Neue Ermittlungsgruppe scheint Täter abzuschrecken
Tatort Fahrradschloss
Köln - (kg). Seit April ist im Stadtgebiet und in Leverkusen, die neue
Sonderkommission (Soko) Fahrrad tätig. Neben sechs Sachbearbeitern im
Innendienst, so Jürgen Haese, der Leiter der Ermittlungsgruppe, sind
mehrere operative Kräfte im Einsatz, darunter Zivilfahnder ebenso wie
uniformierte Polizisten.
An einem der zahlreichen Bildschirme zeigt der erfahrene Polizeibeamte
die Ergebnisse der „Soko“. Auch wenn die Resultate der Ermittler,
angesetzt auf Fahrraddiebstähle, nach wenigen Wochen noch relativ
frisch sind, zeichnet sich ein Bild ab: Die Zahlen sinken, und zwar
signifikant.
Die steigenden Zahlen im Bereich Fahrraddiebstahl seit 2005 waren der
Grund, die Ermittlungsgruppe einzurichten, erläutert Haese. Der
Kriminalhauptkommissar erklärt, dass Velo-Diebstähle potentiell das
ganze Stadtgebiet betreffen. Krankenhäuser, Schulen, Bibliotheken und
Endhaltestellen seien dabei Schwerpunkte.
Eine Vorgehensweise der Täter ist es, sich Sattelstange und Sattel
eines Rads anzueignen. Auf einem Polizeivideo sieht man, wie das
Ringschloss eines Velos in weniger als zehn Sekunden überdreht wird.
Ein Komplize schirmt dabei das Sichtfeld ab. Für hochwertige
Schlösser nutzen die Täter Bolzenschneider, für Bügelschlösser
die Akku-Flex. Der Hauptkommissar erklärt, dass die Feuerwehr für
ein gutes Faltschloss gerade mal 20 Minuten benötige, um es zu
öffnen.
Ein einheitliches Täterprofil gibt es nicht. Da klaut der betrunkene
Student ebenso wie der Junkie, der den „Fang“ möglichst an der
nächsten Ecke vertickt. Hinzu kommt die Beschaffungskriminalität.
„Es gibt Strukturen, die uns vermuten lassen, dass organisiert
wird“, in der Art, „besorgt uns zwei Bikes“, erklärt Haese. Die
Räder werden dann gesammelt, in periodischen Abständen abgeholt und
via „Sprinterklasse“ nach Süd-Osteuropa transportiert. „Da sind
wir dran“, setzt er hinzu.
Prinzipiell geht es nicht um jeden einfachen Diebstahl, sondern darum,
qualifizierte Verfahren für die Justiz zu schaffen. In der Kölner
Staatsanwaltschaft wurde ein eigenes Dezernat etabliert. Mit
entsprechender Beweislage ist damit ein schnelles Verfahren möglich.
Das Strafmaß reicht von der Geldstrafe bis zu zwei bis drei Jahren
Freiheitsentzug.
Die „Soko Fahrrad“ ist tagesaktuell im Einsatz und orientiert sich
an Brennpunkten, zu denen die Innenstadt gehört. Zum Täterkreis
zählen überwiegend Männer, darunter viele Deutsche in ihrer
Wohnortgemeinde, sagt Haese. Allein 2018 wurden 9.300 Diebstähle
angezeigt. Der erfahrene Beamte schätzt die Dunkelziffer auf etwa
doppelt so hoch. Der Schaden im Vorjahr betrug 6,5 Millionen Euro.
Durch das Aufkommen von E-Bikes habe sich für Diebe ein neuer Fokus
in der Radkriminalität eröffnet.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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