Kölner Clubszene gefährdet?
Lautstärkeregelungen und Mietpreiserhöhungen setzen zu
Köln - (sf). Mit dem Kölner Underground hat im vergangenen Jahr ein
traditionsreicher Musikclub seine Pforten für immer schließen
müssen. Mehr als 10.000 Veranstaltungen fanden in dem 1988 auf dem
Fabrikgelände der früheren Helios-AG eröffneten Club statt.
Die Schließung hatte für Furore gesorgt, ebenso wie die Schließung
des Basements in der Herwarthstraße vier Jahre zuvor. Das 1979
eröffnete Basement war einer der ersten Musikclubs, in dem sich die
Kölsch-Rock-Szene entwickelt hatte. Nicht nur Wolfgang Niedecken und
Klaus „Major“ Heuser sollen sich hier erstmals begegnet sein, auch
Gentleman hatte im Basement seinen allerersten Bühnenauftritt.
In vielen anderen Musikstätten, wie zum Beispiel dem Blue Shell, wird
die Anzahl der Konzerte reduziert, teils aufgrund von
Lautstärkebeschwerden von Nachbarn. Zudem machen Mietsteigungen und
erhöhte Sicherheitsanforderungen so manchem Clubbetreiber das Leben
schwer. Das führt dazu, dass kleine Clubs in Köln geschlossen werden
und ihre Besitzer nach Berlin abwandern, da hier die Mieten günstiger
sind. Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob die
Existenz der Kölner Clubszene gefährdet ist.
„Noch ist die Clubszene Kölns sehr gut und vielfältig, doch sie
gerät zunehmend unter Druck“, meint der Musikwissenschaftler Ole
Löding. Derzeit sei die Zukunft der Kölner Clubszene aber noch
offen: „Vieles hängt davon ab, wie die Stadtpolitik reagiert, also
wie wichtig die Clubs für die Kulturszene sind. Man bräuchte
öffentliche Unterstützung wie sie in anderen Städten Gang und Gebe
ist“, meint Löding. In anderen Städten existieren
Lautstärkefonds, mit denen Probleme mit Nachbarn geregelt werden
können, zudem gibt es sogenannte „Musikboards“, die zwischen
Mieter, Club und Anwohner vermitteln. „In Hamburg gibt es eine
Clubkommission. So etwas bräuchte man auch hier dringend“, sagt
Löding. Für den Musikwissenschaftler sind Clubs „Orte, an denen
musikalische Innovation möglich wird. Orte, wo sich junge Leute
ausprobieren können“. Das sieht Matthias Schumacher genauso: „Es
gibt eine große Clubszene in Köln. Sie ist ein Stück
Kulturgeschichte und es ist wichtig, dass sie erhalten bleibt“, sagt
der Leiter des Musikarchives NRW.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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