Auch Dickhäuter brauchen Pflege
Kommt ein Elefant zur Pediküre

Die Füße der Elefanten werden regelmäßig kontrolliert. | Foto: Stahl
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Wenn Ingrid Wallner, Revierleiterin im Elefanten Park des Kölner Zoos, „Mouth“ sagt, weiß die 11-jährige Elefantenkuh „Bindi“ ganz genau, was zu tun ist. Bereitwillig hebt sie ihren Rüssel und öffnet ihr Maul. Während die Tierpflegerin Zähne, Zunge und Rachen der Elefantendame untersucht, schaut „Bindis“ Tochter, die neun Monate alte „Sarinya“, interessiert zu. Für „Bindi“ und die anderen Dickhäuter aus Asien gehört das allmorgendliche „Medical-Training“ inklusive „Zunge zeigen“ zum Tagesprogramm.

von Angelika Stahl

Riehl. „Das Medical-Training ermöglicht es uns zu schauen, ob die Zähne, Augen, Ohren, Füße und die Haut der Tiere in Ordnung sind und sie auf Verletzungen zu untersuchen“, erklärt Ingrid Wallner. „Gleichzeitig soll damit bei den Tieren auch das Vertrauen zu uns als ‚menschliche Herdenmitglieder‘ gestärkt werden.“
Zwei Stunden brauchen die Tierpfleger für das Training mit Gesundheitsprogramm. Dafür werden die acht Elefantenkühe und zwei Bullen in ihre Boxen im großen Elefantenhaus geführt.
Eines der wichtigsten Werkzeuge beim Training mit den imposanten Tieren ist für die Chef-Tierpflegerin des Zoos und ihr Team das Target, ein einfacher Bambusstab. Er dient als verlängerter Arm des Trainers, um sich durch das Gitter der Box mit den Elefanten zu verständigen. Durch positive Verstärkung, wie etwa ein Pfiff und Belohnung mit Futter, werden die Elefanten auf spielerische Art dazu ermuntert, ihren Kopf, Rüssel, Fuß, Ohr oder Hinterteil auf das Target auszurichten. Spezielle Kommando-Wörter wie „Foot“ oder „Ear“ vermitteln den Tieren, was zu tun ist.
Die durch das Training erlangte Routine ist wichtig, falls ein Elefant behandelt werden muss. „So können wir besser Salben auftragen, Blut abnehmen oder eine Infusion anlegen“, erläutert Ingrid Wallner. Ebenso vorteilhaft ist das Erlernte bei der aufwendigen und wichtigen Fußpflege der Dickhäuter. Diese steht laut Wallners Kollegin Hannah Korres alle sechs bis acht Wochen an. In freier Wildbahn legt ein Elefant täglich circa 30 Kilometer zurück. Dabei schleifen sich auf den unterschiedlichen Böden die Nägel von alleine ab. „Hier müssen die Pfleger die Nägel kürzen. Dazu nehmen wir einen Winkelschleifer.“ Gut eine halbe Stunde pro Fuß dauert die XXL-Pediküre.
Besonders wichtig ist für Ingrid Wallner und ihr Team, dass die Tiere ohne Zwang mitarbeiten. Das Training erfolgt dementsprechend spielerisch und immer freiwillig. „Elefanten sind schlau und sehr wissbegierig. Sie wollen beschäftigt werden“, so Wallner. Wenn die Elefanten keine Lust auf Training haben, ist das in Ordnung. „Gehen wir dann einfach, gefällt ihnen das auch nicht. Um auf sich aufmerksam zu machen, veranstalten sie in ihrer Box alles Mögliche. Sie bieten einen Fuß an oder heben den Rüssel, nur um von uns beachtet zu werden“, erzählt Wallner.
Übrigens: Der Kölner Zoo setzt bei seiner Elefantenhaltung bereits seit 20 Jahren auf die sogenannte Protected Contact-Methode. Das bedeutet, dass die Pfleger keinen direkten Kontakt zu den Tieren haben. Während des Target-Trainings stehen die Trainer vor dem Gitter der Elefantenboxen. Die restlichen 22 Stunden des Tages können die Elefanten sich frei in den unterschiedlichen Gehege-Bereichen bewegen. Seit 2004 sind 13 Jungtiere im Kölner Zoo zur Welt gekommen.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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