Ein Tunnel zwischen Wesseling und Niederkassel
So soll die Rheinspange verlaufen
Ende 2016 wurde sie vom Bundestag als „vordringlicher Bedarf“ eingestuft, 2018 begannen dann die Planungen: Die „Rheinspange 553“ genannte neue Rheinquerung südlich von Köln hat nach über sechs Jahren Planung nun endlich Gestalt angenommen. Dabei hat man sich gegen eine Brücke entschieden.
Niederkassel/Wesseling. Nach zahlreichen Dialogforen, Planungswerkstätten, Infomessen, Studien und Gutachten hat die Autobahn GmbH des Bundes am vergangenen Dienstagabend offiziell die Vorzugsvariante aus zwölf möglichen Trassen vorgestellt. Die neue Rheinquerung soll künftig nördlich von Wesseling-Urfeld und zwischen Niederkassel-Ranzel und Niederkassel als Tunnel unter dem Rhein hindurchführen.
Die neue Verbindung zwischen der rechtsrheinischen A59 und der linksrheinischen A555 soll die Verkehrssituation entspannen, indem Fahrtzeiten verkürzt, die bestehenden Kölner und Bonner Rheinbrücken entlastet und eine Alternativroute bei Staulagen im Bereich der A4 und A565 ermöglicht werden.
Die Rheinspange 553 soll im Bereich der heutigen Anschlussstelle Wesseling an die A555 anknüpfen und von dort aus in Richtung Rhein führen. Zwischen Wesseling-Urfeld und der Shell-Raffinerie geht sie laut Planung in den Tunnel über.
Das Tunnelportal auf der anderen Rheinseite soll dann im Bereich des Kreisverkehrs der L269 nordöstlich von Niederkassel und unweit von Köln-Libur liegen. Der weitere geplante Trassenverlauf führt zwischen Libur und Uckendorf nach Westen, mit einer Anschlussstelle am Liburer Weg. Auf Höhe der Spicher Seen soll die Rheinspange schließlich an die A59 anbinden.
Ergebnis eines langen Abstimmungsprozesses
Laut Autobahn GmbH ist die Vorzugsvariante das Ergebnis eines fachlichen Abwägungsprozesses, bei dem die zwölf vertieft untersuchten Varianten mit Blick auf die Umwelt, den Verkehr, die Verkehrsanlage und die Wirtschaftlichkeit verglichen wurden. In der Gesamtabwägung habe die Variante 6aT dabei am besten abgeschnitten. „Als Tunnelvariante vermeidet sie insbesondere viele Konflikte mit Mensch und Natur. So hat sie weder schwerwiegende Eingriffe in Wohn- und Gewerbegebiete zur Folge, noch durchschneidet sie Fauna-Flora-Habitat- oder Wasserschutzgebiete“, teilte die Autobahn GmbH im Zuge der Vorstellung der finalen Variante mit.
Wie geht es nun weiter mit dem Projekt?
Am vergangenen Mittwoch (Redaktionsschluss dieser Ausgabe, Anm. d. Red.) wurde die Entscheidung über die Vorzugsvariante dem politischen Begleitkreis zur Rheinspange vorgestellt. Ab Anfang März informiert die Autobahn GmbH Rheinland im Rahmen einer Online-Infomesse auf der Projektwebsite rheinspange.nrw.de die Öffentlichkeit ausführlich über die Vorzugsvariante und den fachlichen Abwägungsprozess. Unter anderem können sich Interessierte anhand einer 3D-Visualisierung der Vorzugsvariante einen Eindruck vom aktuellen Planungsstand verschaffen. Ein virtueller Bürgerdialog bietet außerdem am 16. März 2023 Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, offen gebliebene Fragen an die Autobahn GmbH zu richten.
Im Planungsprozess folgt nun das Verwaltungsverfahren zur Linienbestimmung durch das Fernstraßen-Bundesamt. Die Öffentlichkeit kann hierbei die Unterlagen zur Vorzugsvariante einsehen und Stellungnahmen abgeben. Nachdem die Linie bestimmt ist, wird die Vorzugsvariante im Zuge der Entwurfsplanung detailliert ausgearbeitet, wodurch es zu geringfügigen Abweichungen von der nun veröffentlichten Vorzugsvariante kommen kann. Nach Abschluss der anschließenden Genehmigungsplanung und Planfeststellung können Ausführungsplanung und Bau erfolgen.
Rund 1,15 Milliarden Euro soll die neue Rheinquerung kosten
Laut Bundesverkehrswegeplan soll bis 2030 mit dem Bau begonnen worden sein. Die tatsächliche Bauzeit schätzt die Autobahn GmbH auf acht Jahre. 7,9 Kilometer soll die Trasse insgesamt messen, etwa drei Kilometer davon innerhalb des Tunnels. Derzeit werden die Projektkosten auf rund 1,15 Milliarden Euro geschätzt. Die Rheinspange war und ist in der Region umstritten.
Während Gegner das Mammutprojekt weder klima- noch verkehrspolitisch für vertretbar halten, erhoffen sich die Befürworter eine deutliche Entspannung der Verkehrssituation zwischen Köln und Bonn. Ob die kritischen Stimmen mit Bekanntgabe der Tunnel-Variante nun leiser werden, bleibt abzuwarten. (alk)
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
Kommentare