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Lucas, ein cooler und etwas anderer Sänger von "Dein Song" im Interview mit Blatt-Gold
„Ich kann alles außer Nichts!“

Leben mit Einschränkung - das ist ein cooler Song über Behinderung von Lucas Löffelmann. Der singt: 
Hey, ihr da draußen, wisst ihr wie das ist, wenn man anders als die ander'n ist? Ich bin cool und nicht immer brav - ich bin Jugendlicher mit För-der-be-darf! 
Damit hat es der 18-jährige Kölner bis ins Halbfinale von "Dein Song" auf KIKA geschafft. Lucas hat das Downsyndrom. Er sagt: "Manchmal ist das Leben für mich schwieriger als andere Leute das haben." Von seinem Traum hält ihn das nicht ab: Lucas will Musiker werden.  | Foto: Andrea Enderlein
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  • Leben mit Einschränkung - das ist ein cooler Song über Behinderung von Lucas Löffelmann. Der singt:
    Hey, ihr da draußen, wisst ihr wie das ist, wenn man anders als die ander'n ist? Ich bin cool und nicht immer brav - ich bin Jugendlicher mit För-der-be-darf!
    Damit hat es der 18-jährige Kölner bis ins Halbfinale von "Dein Song" auf KIKA geschafft. Lucas hat das Downsyndrom. Er sagt: "Manchmal ist das Leben für mich schwieriger als andere Leute das haben." Von seinem Traum hält ihn das nicht ab: Lucas will Musiker werden.
  • Foto: Andrea Enderlein
  • hochgeladen von BLATT-GOLD Die Schreibwerkstatt

Mit seinen 18. Jahren hat Lucas Löffelmann aus dem Kölner Süden schon viel erreicht: Mit seinem Lied „Leben mit Einschränkung“ stand er gerade im Halbfinale von „Dein Song“ auf KiKA. Darin geht es um das Anderssein. Und um das Coolsein, auch wenn man anders ist als sie anderen. Lucas ist mutig und cool und hat das Downsyndrom. Ein ganzes Jahr hat er dafür gebraucht, um diesen Song zu machen. Sein Traum: Ein Auftritt mit seiner Lieblingsband Revolverheld oder Sarah Connor. Was sie zusammen singen? „Natürlich mein Song“, sagt Lucas.

Blatt-Gold: Hallo Lucas, das ist ein ganz toller Song, super gemacht, da kann man sich freuen, dass du so ein guter Sänger bist. Wie bist du auf das Lied gekommen?
Lucas Löffelmann: Seit einem Jahr singe ich sehr gerne am Mikrofon. Hab den Song mit André von Borstel gemacht, der ist mein musikalischer Assistent und guter Freund. Ohne ihn hätte ich das nicht gekonnt. Er hat mir viel geholfen: die Gitarre gespielt, Melodien vorgeschlagen, die ganze Technik zum Aufnehmen, den Text mit mir diskutiert. Hauptsächlich hab ich den Text geschrieben.
Blatt-Gold: Was ist wichtig, damit ein Song so erfolgreich wird wie deiner?
Lucas: Üben, üben, üben. Das vorweg.
Blatt-Gold: Und zum Text?
Lucas: Der muss auf jeden Fall aus dem Gefühl herausgeschrieben werden und ein Thema gefunden werden, wenn man einen guten Song schreiben will.
Blatt-Gold: Woher kommen dir die Ideen für den Text?
Lucas: Einfach so aus den freien Emotionen einfach. Von früher, aus der Schulzeit, zum Beispiel… Weil ich in der Mittelstufe auch mal nicht so schöne Erfahrung hatte. Es gab verschiedene Cliquen, die unter sich waren. Wenn man eine Einschränkung hat, ist es schwierig sich mit Jugendlichen anzufreunden, die keine Einschränkung haben. Das finde ich manchmal nicht so toll. Das ist nicht der eigentliche Sinn von Inklusion. Darum hab ich den Song gemacht.

