Hände weg: „Ich sag‘s !“
Köln-Bäder starten Schutzkampagne für Kinder und Jugendliche
„Grapschen verboten. Glotzen verboten und heimlich in der Umkleide fotografieren ist strafbar. „Ich Sag‘s!“, so heißt die Plakataktion der Köln-Bäder in Kooperation mit Zartbitter e. V., dem Kinderschutzbund Köln, Lobby für Mädchen, dem Stadtsportbund Köln und der Polizei Köln. Gestartet wurde die Initiative pünktlich zur Freibadsaison. Im Fokus der Aktion steht der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Belästigung und grenzüberschreitendem Verhalten in Schwimmbädern.
von Angelika Stahl
Köln. „Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist den Köln-Bädern sehr wichtig. Sie sollen sich in unseren Schwimmbädern sicher und wohl fühlen“, sagte Claudia Heckmann, Geschäftsführerin der Köln-Bäder bei der Vorstellung der Kampagne im Agrippabad.
Laut Heckmann sei auch im Freibad die Sesibilisierung zu Themen wie sexuelle Belästigung wichtig. Knapp sechs Monate brauchten die Initiatoren für die Ausarbeitung der Aufklärungs-Kampagne. Ausagekräftiger Sogan der Kampagne ist „Ich sag‘s!“ Mit ihm möchten die Initiatoren die jungen Badegäste ermutigen, sich in unangenehmen Situationen oder nach einer Belästigung Hilfe bei den Schwimmbad Mitarbeitern zu holen. Gleichzeitig soll der Slogan auch Täter abschrecken.
„Wir freuen uns sehr für diese Initiative kompetente Partner an unserer Seite zu haben. Gemeinsam mit ihnen haben wir für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kölner Bäder ein spezielles Schulungsprogramm entwickelt“, erläuterte Claudia Heckmann. Bisher haben bereits 100 Mitarbeitende an einer solchen Schulung teilgenommen.
Weitere Bausteine der Kampagne sind Plakate, die ab sofort in allen Schwimmbädern aushängen, sie sollen die Badbesucher aufmerksam machen. Kindgerecht und gleichzeitig ermutigenden greift die Poster typische grenzeverletztende Situationen in Schwimmbädern auf. In allen sechs Abbildungen taucht ein Rettungsring mit Armen und Beinen auf, der als moralische Instanz beobachtet und mahnt. Er soll laut Heckmann Kinder und Jugendliche ermutigen das Fehlverhalten anzuzeigen. Die klare Botschaft der Poster lautet: „Hände weg. Kinder und Jugendliche haben Rechte. Ich habe Dich im Blick.“
Zusätzlich zu den Comic ähnlich gestalteten Plakaten werben Leporellos und Armbänder mit der Aufschrift „Ich sag‘s!“ für die Aktion. Illustriert wurden die Motive von Dorothee Wolters.
Wie wichtig es ist, dass die Betroffenen sich nicht schämen den Mitarbeitern des Schwimmbads zu erzählen, was passiert ist, weiß Philipp Büscher von Zartbitter e. V. nur zu gut. „Wir möchten den Mädchen und Jungen vermitteln, dass Hilfe holen kein Petzen und kein Verrat ist, sondern mutig“, betont Büscher. „Alle Kinder und Jugendliche haben das Recht, sich im Schwimmbad wohlzufühlen und Spaß zu haben.“ Er sieht die Schulungen des Personals der Schwimmbäder zu kindgerechtem Umgang in Fällen von sexueller Belästigung als einen wichtigen Baustein.
Stefan Hausschild vom Kinderschutzbund Köln lobt, dass die Köln-Bäder sexualisierte Gewalt zum Thema machen und Schutzmaßnahmen treffen. „Prävention ist eine Gemeinschaftsaufgabe und nur gemeinsam gelingt es uns, Kinder und Jugendliche nachhaltig zu schützen“, fordert auch Lars Hüttler vom Kinderschutzbund. Damit betroffene Kinder nicht mehr sich die Schuld für das Fehlverhalten der Täter geben. Anna Kuss von Lobby für Mädchen sagte dazu: „Nun geht es mit „Ich sag‘s!“
darum die Balance zu finden, vorbeugend zu handeln, Täter in die Verantwortung zu nehmen und die Selbstbestimmung der Mädchen und Jungen zu respektieren.“
Laut Angabe der Kölner Polizei sind in Kölner Schwimmbädern in diesem Jahr bereits zehn Sexualdelikte aufgenommen worden. Im vergangenen Jahr waren es 26.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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