Slimfit-Smokings, Versace und Chanel
Haute Couture im Hänneschen-Mini-Format

Die Jubilare in ihrem feinen Zwirn: Smokings und Kleider für das Jubiläumsstück im Hänneschen schneiderte erstmalig Simone Hertwig. | Foto: Milden
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Seidentaft, der auch im englischen Königshaus verwendet wird, echte Fliegen zum Binden, Galakleider mit Tüll und Taft und Pelzbesatz, die Tasche im Stil à la Chanel. Nicht nur Premierenbesucher wie Ludwig Sebus, Gerd Köster, Peter Brings und Carolin Kebekus schritten zum 222-jährigen Jubiläum des Hänneschen-Theaters in feinem Zwirn über den roten Teppich. Auch die Bewohner von Knollendorf hatten sich für die Jubiläumsvorstellung „Medden im kölsche Levve, iewich jung jeblevv“ fein herausgeputzt.

von Sandra Milden

Köln. Möglich machte das Simone Hertwig in ihrem Atelier Principessa in der Südstadt. Mit ihrem Team arbeitete sie ganze sechs Monate an den Kostümen für die Premierengala.
Normalerweise beschäftigt sich Hertwig mit klassischer Maßanfertigung, die Schneiderin hat ein unglaubliches Faible für hochwertige Stoffe. Hunderte stapeln sich im Atelier, dazu hat sie noch ein Lager am Großmarkt. Zehn Röcke in kürzester Zeit sind deshalb ebensowenig ein Problem wie ein Hochzeitskleid in sechs Wochen anzufertigen. Mit allem Zipp und Zapp, versteht sich.
Doch das Kleinste, was Hertwig bisher geschneidert hat, war ein Taufkleid. Als die Anfrage vom Hänneschen Theater kam, hat sie spontan zugesagt. „Was für eine Ehre!“ Im Juli vergangenen Jahres kamen die ersten drei Puppen vom Eisenmarkt. Für die drei „Damen“ gab es von den Spielleitern ein paar Vorgaben: Bärbelchen, eher bescheiden, sollte ein schwarzes Abendkleid bekommen. Röschen ist jünger. Etwas Pinkes mit Samt war gewünscht. Zänkmanns Kätt (die alles immer besser weiß) sollte etwas Strahlendes erhalten. „Ansonsten hatten wir freie Hand“, sagt Hertwig.

Simone Hertwig in ihrem Atelier. | Foto: Milden

Und dann wurde es immer spezieller. Für die männlichen Spielfiguren sollte es natürlich ein Smoking sein. Mit Spiegelrevers, Satinblenden, echten Knopflöchern. Mählwurms Pitter bekam echte Versaceknöpfe. Für jedes Jackett bastelte das Team Miniaturschulterpolster. Die Smokinghosen wurden mit Strass bestückt. „Ein Slimfit-Smoking für Puppen ist wirklich eine ganz eigene Liga“, so Hertwig. Die Fliegen über dem Smokinghemd sind natürlich zum Binden.
Bei den Frauen war das Einkleiden natürlich noch eine andere Liga. Die Beziehung im Atelier wurde über die Monate enger. „Irgendwann fingen die Puppen im Atelier an zu leben“, meint Hertwig, die gut zuhörte.
Weil Bärbelchen zu still war, bekam sie einen diamantenen Überwurf. „Röschen wollte etwas mit Tüll und Feder und etwas für ihre Haare, und Zänkmanns Kätt bestand auf Pelz. Sie hat wirklich am lautesten geschrien“, sagt die Schneiderin. Deshalb hätte sie dann auch noch diamantene Ohrringe bekommen. Zum Ausgleich bekam Bärbelchen dann noch eine dreireihige Perlenkette und eine Tasche „à la Chanel“, für die Mitarbeiter Branko Jaksic fast einen ganzen Tag benötigte.
Herausforderung waren nicht nur die Spielstöcke, die umnäht werden mussten. Jede Puppe hat eine Besonderheit. Der Speimanes einen Buckel, Hännes einen langen Oberkörper, Schnäuzerkowski einen gewaltigen Brustkorb. Deshalb musste auch für jede Puppe ein eigenes Schnittmuster angelegt werden.
Die Puppen einzukleiden, folgt einer normalen Anprobe. „Es war eine emotionale Achterbahn“, sagt Hertwig. Sie führte allerdings auch zu einer tollen Interaktion im Veedel. „Auf der Straße haben sich die Passanten die Nasen platt gedrückt. Ein kleiner Abschiedsschmerz bleibt, nicht nur weil die Puppen tatsächlich irgendwann mit einem sprechen. „Hertwig würde es auf jeden Fall jederzeit wieder tun.
Das Jubiläumsstück wird noch bis zum 23. Juni in Kölns renommierten Puppentheater gespielt. Es gibt allerdings nur noch wenige Restkarten.

Die Jubilare in ihrem feinen Zwirn: Smokings und Kleider für das Jubiläumsstück im Hänneschen schneiderte erstmalig Simone Hertwig. | Foto: Milden
Simone Hertwig in ihrem Atelier. | Foto: Milden
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EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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