Dunkle Wahrzeichen, gedimmte Laternen, kühle Büros
Köln knipst das Licht aus

Nicht nur der Dom steht ab sofort schon um 23 Uhr zappenduster da. | Foto: Schmülgen

Seit vergangenen Dienstag drosselt die Stadt ihren Energieverbrauch. Drohende Versorgungsengpässe im Winter und Preisexplosionen für Öl und Gas zwingen die Verwaltung zum Handeln: Energiesparen ist angesagt. Dafür gelten ab sofort diverse Maßnahmen. Pro Tag sollen damit 5500 Kilowattstunden eingespart werden – so viel, wie ein Vier-Personen-Haushalt im Schnitt jährlich verbraucht.

von Holger Bienert 

Köln. Die Verwaltung setzt damit um, was der NRW-Städtetag bereits im Juli für alle Kommunen angeregt hatte. Mit dem ersten Maßnahmen-Paket wird in Köln etwa die Beleuchtung repräsentativer Bauwerke wie Dom, Romanische Kirchen, Historisches Rathaus, Hohenzollern- und Severinsbrücke um 23 Uhr ausgeschaltet (im Herbst bereits um 22 Uhr). Insgesamt stehen dann 132 Objekte, normalerweise illuminiert von über 1000 Strahlern, im Dunkeln. Auch die Beleuchtung der Pylone am Rheinenergie-Stadion erlischt.

Die Straßenbeleuchtung wird ab 23 Uhr auf 50 Prozent heruntergedimmt, anstelle der bisherigen 75 Prozent. Zudem wird sie später ein- und früher ausgeschaltet. Dennoch bleibe nachts die Verkehrssicherheit aufrechterhalten, so Stadtsprecher Alexander Vogel, zudem solle die Entstehung von Angsträumen verhindert werden.
Die Kölner Polizei bezeichnete die Erfordernisse zum Energiesparen gegenüber „EXPRESS – Die Woche“ als „absolut nachvollziehbar“. Über die Maßnahmen in Kenntnis gesetzt wurde sie im Vorfeld offenbar nur unvollständig: „Helligkeit hat im öffentlichen Raum neben anderen Faktoren Einfluss auf das Sicherheitsgefühl. Wir gehen auf die Stadt zu und lassen uns Einzelheiten des Konzepts erläutern“, so der Kölner Polizeisprecher Christoph Schulte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieser Ausgabe.

Auch an der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden wird gedreht. Ein Knackpunkt sind dabei die Schulen. Die Idee, diese weniger zu beheizen, sorgte prompt für Widerspruch der NRW-Landeselternkonferenz: Eiskalte Klassenzimmer seien unzumutbar. Das Schulamt der Stadt Köln gab vorerst Entwarnung. Für schulische Aufenthalts-, Büro-, Fach-, und Unterrichtsräume sowie in Hörsälen gelte eine Soll-Temperatur von 20 Grad Celsius. Das sei ein Ratsbeschluss der Energieleitlinien der Gebäudewirtschaft aus dem Jahr 2004.

Doch in den städtischen Büros und öffentlichen Gebäuden wird die Raumklimatisierung auf ein notwendiges Minimum reduziert, und im Winter, während der Heizperiode, sollen 19 Grad nicht überschritten werden. Raumtemperatur und Energieverbrauch sollen auch in Fahrzeug-, Wasch- und Lagerhallen so angepasst werden, dass diese nur frostfrei bleiben. Zudem werden die über 22 000 Mitarbeiter der Stadt noch einmal für ein „energieeffizientes Verhalten sensibilisiert“.
Welche Einsparmöglichkeiten es darüber hinaus noch gibt, soll jetzt ein Krisenstab ermitteln, der sich aus Dezernaten und Dienststellen der Stadtverwaltung zusammensetzt. Geleitet wird er von Stadtdirektorin Andrea Blome.

Stellt sich nun die Frage, ob für ein weiteres Maßnahmenpaket jetzt mehr Kreativität gefragt ist. Naheliegende Einsparpotenziale, gerade was öffentliche Gebäude und Beleuchtung angeht, scheinen ausgereizt. Dem widerspricht Stadtsprecher Alexander Vogel: Beim Stromsparen habe man nicht bei null angefangen. Die Straßenbeleuchtung sei weitgehend auf energiesparende LED-Lampen umgestellt, bei der Illumination repräsentativer Bauwerke sei man dabei. Und im Herbst böten sich durch angepasste Anschaltzeiten noch „ein, zwei Stellschrauben“ an.
Weitere Inhalte sollen nun im Krisenstab erarbeitet und abgestimmt werden. Konkretes ist noch nicht dabei. Somit steht auch noch nicht fest, wann das nächste Maßnahmenpaket kommt.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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