Die Kult-Location „Basement" öffnet wieder
Gelungene Wiedergeburt
Köln - (her). Pfarrer Christoph Rollbühler ist ein gefragter Mann.
Zusammen mit Pfarrerin Eva Esche kümmert er sich um das spirituelle
Wohl der ihm anvertrauten Gemeindemitglieder der Evangelischen
Kirchengemeinde an der Christuskirche. Gottesdienste wollen gestaltet
werden, Abendmahlsfeiern, oder diverse Veranstaltungen, zum Beispiel
das „Cafe Zeitlos“ - ein Angebot für Seniorinnen und Senioren.
Jeden Mittwoch und Freitag hält er Sprechstunde.
In letzter Zeit hat die Zahl der Anrufe im Gemeindebüro am
Dorothee-Sölle-Platz sprunghaft zugenommen. „Das Telefon steht
nicht mehr still“, sagt Rollbühler; und dabei schwingt auch ein
bisschen Stolz mit in seiner Stimme.
Grund für das Interesse ist das, was unter Erde verborgen ist. Das
Gewölbe unter der Christuskirche. Das „Basement“. Von 1979 bis
2013 der Ort, an dem Bands ihre Premiere feierten, die später zur
Legende wurden. BAP traten hier auf, Jürgen Zeltinger, Gerd Köster,
die Bläck Fööss, Annie Lennox, Joy Division – die Liste ließe
sich endlos fortführen. Dann ging das Licht aus im „Basement“,
der Kirchenbau musste abgerissen, eine neue Lösung geplant und gebaut
werden.
Nun soll das „Basement“ wieder seine Pforten öffnen. „Seitdem
der erste Artikel darüber geschrieben wurde, rufen mich Leute an. Die
Medien natürlich, aber auch Bands, die hier spielen wollen“, freut
sich Pfarrer Rollbühler. In dem Raum, der von fern an die Krypta
einer katholischen Kirche erinnert, sollen allerdings nicht nur
Konzerte stattfinden. „Das Basement ist ein Gemeindesaal; das ist
uns wichtig. Hier werden Gottesdienste stattfinden, auch Lesungen,
Theater, Poetry-Slams. Wir machen Jugendarbeit, überhaupt
Gemeindearbeit und ja, hier soll auch wieder Musik gespielt werden!“
Um diesem Ziel gerecht zu werden, hat die Evangelische Kirchengemeinde
Köln rund 300.000 Euro investiert. Von den Kabeln, über
Lichtinstallation, Bodenfliesen, Brandschutztüren – bis hin zu
einer festinstallierten Ton- und Lichtanlage, die noch eingebaut wird.
Schützenhilfe hat sich Christoph Rollbühler bei einem geholt, der es
wissen muss. Er hatte vor 40 Jahren die Bands und Künstler ins
„Basement“ geholt und die Veranstaltungen organisiert: Helmut
Wedde. Keiner weiss besser, wie man einen akustisch schwierigen Ort zu
einer hochklassigen Bühnenlocation umbaut. Wedde kennt auch die
historischen Details: „Die Kirche war ja ein Notbau von 1951;
dementsprechend schnell hochgezogen und wenig stabil. Aber der Turm
und das Gewölbe, eben das Basement. Die waren denkmalgeschützt. Es
war klar, dass bei einem Abriss und Neubau diese beiden Gebäudeteile
stehen bleiben.“
Wedde ist zufrieden mit dem Ergebnis: „Bei einem Testkonzert bin ich
hier im Raum herumgelaufen, dann aus der Türe heraus, die Treppe
hoch, und einmal um das ganze Gebäude herum!“ Fazit: Der Sound ist
gut; und von Lärmbelästigung kann keine Rede sein. „Ich habe oben
auf dem Platz rein gar nichts gehört“, resümiert Wedde. Gut zu
wissen für die Anwohner der Kirche. Und die sind herzlich eingeladen,
wenn am 25. Mai um 20 Uhr das „Basement“ offiziell wieder
eröffnet wird. „Dann gibt es für Gemeinde und Nachbarn eine
Tanzparty“, verrät Pfarrer Rollbühler.
Auch für die Zukunft brauchen die Anwohner keine Lärmattacken zu
befürchten. „Wir planen neben vielem anderen eine
Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Leise!“ Auch Jugendbands aus
der Gemeinde sollen ihre Chance bekommen. Viel Arbeit für
Rollbühler; denn über seinen Schreibtisch geht jede Anfrage, auch
die von Gruppen, die im „Basement“ feiern und die Räume mit dem
ganz speziellen Ambiente anmieten wollen. Denn da sind noch die
Gottesdienste, die Jugendarbeit, das „Cafe Zeitlos“ und die
Sprechstunden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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