Masterplan zur Besserung
Kölle, wann wirst du endlich sauber?
Das Problem Sauberkeit in Köln ist offensichtlich. Überall, jeden Tag, nicht nur am Dom. Selbst jetzt, im Herbst, wenn sich die Menschen nicht mehr größtenteils draußen aufhalten, wimmelt es auf Kölns Straßen, in Parks und diversen Grünanlagen nur so von Müll. Die Stadt will dagegen künftig etwas unternehmen, auch mithilfe des sogenannten Masterplans Sauberkeit, der noch in diesem Jahr vom Stadtrat abgenickt werden soll. Nur: Was sind die Eckpunkte dieses Plans? Und was braucht es in der Domstadt wirklich, damit sie endlich sauberer wird?
von Alexander Büge
Köln. Um dies herauszufinden, hat der Rat der Stadt Köln die Verwaltung bereits am 5. Mai 2023 damit beauftragt, den Masterplan Sauberkeit zu erstellen. Grundlage dafür war ein Status-Quo-Bericht zum Thema Sauberkeit in Köln. Doch nicht nur das: Es folgten eine digitale Öffentlichkeitsbeteiligung sowie diverse Workshops mit Interessensvertretern. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden wiederum genutzt, um die Eckpunkte für den Masterplan Sauberkeit zu entwickeln. Nun steht der finale Entwurf vor der Fertigstellung. Zudem soll die nötige Vorlage für den Rat der Stadt Köln zum Beschluss des Masterplans Sauberkeit womöglich in die nächste Sitzung des Stadtrats am 14. November eingebracht werden.
Einige der wichtigsten Eckpunkte des Masterplans sind eine bedarfsgerechtere Reinigung, die Verstärkung der Zusammenarbeit verschiedener Akteure, eine Erweiterung des Toilettenangebots sowie eine Erhöhung der Anzahl von Müllbehältern. Wenig überraschend muss die Stadt allerdings mehr Geld ausgeben, um diese Eckpunkte tatsächlich auch umsetzen zu können. Dabei sind für die Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB) bereits mehr als 2000 Mitarbeitern im Einatz, um in Köln für Ordnung zu sorgen. Zudem gaben die AWB im Jahr 2023 rund 60 Millionen Euro für die Straßenreinigung aus, wovon rund 48 Millionen Euro von den Gebührenzahlern getragen wurden und der Rest von der Stadt Köln. Nur: Trotz einer Erhöhung von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr reicht selbst diese Summe nicht aus. Im Gegenteil, offenbar muss noch deutlich mehr Geld ausgegeben werden, um die Stadt spürbar sauberer zu bekommen. Dementsprechend wird der Stadtrat in einer der kommenden Sitzungen vorschlagen, künftig entsprechende Mittel einzusetzen.
Damit allein ist es allerdings nicht getan, da sind sich die Experten sicher. Denn klar ist: Die Bevölkerung muss sich beteiligen, so gut es geht. „Ob die Stadt dadurch tatsächlich sauberer werden wird, hängt auch vom Zusammenspiel aller Beteiligten ab“, heißt es vonseiten der Stadt. „Der Masterplan Sauberkeit bietet ein Konzept an, anhand dessen jede individuelle Person zur Stadtsauberkeit beitragen kann.“ Jeder Einzelne ist also gefragt. „Sauberkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, teilen die Abfallwirtschaftsbetriebe auf Anfrage von „Express – Die Woche“ mit. „Es kommt auf bedarfsgerechte Reinigung und Entsorgungsmöglichkeiten für Abfälle an, aber auch auf das richtige, bewusste Verhalten der Menschen. Insgesamt fehlen Bewusstsein, Respekt und Wertschätzung für den öffentlichen Raum.“
Eine Einschätzung, die auch von Fachleuten aus dem Bereich der Psychologie geteilt wird. Werte wie Sauberkeit und Müllvermeidung seien laut dem Kölner Sozialpsychologen Prof. Dr. Andreas Glöckner nicht mehr so stark in der Gesellschaft verankert. Das Resultat: Die Bevölkerung komme als Gesamtes weniger oft auf dieses Thema zu sprechen oder mache Verursacher darauf aufmerksam. Verantwortlich dafür seien laut Glöckner weniger stark verinnerlichte Verhaltensregeln – sogenannte soziale Normen – und eine geringere Aktivierung dieser Normen in einer verdreckten Umgebung. „Wenn bei der Erziehung nachlässig mit diesem Thema umgegangen wurde, kann das auch im Verlauf des Lebens eine weniger große Rolle spielen“, sagt Glöckner. Heißt: Aufklärung ist gefordert, ein Bewusstsein für das bestehende Problem muss geschaffen werden.
Aus diesem Grund enthält der Masterplan Sauberkeit auch öffentlichkeitswirksame Kampagnen, die den richtigen Umgang mit Abfall thematisieren. Schon im Spätsommer 2024 wurde die Kampagne „Haltet Köln Sauber!“ umgesetzt, wobei zwei City-Scouts im Domumfeld und im Rheingarten an acht verschiedenen Wochenenden Passanten auf die korrekte Entsorgung von Müll im öffentlichen Raum angesprochen haben. Dabei richteten sich diese insbesondere an Raucher, denen bei dieser Gelegenheit mehrere Hundert kostenlose Taschen-Aschenbecher zur Verfügung gestellt wurden. Weitere ähnliche Kampagnen sollen im Zuge des Masterplans Sauberkeit in den kommenden Wochen und Monaten folgen.
Um die Domstadt endlich sauberer zu bekommen, haben sich die verantwortlichen Personen zuletzt also einiges einfallen lassen. Mit der Umsetzung des Masterplans soll sich die Situation in Köln dann endlich spürbar verbessern. Doch eines ist dabei klar: Durch kluge Ideen, mehr Geld und öffentlichkeitswirksame Kampagnen alleine wird das Problem nicht behoben werden. Vielmehr sind wir alle gefragt, unsere Stadt möglichst schön aussehen zu lassen, jeden Tag, kontinuierlich, überall.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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