K wie Kilometer
Köln ist stolz auf seine zwei Grüngürtel
Köln -
7 Kilometer
Innerer Grüngürtel
(sr). Der Innere Grüngürtel entstand auf dem inneren Rayon. Als
Anfang des 19. Jahrhunderts vor Kölns Stadtmauern die Forts gebaut
wurden, wurde, ganz nach preußischem Vorbild, das Gelände als
Schussfeld (Rayon) freigehalten von Gebäuden und Bäumen. Dieser Ring
zog sich auf einer Breite von 600 Metern rund um die linksrheinische
Stadtmauer. Die Forts wurden jedoch noch im gleichen Jahrhundert
wieder aufgegeben und ein zweiter, äußerer Befestigungsring, diesmal
auch rechtsrheinisch, entstand, was die Basis des heutigen äußeren
Grüngürtels bildet.
Natürlich gibt es schon lange keine freien Schussfelder mehr,
gebraucht wurden sie in Köln übrigens nie, aber die Flächenstruktur
ist erhalten geblieben. Das ist natürlich auch einzelnen
Entscheidungsträgern der Vergangenheit zu verdanken, so der oft
erwähnte Gartenbauarchitekt Friedrich August Ernst Encke. Er plante
unter anderem den den Blücherpark, den Friedenspark, den
Beethovenpark, den Klettenbergpark, den Vorgebirgspark, den
Humboldtpark und die Vorgängeranlage des Rheinparks. Er schaffte
diese Orte zur Naherholung für das Volk, als grüne Stadtplätze mit
Bänken und Spielmöglichkeiten und blühenden Schmuckgartenbereichen.
Wälder waren damals zumindest für die Linksrheiner schwer zu
erreichen. Es gab Landwirtschaft, Industrie und enge Wohnquartiere.
Wald gab es auf dem heutigen Kölner Stadtgebiet schon seit vielen
Jahrhunderten kaum noch. Die Menschen in der Großstadt mussten
versorgt werden und der Boden der Niederterrasse, also der Kölner
Bucht, ist gut für die Landwirtschaft. So wurde hier schon sehr früh
fast alles abgeholzt und beackert.
Alte Waldbestände gibt es dort, wo der Boden eher „schlecht“ ist,
so am Rand zum Bergischen Land in Dellbrück und Dünnwald, am
Worringer Bruch, einem alten, viel zu feuchten Rheinarm, oder im
Chorbusch im Nordwesten Kölns. Ach ja, und das kleine Gremberger
Wäldchen, das sich erstaunlicher Weise als alter Baumbestand im
Herzen des Rechtsrheinischen retten konnte.
63 Kilometer
Äußerer Grüngürtel
Der Rundweg durch den ÄussGG hat eine Länge von 63 Kilometer. Der
Grüngürtel selbst ist 43 Kilometer Luftlinie. Es war und ist ein
Wunsch, dass Köln einen ununterbrochenen „grünen“ Ring erhält.
Noch immer gibt es Bebauungen, die den Grüngürtel zerteilen. Und
noch immer gibt es Kräfte, die ein „bisschen Bebauung“ nicht
schlimm finden. Früher war der Kölner Boden wegen seiner
Bodenqualität bei Landwirten beliebt, heute ist Kölner Boden als
Bauland teuer. Niemand möchte auf das Grün verzichten, außer …
auf ein bisschen für das eigene Heim oder zur Beschaffung des
dringend benötigten Wohnraums oder – wie jüngst – für das
Trainingsgelände des 1. FC Köln. Ohne unbestechliche Entscheider und
strikte „Neins“ wäre wohl ganz schnell nichts mehr vom
Grüngürtel übrig. Und weil Köln das Glück hatte, neben
Grüngürtel-Fan Konrad Adenauer auch noch Beamte wie Hans Berge, der
1955 Stadtdirektor wurde, an entscheidenden Stellen sitzen zu haben,
hat Köln heute tatsächlich einen ganz besonderen Baumbestand. Kölns
Waldgebiete sind so gut wie keine Forste, also nicht
forstwirtschaftlich genutzt. Sie dienen zu Erholung für die
Bevölkerung und als Sauerstofflieferant und Luftfilter für die
Großstadt. So müssen Kölns Wälder keinen Gewinn abwerfen. Berge,
ein großer Botanik- und Waldfreund, ließ die verschiedensten
Baumarten pflanzen. So soll es vorgekommen sein, dass Berge aus einem
Urlaub aus England wiederkam, seinen Förster anrief und diesem
mitteilte, dass er eine Wagenladung Bäume mitgebracht habe, die
einzupflanzen seien, weiß der Dr. Joachim Bauer vom Amt für
Landschaftspflege und Grünflächen zu berichten. Dr. Bauer ist
ehrenamtlich Geschäftsführer der „Schutzgemeinschaft Deutscher
Wald Köln e. V.“ und Geschäftsführer des „Freundeskreises Haus
des Waldes e. V.“.
Und er weiß zu berichten, warum es so wichtig ist, dass Waldbestände
nicht nur aus einer Baumart bestehen sollten. Umso bunter die Vielfalt
eines Waldes ist, umso weniger anfällig ist er gegenüber
Schädlingen, Feuer oder Klimawandel. Derzeit sorgt zum Beispiel der
Borkenkäfer für ein Fichtensterben. In Köln sterben die Fichten
auch, aber sie machen nur ein paar Prozent des Baumbestandes aus.
Während die Fichten durch langanhaltende Trockenheit geschwächt
sind, gedeihen anderen Baumarten plötzlich besser, so wie die aus
Amerika „eingeschleppte“ Roteiche.
Die Natur kann sich am besten regenerieren, wenn man sie in Ruhe
lässt. Artenvielfalt, also ein großer Genpool, hilft der Natur, sich
an Gegebenheiten anzupassen. Und so einen relativ großen Genpool hat
der Kölner Wald. Danke an alle vorausschauenden Entscheidungsträger
der Vergangenheit.
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Redakteur/in:Sabine Robels aus Köln |
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