70.000 in Deutz - Weitere Demos geplant
Köln steht auf für die Demokratie!
Am vergangenen Sonntag wurde sichtbar, was viele Menschen denken, welche Sorgen und Ängste sie um die Zukunft unserer Gesellschaft haben: Hunderttausende gingen in Städten der Republik auf die Straße, um ein Zeichen für demokratische Vielfalt und gegen Rechtsextremismus zu setzen. Und Köln war ganz vorne mit dabei.
Köln. Organisiert wurde die Kundgebung „Demokratie schützen, AfD bekämpfen“ vom Bündnis „Köln stellt sich quer“, das aus mehr als 50 Parteien, Organisationen und Initiativen besteht. Zehntausende haben vergangenen Sonntag am Rheinufer gegen die AfD und für die Demokratie demonstriert. Die Veranstalter sprachen von 70 000 Teilnehmern in der Spitze, eine Schätzung, die von der Polizei als „nicht unrealistisch“ bezeichnet wurde.
Unterstützt wurde die Demonstration unter anderem von den Bands Kasalla, Höhner, Cat Ballou, Bläck Fööss, Paveier, Brings und vom Kölner Rapper Eko Fresh.
Auch der Karneval zeigte Flagge. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn ist das Zeichen gegen Hass ein wichtiges Anliegen: „Gemeinsam mit der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln und einer ganzen Reihe von Vertretern der Stadtgesellschaft wollen die Kölner Karnevalisten deutlich machen, was sie von Planspielen rechter Fanatiker halten – nämlich gar nichts.“
Denn Engagement gegen Feinde einer offenen Gesellschaft, gegen Rassismus und völkischen Nationalismus ist seit den 1990er-Jahren fester Bestandteil der kölschen DNA. Im November 1992 rief die Kölner Musikszene zum mittlerweile legendären ersten „Arsch huh!“-Konzert auf dem Chlodwigplatz auf. 100 000 Menschen sollen vor Ort gewesen sein. 2008 verhinderte Köln unter dem Motto „Köln stellt sich quer“ einen europäischen „Anti-Islamisierungs-Kongress“ in der Domstadt, angezettelt von der Wählergruppe „Pro Köln“.
„Arsch huh“ ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum in Köln der Gegenwind für die in Teilen verfassungsfeindliche AfD deutlich stärker weht als anderswo. Bei der Bundestagswahl 2021 blieb die Partei in der Domstadt mit 4,7 Prozent unter der Fünf-Prozent-Hürde. Im Wahlkreis Köln II (Altstadt-Süd, Neustadt-Süd, Rodenkirchen, Lindenthal) holte sich die AfD mit 2,9 Prozent der Stimmen sogar bundesweit das schwächste Ergebnis ab. Nur Münster kann mit dem gleichen Ergebnis mithalten.
Im Februar 2023 sagte die AfD ihren geplanten Kreisparteitag in Lindenthal ab. Der Grund: Proteste von Schülern und Eltern der Gesamtschule Lindenthal sowie die Ankündigung von Gegenveranstaltungen. Offenbar ahnte die Partei, was sie dort erwarten könnte. Denn bereits im April 2017 protestierten mehr als 10 000 Demonstranten gegen den Bundesparteitag. 4000 Polizeibeamte sorgten für den Schutz rund um das Hotel Maritim. Passend zum Parteitag riefen Kölner Wirte die Aktion „Kein Kölsch für Nazis“ ins Leben, die sich gezielt gegen die AfD richtete. Übrigens: Der extreme AfD-Rechtsaußen Björn Höcke weilte 2017 nicht in Köln, das Maritim hatte ihm Hausverbot erteilt.
Was die jüngsten Proteste betrifft, sollen sie keine Eintagsfliege gewesen sein. Köln will sich weiter quer stellen. Folgende Versammlungen waren bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe angemeldet:
■ Am Samstag, 27. Januar startet um 16 Uhr eine Versammlung unter dem Titel „Kölner:innen gegen jeden Antisemitismus“ vor dem EL-DE-Haus, mit anschließendem Zug zum Josef-Haubrich-Hof.
■ Jeden Montag demonstriert ab dem 29. Januar ein Bündnis, bestehen aus City of Hope Cologne, Köln gegen Rechts und Omas gegen Rechts Köln, um 18.30 Uhr unter dem Titel „Nieder mit der AfD: Alle gemeinsam gegen den Faschismus und Antisemitismus“ mit anschließendem Zug zum Breslauer Platz. Erwartet werden 200 Personen.
■ Für den Donnerstag,
1. Februar hat Fridays For Future eine Demonstration auf dem Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs angemeldet, unter dem Titel „Demokratie stärken – Für ein AfD-Verbot“. (bn)
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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