Hilfe für Kunstschätze
Restaurierungsabteilung des Wallraf-Richartz-Museums
KÖLN - (pm). Selbst an „alten Meistern“ geht die Zeit nicht spurlos
vorüber. Bevor ein Kunstwerk in einer Ausstellung zu bewundern ist,
hat es daher oft bereits einen Aufenthalt bei einer Restauratorin oder
einem Restaurator hinter sich.
Größere Museen von überregionaler oder gar internationaler
Bedeutung, wie das Wallraf-Richartz-Museum, verfügen oft über eine
eigene Restaurierungsabteilung. Hier sind drei
Gemälderestauratorinnen und einen Grafikrestaurator beschäftigt.
Betritt man den Arbeitsbereich von Diplom-Restauratorin Iris Schaefer,
empfängt den Besucher statt Werkstatt- oder Laboratmosphäre
zunächst ein geschmackvolles Ledersofa, doch die eher „cleane“
Anmutung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Restaurierung,
trotz aller modernen Technologie, immer noch sehr viel mit
handwerklichen Fähigkeiten und Gespür für die jeweiligen
Materialien zu tun hat.
Hinter einer der zahlreichen Türen arbeitet Graphikrestaurator Thomas
Klinke. Mit etwa 66.000 Blatt besitzt das Wallraf-Richartz-Museum eine
sehr umfangreiche und bedeutende Graphiksammlung, die in wechselnden
Ausstellungen im „Graphischen Kabinett“ der Öffentlichkeit
präsentiert wird.
Spätestens seit 2008, als ein vermeintlicher „Monet“ der Sammlung
als Fälschung identifiziert wurde, weiß auch der kunstinteressierte
Laie, dass dort, wo normalerweise Kunstwerke „ausstellungsreif“
gemacht werden, bisweilen auch kriminologischer Scharfsinn gefragt
ist.
„Normalerweise fasse ich niemals ein Kunstwerk ohne Handschuhe
an“, erklärt Iris Schaefer. Warum sie es dann doch tut, erschließt
sich bei einem Blick durchs Mikroskop: Was mit bloßem Auge wie ein
Craquelé (altersbedingte, haarfeine Sprünge in der Farbschicht)
aussah, entpuppt sich bei dem kleinformatigen Frauenportrait als
feinste, sorgfältig aufgemalte schwarze Linien.
Bereits kurz nach der Entdeckung der Röntgenstrahlung und ihrer
diagnostischen Nutzung in der Medizin begann man auch Kunstwerke zu
röntgen. Das Verfahren gibt Auskunft über verwendete Materialien
oder auch Übermalungen. Nicht selten kommt unter dem bekannten
Gemälde ein zweites, bisher unentdecktes zutage.
„Unser Ziel ist es nicht, irgendeinen Originalzustand
wiederherzustellen, sondern, das Kunstwerk für den Betrachter wieder
lesbar zu machen“, sagt Iris Schaefer und zeigt anhand eines
großformatigen Gemäldes, das von einer Gaststudentin des Institute
of Fine Arts an der New York University untersucht wurde, dass das
angestrebte Restaurierungsziel in manchen Fällen lediglich in einer
Harmonisierung des Gesamteindrucks liegen kann.
Zwar bekommt der Museumsbesucher in der Regel erst die Ergebnisse der
restauratorischen Arbeit zu Gesicht, aber das „Labor“ im 2.
Obergeschoss des Wallraf-Richartz-Museum ermöglicht in Kurzfilmen und
Schautafeln Einblicke in die Arbeit der Restaurierung.
Dort ist unter anderem die spektakuläre Entdeckung der
Monet-Fälschung von 2008 dokumentiert, oder der Entstehungsprozess
eines mittelalterlichen Altarbildes wird Schritt für Schritt
transparent gemacht. Auch über maltechnische Details, die ein
Forschungsprojekt über Stefan Lochners „Muttergottes in der
Rosenlaube“ zutage brachte, lässt sich hier einiges erfahren.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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