Das neue Werbevideo der Bundeswehr
Kolumne: Befremdliche Worte in einer befremdlichen Zeit
Vor ca. 3 Wochen wurde das neue Werbevideo der Bundeswehr veröffentlicht. Doch etwas war an diesem Video grundlegend neu. Neu war das zum Schluss eingeblendete Motto der Bundeswehr. Während es früher noch „Wir. Dienen. Deutschland.“ hieß, so ist nun das Motto „Wir schützen Deutschland“. Diese Veränderung der Wortwahl hat bei vielen erst einmal zu einem befremdlichen Gefühl geführt – bei mir auch. Allerdings leben wir, spätestens seit dem 24. Februar 2022, auch in einer befremdlichen Zeit.
Doch was genau löst an dieser Formulierung bei vielen Menschen dieses mulmige Gefühl überhaupt aus? Der Auslöser ist die durch das Wort „schützen“ insinuierte Unmittelbarkeit einer Bedrohung, gegen die man sich aktiv wappnen muss. In der jetzigen Zeit stellt eindeutig Russland bzw. Putin für uns diese Bedrohung dar, welche auch Auslöser dieser veränderten Wortwahl im Werbespot der Bundeswehr ist.
Nun kann man sich natürlich darüber streiten, ob Deutschland ganz konkret von Russland militärisch bedroht wird oder nicht. Doch eines ist sicher. Durch den russischen Angriffskrieg wurde die Weltordnung mit einem lauten, alles erschütternden Knall destabilisiert und grundlegend verändert. Ein solch einschneidendes Ereignis kann weder von der NATO als Ganzes noch von Deutschland selbst unbeantwortet bleiben, zumal man nicht weiß, welche weiteren Schritte Putin plant und welches Eskalationspotenzial sich daraus ergibt.
Aufgrund dieser Umstände, welche für die jüngere Generation völlig neuartig und äußerst beängstigend sind, ist es meiner Meinung nach leider notwendig, eine solche Wortwahl in einem Bundeswehr Werbevideo zu verwenden. Denn damit signalisiert man der Bevölkerung, dass die Regierung und die Bundeswehr verstanden haben, dass die „Zeitenwende“ nicht nur ausgerufen werden, sondern sich auch in vollzogenen Kehrtwenden widerspiegeln muss. Denn dass die deutsche Bevölkerung Angst vor einer militärischen Eskalation hat, wird in diversen Umfragen mehr als deutlich. So wie auch in einer Forsa-Umfrage, welche wenige Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine erhoben wurde. Laut dieser Umfrage befürchten 69 Prozent, dass die NATO in den Konflikt hineingezogen wird, weil Russland NATO-Länder, wie z.B. Estland, Lettland oder Litauen, angreifen könnte. Bei einem solchen Szenario wäre dann auch Deutschland ganz unmittelbar betroffen.
LeserReporter/in:Tom Braun aus Köln |
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