Raus aus der Sackgasse
Jobcenter bringt 500 seiner Kunden in Arbeit
Köln - In lockerer Runde hatte das Jobcenter Köln zu einem
Pressegespräch eingeladen. Ehemalige Langzeitarbeitslose und ihre
neuen Arbeitgeber berichteten aus ihren Erfahrungen mit dem neuen
Teilhabechancengesetz Paragraph 16i des SGB II, das seit dem 1. Januar
2019 gilt. 500 Kunden hat das Jobcenter Köln auf dieser Basis in
geförderte Beschäftigung gebracht, erklärte
Jobcenter-Geschäftsführerin Martina Würker. Lediglich 20 Teilnehmer
der Zielgruppe im Alter von 35 bis 60 Jahren haben bisher abgebrochen.
Coaches begleiten die Arbeitgeber und -nehmer bei der Integration.
Wenn die Unternehmen jemanden sozialversicherungspflichtig
beschäftigen, der viele Jahre lang Arbeitslosengeld II
(Grundsicherung) erhalten hat und über 25 Jahre alt ist, sind
folgende Förderleistungen möglich: Der Lohnkostenzuschuss beträgt
in den ersten beiden Jahren 100 Prozent. Im dritten Jahr erhalten die
Arbeitgeber 90 Prozent, im vierten 80 Prozent. Im fünften Jahr
bezuschusst das Jobcenter die Stelle noch mit 70 Prozent der
Lohnkosten. Das Jobcenter übernimmt die Coaching-Kosten für die
geförderten Beschäftigten bis zu fünf Jahre lang und erstattet
Weiterbildungskosten während des Arbeitsverhältnisses in Höhe von
bis zu 3.000 Euro.
Als ein Tandem in der Runde präsentierten sich Dagmar Stelter und ihr
neuer Chef Michael Reetz von log-o consult, ein Bildungsträger für
die Aus- und Weiterbildung im Sicherheitsbereich. Michael Reetz sagte
über seine Motivation zur Teilnahme an dem Projekt: „Als
Bildungsträger hat man auch eine soziale Verantwortung.“ Seine neue
Mitarbeiterin habe nach zwei Wochen schon eigenständiges Arbeiten im
Büro übernommen. Auch Dagmar Stelter ist nach vielen befristeten
Arbeitsverträgen glücklich mit den neuen Kollegen und ihrer Stelle.
Unsicher habe sie zu Anfang noch gesagt: „Ich möchte Teilzeit
arbeiten.“ Für die ersten drei Monate haben beide Seiten dann
Arbeit in Teilzeit festgelegt. Jetzt möchte Stelter schon im dritten
Monat eine Stunde mehr arbeiten, um sich an ein steigendes
Arbeitspensum zu gewöhnen.
Jürgen Schmitt von der RheinEnergie AG berichtete, dass die
jeweiligen Vorgesetzten zu fünf eingestellten Personen ihm ein
positives Feedback gegeben haben: „Das sind sehr freundliche
Personen, die im sozialen Miteinander sehr angesehen sind.“ Der
Selbstständige Frank Doppelhammer vom REDO Reifen- und Autoservice
hat einen Lageristen und eine Büroangestellte nach hoffnungsvollem
Beginn wieder verloren. Selbstkritisch gibt er zu, die Überforderung
seiner Mitarbeiter nicht gesehen zu haben: „Ich habe versäumt,
direkt über den Coach anzugreifen.“ Marika Mojsovski, Inhaberin des
Catering-Unternehmens „Feine Köstlichkeiten“, gab zu bedenken,
dass man von den neuen Mitarbeitern nicht von Anfang an 100 Prozent
Leistungsfähigkeit einfordern kann: „Mit viel Ruhe und Geduld kann
es klappen. Diese Menschen wollen auch wieder arbeiten.“
Redakteur/in:Michael Offizier aus Köln |
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