Energiekrise: Kölner Sport in Not
Stadtsportbund-Chef fordert schnelle Hilfen

Wird die Energiekrise auch die Kölner Sportverein treffen? | Foto: Pixabay, Montage: Serkan Gürlek
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Erst die Pandemie, dann die Energiekrise. Die Kölner Breitensportvereine sind in einer schwierigen Situation. Ihnen muss nun schnell geholfen werden, wie der Stadtsportbund-Vorstand Peter Pfeifer im Interview mit Express – Die Woche fordert:

Von Alexander Büge

Herr Pfeifer, wie geht es den Kölner Breitensportvereinen derzeit?
Nicht gut. Erst hatten sie Probleme durch die Pandemie und jetzt kommt die Energiekrise. Dazu kommt die Furcht, dass die Hallen vielleicht doch noch durch Flüchtlinge belegt werden und ihnen dadurch Trainingszeiten wegfallen. Die Situation ist insgesamt hochkomplex.

Der Vorstandsvorsitzende des Stadtsportbundes: Peter Pfeifer. | Foto: Stadtsportbund

Inwiefern?
Vor allem aufgrund der gestiegenen Energiekosten. Die meisten Vereine betreiben ihren Sport in städtischen Hallen. Es ist aber nicht ganz klar, was die Stadt nun tut. Sie hat in der letzten Ratssitzung fünf Millionen Euro an Mitteln zur Verfügung gestellt bekommen, um die Energiekrise abzufedern. Diese Summe soll allerdings der gesamten Stadtgesellschaft zugutekommen und nicht nur dem Sport. Wie viel von dem Geld für den Sport übrigbleibt, ist also noch unklar. Zudem haben wir in Köln viele Vereine, die eigene Sportstätten haben. Ob diese auch von den Mitteln profitieren werden, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Dabei sind diese besonders betroffen, da sie Miet- und Energiekosten und gegebenenfalls Kreditzinsen wegen der Teilnahme an „Moderne Sportstätten 2022“ des Landes NRW selbst aufbringen müssen.

Die Gelder kommen für eigene Vereine also zu spät?
Vermutlich. Zudem ist zu bezweifeln, dass die Summe ausreicht. Wir befürchten jedenfalls, dass viele Kölner Vereine den Winter nicht überstehen werden, wenn sie nicht unterstützt werden. Es würde dann mit Sicherheit Insolvenzen geben. Die Mehrkosten werden durch die gestiegenen Energiepreise für die Kölner Vereine nach unserer vorsichtigen Schätzung voraussichtlich bei etwa 500 000 bis 800 000 Euro liegen. Doch sowohl die Vereine als auch wir als Stadtsportbund haben diesbezüglich noch keine klaren Aussagen vonseiten der Stadt bekommen. Wir stochern weiter im Dunkeln.

Viele Menschen haben während der Pandemie an Gewicht zugelegt, auch weil sie ihrem Sport in den Vereinen nicht regelmäßig nachgehen konnten.   | Foto: Symbolbild: Pixabay
  • Viele Menschen haben während der Pandemie an Gewicht zugelegt, auch weil sie ihrem Sport in den Vereinen nicht regelmäßig nachgehen konnten.
  • Foto: Symbolbild: Pixabay
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Was können die Vereine tun, um Kosten zu minimieren?
Sie tun das, was wir alle tun. Sie sparen durch kürzeres Duschen oder weniger Heizen 20 Prozent ein. Doch wenn die Kosten um 100 Prozent gestiegen sind, müssen die übrigen 80 Prozent immer noch bezahlt werden. Zudem stellt sich für die Vereine die Frage, inwiefern die Stadt ihre Hallen wie lange im Winter heizt. Denn klar ist ja: Sie können Kinder oder ältere Menschen zum Sport nicht in kalte Hallen schicken. Die Verletzungs- und Erkältungsgefahren wären viel zu groß. Allerdings sind nicht nur die Vereine betroffen, die Sport in Hallen anbieten. Auch das Bereitstellen von Flutlicht ist durch die Energiekrise deutlich teurer geworden, weshalb auch draußen das Angebot zurückgehen wird.

Rechnen Sie mit einem Mitgliederschwund?
In diesem Winter Sport zu treiben, wird in jedem Fall unbequemer. Aber wir können Ihnen versprechen, dass der Stadtsportbund auch unbequemer werden muss, wenn den Vereinen nicht schnell geholfen wird. Und genau das muss getan werden, da tatsächlich mit einem gewissen Mitgliederschwund gerechnet werden muss. Viele Menschen werden sich eine Mitgliedschaft im Sportverein jedenfalls sparen, wenn bei ihnen das Geld knapp wird, gerade wenn die Bedingungen in den Hallen im Winter nicht angenehm sind. Gleichzeitig hoffe ich auf eine gewisse Solidarität der Mitglieder mit ihren Vereinen, wie es sie auch während der Pandemie gegeben hat.

Wird Köln wegen der Energiekrise unsportlicher?
Köln wird definitiv unsportlicher. Dabei müsste es genau umgekehrt sein, da die Menschen in der Stadt während der Pandemie bereits weniger Sport machen konnten. Ohnehin muss man sagen: Köln ist nicht wirklich eine Sportstadt. Wenn man sich in den 15 größten Städten in NRW umschaut, wie hoch der Organisationsgrad in Sportvereinen ist, dann belegt Köln seit vielen Jahren den letzten Platz. Dabei sollte Köln den Anspruch haben, diesbezüglich in NRW die Nummer 1 zu werden.

Wird die Energiekrise auch die Kölner Sportverein treffen? | Foto: Pixabay, Montage: Serkan Gürlek

Wie werden die Vereine nach dem Winter dastehen?
Ich hoffe, dass Stadt, Land und Bund ein Einsehen haben und die Vereine retten. Ich habe aber die Befürchtung, dass die Kölner Bürger ungewollt noch unsportlicher werden. Wir werden also wie nach Corona schon wieder einen neuen Anlauf nehmen müssen, um die Menschen verstärkt zum Sport zu bringen. Wir werden wieder den Sport als Kitt der Gesellschaft, als Gesundheits- und als Integrationsfaktor Nr. 1 neu herausbilden und stärken müssen.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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