Blatt-Gold: Wie wäre Schule schöner? Wie stellst du dir das Leben von Jugendlichen mit und ohne Einschränkung vor?
Lucas: Meine Schule ist toll, weil alle gemeinsam da hin gehen. Aber ich wünsche mir, dass Jugendliche sich auch in der Freizeit mehr machen, zusammen ins Kino gehen oder Burger essen oder so.
Blatt-Gold: Eine Autorin von uns, die Isabel, hat auch das Downsyndrom. Wir finden das gut, dass du über Behinderung singst. Dass du das auf den Tisch bringst. So können das andere besser erfahren. War das für dich eine Überwindung an die Öffentlichkeit zu gehen und über die Probleme zu singen?
Lucas: In meinem Kopf ist das relativ einfach gegangen, den Song zu singen auch, nur darüber reden mag ich manchmal gar nicht. Das fällt mir schwer.
Blatt-Gold: Was hat die Jury zu dir gesagt?
Lucas: Die fand das sehr cool und sehr wichtig, dass ich das offen sage, vor der Kamera.
Blatt-Gold: Haben auch andere was dazu gesagt?
Lucas: Der André hat auch dazu was gesagt. Aus seiner Sicht findet der das auch sehr toll und cool. Weil ich so bin einfach. Und ich hab schon ganz viele Kommentare bekommen von Freunden und Bekannten und anderen auch. Bei Facebook und Instagram.
Blatt-Gold: Warst du aufgeregt bei deinem ersten Auftritt im Fernsehen?
Lucas: Ich war nicht wirklich aufgeregt.
Eine Frau taucht hinter Lucas auf. Birgit, seine Mutter.  
Mutter Birgit: Ich höre gerade, dass Luc sagt, er sei vor dem Auftritt nicht aufgeregt gewesen. Tatsächlich war es so, dass Luc von uns allen der Obercoolste war, bis zum Morgen des Auftritts. Ab da war er dann sehr aufgeregt.
Lucas: Stimmt.
Blatt-Gold: Haben Sie den Lucas dazu ermutigt, bei „Dein Song“ mitzumachen oder haben Sie Bedenken gehabt?
Mutter: Beides! Ab und zu hatten wir Bedenken als Eltern, ob das klappen kann, ob das gut wird – es ist ja auch spannend vor so viel Öffentlichkeit aufzutreten. Wir haben ihn aber auch ermutigt und unterstützt, ihn zu den vielen Proben hin- und hergefahren und mitgeholfen und ermuntert, weiterzumachen. Bei den Produktionstagen war dann immer einer von uns dabei als Begleitung.
Blatt-Gold: Wie lange hast du für deinen Song gebraucht bis der fertig war?
Lucas: Ein ganzes Jahr. Am Anfang war es schwierig mit der Melodie; eine Melodie zu finden… Ich habe mindestens 1000 Takes aufgenommen, bis jedes Wort gut zu verstehen war.
Blatt-Gold: Warst du es irgendwann mal leid oder müde an dem Song zu arbeiten und immer dasselbe zu singen oder hat es dir Spaß gemacht?
Lucas: Es hat mir tatsächlich Spaß gemacht, das zu üben! Es gab zwischendrin auch Pausen beim Üben.
Mutter: Und es gab auch viele Wochen in dem Jahr, wo andere Dinge anstanden, zum Beispiel Schule und andere Hobbys. Dann hast du nicht am Song gearbeitet. Mal war auch die Kreativität am Ende, bis die Lust und die Zeit nach ein paar Wochen wieder kam. Der erste Schub war der erste Lockdown. Da gab es wenig anderes zu tun.
Lucas: Nicht reiten oder mit Freunden in die Kneipe gehen und Bier trinken.
Blatt-Gold: Wie bist du darauf gekommen da mitzumachen bei „Dein Song“?
Lucas: Ich guck das schon seit 2013. Und ich mag das und mach das dann einfach.
Blatt-Gold: Hast du eine Lieblingsband oder einen Musiker oder eine Musikerin, die du cool findest?
Lucas: Lieblingsmusiker hab ich: Sarah Connor mag ich sehr gerne. Und Campino von den Toten Hosen mag ich auch sehr gerne. Die sind direkt meine Vorbilder. Mark Forster, Max Giesinger, Revolverheld …
Blatt-Gold: Die singen alle deutsch, oder?
Lucas: Ich mag deutsche Pop-Songs besser. Die mag ich mehr als englische.
Blatt-Gold: Warum?
Lucas: Ich kann Englisch schlecht singen und verstehe die Texte nicht. Die find ich aber wichtig.

