang der
Küsten gehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wäre Könnecke auch der
erste Weltumflieger geworden, wenn es nicht zu einem Unglück gekommen
wäre.
Schon kurz nach dem 1. Weltkrieg versuchten zwei Briten, mit einem
umgebauten zweimotorigen englischen Bomber über den Atlantik zu
fliegen. Sie kamen nie an.
Der deutsche Weltkriegs-Pour-le-Mérite-Flieger Otto Könnecke
wollte mit dem Weltkriegsbeobachter Graf Solms-Laubach und dem
Mechaniker Johannes Hermann nun diese Strecke bewältigen. Dazu wurde
ein ehemaliges Agrarflugzeug ausgewählt. Mit dieser umgebauten Caspar
C 32 wollte er mit seinen Begleitern, anlässlich der
„Pressa-Ausstellung“ in Köln am 12. Mai 1928, einen Flug über
den Nordatlantik nach Amerika durchführen.
Das Flugzeug wurde auf den Namen „GERMANIA“ mit dem Kennzeichen
D-1142 getauft. Nachdem Könnecke den Flughafen Köln- Butzweilerhof
als Trainings- und Startplatz für seinen Ozeanflug ausersehen hatte,
beschloss die Kölner Stadtverwaltung, ihn auch finanziell zu
unterstützen. Die Zeitungen nannten 35.000 Mark. Die Maschine sollte
als Werbeträger für die 1928 in Köln stattfindende Internationale
Presseausstellung fungieren. Aus diesem Grund wurde die Maschine als
Werbeträger bemalt. Auf der Motorhaube stand der Schriftzug
„Caspar“, auf den Flächen die Aufschrift „Pressa“ und auf dem
Seitenruder „Köln Pressa 1928“. Oberbürgermeister Dr. Adenauer
verfolgte die Durchführung mit großem Interesse.
Diesen besonderen Flug nahm die in Riehl gegründete
Karnevalsgesellschaft „Am Zoo“ als Motto für den Karnevalsorden
der Session 1928.
Der Start zum Atlantikflug musste wegen schlechter Witterung mehrmals
verschoben werden. Das ungünstige Wetter war dann auch für die
kurzfristige Änderung der Flugroute verantwortlich. Statt über den
Nordatlantik in die USA zu fliegen, wollte Könnecke nun „hinten
rum“ über Asien fliegen. Das führte zu freundschaftlichem Spott
seines Fliegerkollegen Ernst Udet, der diese Idee in einer Karikatur,
in der Könnecke in die falsche Richtung fliegt, „würdigte“.
Während dieser Vorbereitungsphase ließ sich der Kölner
Oberbürgermeister Dr. Konrad Adenauer, von seinem Urlaubsort
persönlich über den Fortgang des Projekts informieren. Am 12.August
1927 telegraphierte er an die Flugleitung: „Dem Flieger Könnecke
ist jede Erleichterung zu gewähren.“ Und vier Tage später:
„Bitte mich über Amerikaflug Könnecke telegraphisch auf dem
Laufenden zu halten.“
In – und ausländische Zeitungen berichteten regelmäßig über die
Vorbereitung sowie den Flug.
Könnecke startete zusammen mit Graf zu Solms-Laubach und dem Funker
Johannes Hermann am 20. September um 14 : 22 Uhr in Köln auf dem
Flughafen Butzweilerhof mit der schwer beladenen Maschine. Auf dem
Flughafen waren nur wenige Zuschauer anwesend, aber Oberbürgermeister
Dr. Adenauer verfolgte mit einigen Beigeordneten den Start. Nach und
nach gewann die „Germania“ Höhe. Der Flug verlief ohne große
Probleme bis Hinaidi bei Baghdad. Dort kam es zu einem Unfall, aber
die Maschine blieb flugfähig. Auf dem Weiterflug geriet die Maschine
über Basra in ein Luftloch und stürzte fast ab. Otto Könnecke, der
als Jagdflieger solche Manöver kannte, konnte die Maschine aber
abfangen. Graf Solms-Laubach verletzte sich allerdings am Kopf so
schwer, dass er aus dem Unternehmen ausstieg und mit der Imperial
Airways zurück nach Deutschland flog. Könnecke und Herman flogen
alleine weiter in Richtung Indien.
In Etawah in Nordindien kam es bei der Landung zu einem weiteren,
diesmal folgenschweren, Unfall.
Könnecke versuchte zusammen mit dem Funker Hermann noch die Maschine
zu reparieren. Leider erfolglos. Das Unternehmen war gescheitert.
Daraufhin wurde das Flugzeug mit dem deutschen Dampfer
„Stolzenfels“ nach Hamburg gebracht. Dort verliert sich leider die
Spur dieses bekannten Flugzeugs.
Nur ein halbes Jahr später, im Frühjahr 1928, schafften die drei
Europäer Hermann Köhl, Ehrenfried von Hünefeld und James
Fitzmaurice über Irland den ersten „Sprung“ von Europa nach
Amerika. Wer heute von Europa in die USA fliegt, hat eine Ahnung,
unter welchen Gefahren auch diese Flugroute erschlossen wurde. Nach
seiner Rückkehr arbeitet Könnecke wieder als Flugzeugführer bei der
„Deutsche Luft Hansa AG“. Otto Könnecke war verheiratet und hatte
einen Sohn. Otto Könnecke starb am 25. Januar 1952 in Bad Aibling.
Mehr Infos gibt es unter
www.luftfahrtarchiv-koeln.de/koennecke.htm
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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