Bunte Kunst aus der Dose
Kindermalwettbewerb: Graffitis und urbane Kunst
Köln - Malen ist eigentlich einfach. Ein Stift, ein Stück Papier und
schon kann man loslegen. Für Graffiti-Künstler ist das anders. Auch
wenn man drei Dosen Farbe hat, ist nicht unbedingt eine schöne Wand
frei. Und Anfängern passieren meist die gleichen Fehler. Wie es
besser geht, hat uns „Onkel Dose“ verraten.
Köln. Eines vorneweg: Das Thema „Weihnachten malen“ wird
als Graffiti eher selten aufgegriffen. „Im klassizistischen Stil
wäre das zu kitschig. Eher mal als witzige Karrikatur, wo der Fokus
auf die Schrift gelegt wird“, erklärt Martin Scholz. Scholz,
Inhaber des Ladens „Onkel Dose“, ist in der Graffiti-Szene unter
dem Künstlernamen „Minze“ bekannt.
Bereits als Teenager kam er mit der Kunst in Kontakt und tobte sich
als Jugendlicher aus. Aufgewachsen in der Nähe von Zwickau, gab es in
dieser Zeit viele leerstehende Fabriken, die abgerissen werden
sollten. „Keine Türen oder Tore, und nur blanke Wände. Da konnte
ich mich auf jeder Etage austoben“, erinnert sich „Minze“. Seine
Erfahrungen gibt er in Workshops weiter. Er kennt die typischen
Anfängerfehler.
Natürlich sollte eine Vorskizze erstellt werden, aber Sprühen sei
dann etwas ganz anderes. „Graffitis sind großflächig, da arbeitet
man mit dem ganzen Körper. Man muss sich strecken, auf die
Zehenspitzen stellen, oder in die Knie gehen. Die meisten Kids denken,
man sei in fünf Minuten fertig.“ Geduld ist also gefragt. Und
Erfahrungen können nur an der Wand gesammelt werden. Wichtig sei es,
planvoll vorzugehen und sich mit dem Sprayen vertraut zu machen: Wie
wird eine saubere Linie gezogen, in welchem Abstand wird überhaupt
gesprayt und wie weit kommt man mit dem Inhalt einer Dose? „Mit
einem Bleistift malen ist deutlich günstiger“, lacht „Minze“
und rät, mit einfachen Bildern und höchstens drei Farben zu
beginnen. „Man benötigt schon ein gewisses Abstraktionsvermögen.
Von der Technik her werden Graffitis von hinten nach vorne gemalt.
Anfänger müssen Außenlinien meist mehrmals nachziehen, weil sie
immer wieder übermalt werden. Wer allerdings ein Gespür für
Flächen- und Farbeinteilung entwickelt, macht relativ schnell
Fortschritte.“
Bleibt das große Problem, eine schöne, freie Wand zu finden.
„Vielleicht hat jemand in der Familie eine Garage oder ähnliches,
an dessen Außenwand in Ruhe geübt werden kann“, rät „Minze“.
Und wilde Graffitis? Da spiele bei Anfängern auch der Nervenkitzel
eine Rolle. „Wie jeder mir bekannte Graffitimaler habe ich
natürlich auch mal so angefangen. Als ganz normales Hobby.
Unabhängig von den rechtlichen Konsequenzen hätte ich jetzt aber
auch gar keine Lust mehr, in zehn Minuten ein Bild zu malen. Der
künstlerische Anspruch steht für mich jetzt klar im Vordergrund“,
so „Minze“. Ein großer Teil der Sprayer höre wieder auf, wenn
sie einmal von der Polizei erwischt worden sind. „Aber die Styler,
die auf diese Street-Art stehen, die machen weiter.“
Wer Lust hat, sich mal ganz legal und in Ruhe an einem Graffiti
auszuprobieren, findet Infos zu Workshops im Internet unter
www.onkel-dose.de
- Holger Bienert
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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