Stadt Köln verbietet Fitnesskurse im Freien
Kein Ort für Sport
Von Alexander Büge, Serkan Gürlek und Alexander Kuffner
Erst die Fußball-EM in der eigenen Stadt, jetzt Olympia am TV – gefühlt ist ganz Köln den gesamten Sommer über im Sport-Fieber. Doch wer sich selbst in Form bringen will, hat es in der Domstadt nicht immer leicht. Denn die Stadt macht manchen Fitness-Kursen, die im Freien stattfinden, einen Strich durch die Rechnung. Das sorgt bei Anbietern und Freizeitsportlern für Kopfschütteln.
Fitness-Trainerin Larissa Kurzer (29) hat ihre Kurse unter freiem Himmel gerne im Nippeser Lohsepark gehalten. Doch das passte offenbar nicht jedem. So ging eine Beschwerde bei der Stadt Köln ein, dass andere keinen Platz mehr an dem dortigen Sportgerüst hätten, wenn Kurzers Gruppe dort auftauche. Die Fitness-Trainerin selbst dementiert das: „Wir das wirklich sehr große Gerüst mitgenutzt, das stimmt. Dabei haben wir aber immer darauf geachtet, dass auch andere genug Platz hatten“.
Überfüllung der Grünflächen?
Doch laut Stadt ist es kommerziellen Fitness- und Sportkurs-Anbietern nicht erlaubt, ihr Angebot auf städtischen Flächen durchzuführen. Also wurde Larissa ein Bußgeldverfahren angedroht.
Der Grund für das Verbot: Die Stadtverwaltung argumentiert, dass Kölner Parks und Grünflächen laut Stadtordnung für Naherholung und Freizeitgestaltung genutzt werden sollen. Durch Kurse von kommerziellen Anbietern würden diese hingegen überlastet. Würde man Sondernutzungrechte erteilen, könnten weitere Anbieter Ansprüche geltend machen. Dadurch könne es letztlich zu einer Überfüllung der Grünflächen in Köln kommen.
Eine Argumentation, die die junge Trainerin schwer nachvollziehen kann: „Ich mache das jetzt über ein Jahr und habe noch nie persönlich eine Beschwerde eines Passanten gehört, wurde angepöbelt oder Ähnliches.“ Im Gegenteil werde sie meist gefragt, wie man an einem solchen Kurs teilnehmen könne. „Draußen in der Natur zu trainieren - gerade als Großstädter - bringt die Leute auf ein ganz anderes Energielevel. Dazu habe ich viele Kursteilnehmer, denen Fitness-Studios schlicht zu teuer sind oder die in ihrem Alltag sonst kaum vor die Tür kommen.“
Viele Sportler betroffen
Zudem seien von der Regelung der Stadt nicht nur Trainer und Hobby-Sportler aus dem Fitnessbereich betroffen, gibt die Trainerin zu bedenken.Vielmehr dürften auch Angebote wie Krabbelgruppen oder Buggyfit für junge Mütter demnach nicht mehr auf öffentlichen Grünflächen im Freien stattfinden.
Für Stadtsportbundchef Peter Pfeifer das komplett falsche Signal: „Die oberster Prämisse muss es sein, dass die Leute Sport machen und auch dabei bleiben – was im Sinne der Stadt sein sollte. Denn die meisten Menschen tun dadurch etwas für ihre Gesundheit, was wiederum dafür sorgt, dass die Krankenkassen weniger stark belastet werden. In der Regel sind die Menschen halt länger gesund, je länger sie Sport treiben.“
Dementsprechend müsse für diese Situation nun schnell eine Lösung gefunden werden, da es eben viele Leute gebe, die nicht bei einem Verein oder im Fitnessstudio angemeldet sind, sondern lieber ein solches Angebot nutzen würden.Doch ein Ausweg aus der Misere sei nicht einfach zu finden, so Pfeifer. Vereine oder andere kommerzielle Anbieter könnten aber Grünflächen zu günstigen Konditionen anmieten, um dort Kurse stattfinden zu lassen, schlägt der Stadtsportbund-Chef vor.
Änderung der Stadtordnung
Doch auch für diese Variante müsste die Stadtordnung in der nächsten Ratssitzung am 24. August entsprechend angepasst werden. SPD, Linke und FDP haben sich bereits dafür ausgesprochen, die CDU lehnt kommerzielle Angebote auf Kölner Grünflächen aber wohl weiterhin ab.
Dementsprechend können Trainer wie Larissa Kurzer genauso wie Stadtsportbundchef Peter Pfeifer bis dahin nur appellieren. „Ich bin guter Hoffnung, dass die Politik in Köln im Sinne des Sports eine gute Lösung finden kann“, sagt Pfeifer. Kurzer wünscht sich „dass die Politik es schafft, kommerzielle Sport- und Fitnessangebote auf öffentlichen Flächen zu erlauben. Es ist für viele eine gute und gesunde Alternative und es sollte im Interesse der Stadt liegen, ihre Bürger fit zu halten.“
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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