Nur noch ein Museum:
Kalker Atombunker schützt keinen mehr

„Nur“ noch ein Museum: Robert Schwienbacher öffnet die Eingangstür im Zwischengeschoss der U-Bahn-Haltestelle „Kalk Post“. | Foto: Foto: Hans-Willi Hermans
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Seit dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, hat sich die Welt gewaltig verändert. Das bekommt auch Robert Schwienbacher zu spüren, denn er ist der Chef im Kalker Atombunker.

von Hans Willi Hermans

Kalk. „Bei uns rufen dauernd Bürger an, die einen Platz haben möchten, ein Mütterchen aus Dortmund war ganz verzweifelt: ‚Wo soll ich denn sonst hin?‘“, erzählt der Vorstandsvorsitzende des „Cologne Research Institute of Fortification Architecture“ (Crifa). Ein riesiges Missverständnis sei das, so Schwienbacher, sein „Institut für Festungsforschung“ – so die Übersetzung – betreibe zwar tatsächlich ehrenamtlich seit 2016 den Bunker, aber als Museum.
Den vielerorts legendenumrankten Kalker „Atombunker“ gibt es also tatsächlich, man betritt ihn durch eine unscheinbare Tür im Zwischengeschoss der KVB-Haltestelle „Kalk Post“ gegenüber dem Kiosk. Die Bezeichnung „Bunker“ gefällt Schwienbacher allerdings überhaupt nicht: „Schon eine 50-Kilo-Bombe würde das Dach durchschlagen, Mittelstreckenraketen wiegen locker mal 800 Kilo.“ Korrekter sei die Bezeichnung „Zivilschutzraum“. Nach einem Angriff hätten hier exakt 2366 Menschen für 14 Tage Zuflucht gefunden. Die Crifa hat Küchen, Schlafräume, Toiletten, Waschräume sowie die OPs und die Notstromaggregate liebevoll wieder hergerichtet.

Nur zum Anschauen. | Foto: Foto; Hans-Willi Hermans

Sowohl die U-Bahn-Tunnel als auch die Eingangsschächte für KVB-Kunden wären im Ernstfall hermetisch abgeriegelt worden – gegen radioaktive Strahlung, aber auch gegen Gas und biologische Waffen. Doch das ist Geschichte. Denn: Erst kürzlich wurden Aufzüge in die Haltestelle eingebaut. Durch diese Schächte könne nun alles Mögliche eindringen, so die Crifa.
Robert Schwienbacher, dessen Verein Führungen für Schulklassen und andere Gruppen anbietet, hat ganz grundsätzliche Zweifel am Sinn des Kölner Zivilschutzkonzepts aus dem Kalten Krieg. Denn der Kalker „Atombunker“ ist die einzige komplett erhaltene Zivilschutzanlage in Köln. 1979 wurde sie gebaut und kostete geschätzt sieben Millionen Mark. Ähnliche Anlagen waren beispielsweise unter dem Neumarkt und dem Rudolfplatz geplant, wurden aber nie fertiggestellt.
„Die waren nur für Durchreisende gedacht, weil man davon ausging, dass die Bürger private Schutzräume anlegen würden. Das wurde sogar mit öffentlichen Mitteln gefördert – bis 1989“, so Schwienbacher. In ganz NRW hätten aber nur 304 Personen eine entsprechende Unterstützung beantragt.
Doch selbst die 2366 „Glücklichen“, die im Falle eines atomaren Angriffs im Kalker Bunker untergekommen wären, hätten möglicherweise eine böse Überraschung erlebt. Denn es sei sehr fraglich, ob das Personal, das die ganze Technik in Gang setzen sollte, den Schutzraum auch erreicht hätte. Außerdem hätten Lebensmittel rechtzeitig eingelagert werden müssen.
Auch habe er im umfassenden Aktenbestand zum Kalker Zivilschutzraum nur einen einzigen Satz über die Zeit nach 14 Tagen im Bunker gefunden. „Die Schutzsuchenden werden mit Bussen abgeholt“ habe da gestanden. „Sie kennen doch die Bilder von Hiroshima nach der Atombombe?“, fragt Schwienbacher. „So sähe Köln dann auch aus. Meinen Sie wirklich, dass dann die KVB noch führe?“

Für Pfingstsonntag, 5. Juni, lädt das Crifa zum 19 „Tag des Forts“ ein. Die Erforschung der preußischen Festungsanlagen aus dem 19. Jahrhundert ist ein Schwerpunkt in der Arbeit des Crifa, 15 der wehrhaften Gebäude im Äußeren und Inneren Grüngürtel sind am Sonntag im Rahmen von Führungen zu besichtigen. Außerdem finden besondere Veranstaltungen wie eine Taschenlampenführung für Kinder im Zwischenwerk VIIIb oder eine Fahrradtour im Äußeren Grüngürtel statt.
Alle Führungen und sonstigen Veranstaltungen sind kostenlos. Die Forts können nur im Rahmen einer Führung besichtigt erkundet werden. Diese sind aber kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. An einigen Orten, wo es eng wird, sind Corona-Schutzmasken erforderlich. Die genauen Anfangszeiten der Veranstaltungen sowie Anfahrtswege sind online zu finden unter
tag-der-forts.de

„Nur“ noch ein Museum: Robert Schwienbacher öffnet die Eingangstür im Zwischengeschoss der U-Bahn-Haltestelle „Kalk Post“. | Foto: Foto: Hans-Willi Hermans
Nur zum Anschauen. | Foto: Foto; Hans-Willi Hermans
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EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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