Mein Lieblingslied: "Es war gut" von Sarah Connor

Blatt-Gold: Von welchem Song kriegst du gute Laune?
Lucas: Irgendwas mit Deutsch-Pop. Aber das Beste für mich ist „Es war  gut“ von Sarah Connor. Das ist mein Lieblingslied.
Blatt-Gold: Du hast eine schöne dunkle Stimme.
Lucas (mit Bassstimme): Ja.
Blatt-Gold: So ähnlich klingt der Sänger von AnnenMayKantereit. Die Band kommt auch aus Köln wie du. Kennst du die?
Lucas: Nicht wirklich. Aber ich kenn‘ die Domstürmer, die haben ein Songwriter-Projekt und einen Auftritt mit meiner Schule gehabt und Kölsche Bands allgemein.
Blatt-Gold: Wie ist deine Stimme so dunkel geworden?
Lucas: Das war nach dem Stimmbruch so.
Blatt-Gold: Bist du der Einzige, der mit Behinderung da mitmacht?
Lucas: Ich weiß nicht genau. Ich glaube, es gab mal eine Person, die auch eine Einschränkung hatte, die mag Schlagersongs.
Blatt-Gold: Magst du auch Schlager?
Lucas: Ja, obwohl meine Eltern dagegen ist.
Blatt-Gold: Was hören denn deine Eltern für Musik?
Lucas: Bei denen läuft immer langweilige Musik, Mozart, Klassik und so `nen Kram.
Blatt-Gold: Du spielst Schlagzeug.
Lucas: Ich bin Drummer!
Blatt-Gold: Das soll ganz schön schwierig sein zu lernen.
Lucas: Ja, aber ich hab es tatsächlich geschafft.
Blatt-Gold: Du schaffst alles, was du dir vornimmst. Wie geht das?
Lucas: Einfach durchsetzen.
Mutter Birgit: Überleg mal Lucas, ob du das alles alleine schaffst.
Lucas: Nein, nicht alles alleine.
Mutter: Lucas hat zwei Begabungen. Erstens: Er ist wahnsinnig hartnäckig. Er kann auch 4, 5 Jahre hintereinander sagen: „Ich will das aber wirklich.“ Und Zweitens hat Lucas die Gabe, Menschen zu begeistern und für sich und seine Projekte zu finden. Er hat bisher immer jemanden gefunden, der ihn unterstützt und mit ihm zusammen was zu machen, wie in dem Fall, den André.
Blatt-Gold: Du kannst singen, Songs machen, Schlagzeug spielen... Gibt es auch etwas was du nicht so kannst?
Lucas: Ich kann alles außer nichts!
Blatt-Gold: Hast du einen Traum, was du unbedingt schaffen willst?
Lucas: Ich will unbedingt Musiker sein und Architekt sein.

Ich will unbedingt Musiker sein und Architekt sein.

Blatt-Gold: Mit welcher Musikerin oder welchem Musiker möchtest du denn gerne mal zusammen auf der Bühne stehen und Musik machen?
Lucas: Auf jeden Fall mit Revolverheld! Von denen hab‘ ich ein riesen Poster bei mir im Zimmer. Und mit Sarah Connor auch.
Blatt-Gold: Stell dir vor, du könntest entweder mit Sarah Connor auf der Bühne stehen oder mit Revolverheld. Für wen würdest du dich entscheiden?
Lucas: Revolverheld! Oder Sarah Connor – ich weiß nicht genau. Sind beide gut.
Blatt-Gold: Und was würdest du mit denen singen?
Lucas: Natürlich meins! Mehr steht nicht zur Auswahl.

Das Interview führten Ralf Fassbender, Yvonne Freiberg, Cedric Eichner, Ralf Fassbender, Sascha Nowak, Susanne Sasse mit Unterstützung von Heiner Neffgen und der Journalistin Anja Schimanke

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