85 000 Tonnen Essen gerettet
Verwenden statt vernichten
Zu gut für die Mülltonne. Zehn Jahre ist es her, dass am 12.12.2012 um Punkt 12.12 Uhr die Kölner Plattform „foodsharing.de“ online ging. Heute engagieren sich mehr als 135 000 Freiwillige in Deutschland, Österreich und der Schweiz über diese Organisationsplattform aktiv für eine Welt ohne Lebensmittelverschwendung.
von Angelika Stahl
Köln. Zum 10-jährigen Bestehen trafen sich die Vorstandsmitglieder und Mitstreiter im Bürgerhaus Stollwerck. „In den vergangenen Jahren konnten mit rund fünf Millionen Einsätzen insgesamt 85 000 Tonnen gutes Essen vor der Mülltonne bewahrt werden. Und täglich kommen knapp 6000 Abholungen von 12 800 kooperierenden Betrieben hinzu“, zog Stefan Kreutzberger, Vorstandsmitglied bei Food-sharing, die Bilanz. Kreutzberger ist Mitbegründer der gemeinnützigen Initiative und Autor des Buches „Die Essensvernichter“.
Nach seiner Aussage werden ein Drittel aller noch verwertbaren Lebensmittel weggeworfen. Um das zu verhindern, holen bei Foodsharing registrierte Essens-Retter die Lebensmittel direkt bei den kooperierenden Supermärkten, Restaurants und Bäckereien ab und verteilen sie unentgeltlich an Menschen, die sie haben möchten.
Ein weiterer Verteilungsweg, sind die sogenannten „Fairteiler“. Das sind öffentliche Stellen in Gebäuden, wo die Lebensmittel aus Regalen oder Kühlschränken abgeholt werden können. In Köln gibt es 35 solcher Orte. Eine Karte der Abholpunkte ist auf der Plattform zu finden.
„Als Umweltbewegung verteilen wir unsere Lebensmittel von privat zu privat. Das ist der Unterschied etwa zur „Tafel“, betont Kreutzberger. Über 530 000 Nutzer machen Foodsharing mittlerweile zu einer internationalen Bewegung.
Aber trotz Umdenken bei den Unternehmen und den Supermärkten sehen die Initiatoren von Foodsharing keinen Erfolg. Vielmehr sei die absolute Zahl der Lebensmittelabfälle über die Jahre weiter angestiegen.
„Unsere Vision ist, die Menge der unnötig entsorgten Lebensmittel bis zum Jahre 2030 zu halbieren und langfristig auf Null zu bringen“, fordert Kreutzberger. Dazu müsse die Politik klare Ziele setzen. Ebenso müsse die Überproduktion von Lebensmitteln gestoppt werden
und es müsse mehr Rechtssicherheit bei der Lebensmittelrettung geben. „Wir wünschen uns eine Regelung für die Haftung wie etwa in Italien. Dort befreit das „Gute-Samariter-Gesetz“ das Spenderunternehmen und die Initiativen, die Lebensmittel verteilen von der Haftung. Wohingegegen in Deutschland etwa bei Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums immer noch diejenigen haften, die Lebensmittel spenden oder verteilen. Das muss sich ändern“, sagt Kreutzberger. Für die Zukunft wünscht sich Stefan Kreutzberger eine bessere Zusammenarbeit mit der Tafel und auch anderen Organisationen, die Lebensmittel retten. Weitere Infos unter: foodsharing.de
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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