Neustart mit Berührungsängsten
Kölner Museen unter strengen Auflagen wieder geöffnet

Nur zwei Besucher dürfen auf den Holzbänken in der Mittelalterabteilung Platz nehmen. | Foto: Mielke
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  • Nur zwei Besucher dürfen auf den Holzbänken in der Mittelalterabteilung Platz nehmen.
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Köln - Morgens um zehn Uhr vor dem Wallraf-Richartz-Museum. Zum ersten Mal
seit Wochen öffnen sich hier wieder die Türen. Zunächst bin ich ein
wenig irritiert, denn die Tür, auf der deutlich „Eingang“ zu
lesen ist, ist nun der Ausgang und durch den „Ausgang“ werde ich
ins Foyer geleitet. An der Garderobe gibt es einen OP-Mundschutz und
(auf Wunsch) Einweghandschuhe. Ich desinfiziere mir die Hände. Vor
der Kartenkontrolle sind Abstandsmarkierungen für die Wartenden
markiert. Noch herrscht allerdings gähnende Leere.

Es scheint, als ob die Heiligen auf den Altarbildern in der
Mittelalterabteilung noch ein wenig strenger schauen als sonst. Durch
die Stille und die verwaisten Holzbänke fühle ich mich in eine
Kirche versetzt. Nur ab und zu schaut maskiertes Sicherheitspersonal
nach dem Rechten. Ansonsten bin ich alleine.
Im zweiten Stock befindet sich die Barockabteilung. Mehr geballte
Körperlichkeit als auf den großformatigen Rubensgemälden geht kaum.
Von Mindestabstand keine Spur.
Oben in der dritten Etage taucht die Maisonne die Impressionisten des
19. Jahrhunderts in ein wunderschönes Licht. Fast wie auf einer
Blumenwiese an einem endlosen Sommernachmittag. Ein idealer Ort zum
Tagträumen! Ein kleiner Abstecher noch in das Biedermeier, also die
Zeit um 1865, als Häuslichkeit und die bürgerliche Kleinfamilie ihre
Blütezeit erlebten. Seltsam aktuell kommen mir diese Darstellungen
auf einmal vor.
Als ich das Museum wieder verlasse, treffe ich auf den zweiten
Besucher an diesem Vormittag - einen Fotografen mit dem Auftrag, die
Eindrücke von der Wiedereröffnung im Bild festzuhalten.

Weiter geht es in das benachbarte Museum Ludwig. Auch hier herrscht
natürlich Maskenpflicht. Trotzdem fühlt es sich hier zwischen
Pop-Art und klassischer Moderne schon eher nach Normalität an. Eine
Gruppe kunstaffiner junger Leute hat die Gelegenheit genutzt, um
„einfach mal rauszukommen und etwas anderes zu sehen“. Einige
junge Mütter mit Babys oder Kleinkindern genießen ein wenig
Tapetenwechsel in einer Zeit geschlossener KiTas und eine Frau, den
Mundschutz farblich auf das rote Oberteil abgestimmt, hat sich einen
bequemen Sitzplatz vor einer Skulptur gesucht, um sie in aller Ruhe
betrachten zu können.

Noch sehr zaghaft erobern sich die Kölnerinnen und Kölner ihre
Museumslandschaft zurück. Es sind wohl diejenigen, bei denen die
Sehnsucht am größten war, die es bereits am Tag der Wiedereröffnung
in die Museen getrieben hat, aber nach und nach wird die Lust auf
Kunst zurückkehren, auch unter verschärften Hygienebedingungen, und
wo könnte die Seele in einer aufgewühlten Zeit wie dieser eher Ruhe
finden, Hoffnung schöpfen und sich von der Widerstandskraft der
menschlichen Kreativität inspirieren lassen als in einem Museum?

- Priska Mielke

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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