30-Prozent-Chance auf Festtags-Schnee

War Weihnachten früher wirklich weißer?

Alle Jahre wieder die gleiche Frage: Dürfen wir auf eine weiße Weihnacht hoffen? Und fast immer enttäuschen uns die Wetterfrösche. „Kennt man ja“, seufzt dann der Kölsche, „früher war mehr Lametta!“ ...

von Alexander Kuffner

Köln. Aber ist das tatsächlich so? Liefen Kölner vor zwei, drei Jahrzehnten fast jeden Weihnachtstag mit knirschenden Schritten auf Schnee und Eis zur Christmette in den Dom? Gehörte eine zünftige Schneeballschlacht an den Festtagen einfach dazu wie Spekulatius und Punsch?

An die letzte weiße Weihnacht in der Domstadt dürften sich tatsächlich noch viele gut erinnern können: Im Jahr 2010 kam am 24. Dezember derart viel von der weißen Pracht herunter, dass so mancher im dichten Schneetreiben Probleme hatte, die Verwandtschaft zu erreichen. Und davor?

Um verklärten Erinnerungen und Erzählungen vorzubeugen, helfen nur harte Fakten. Die finden sich in historischen Daten diverser Wetterportale im Internet. Dort kann jeder knallhart selber recherchieren: Weiße Weihnachten in Köln sind sehr, sehr selten. Und das ist fast noch geschönt ausgedrückt.

Für diesen Artikel haben wir das Weihnachtswetter in den vergangenen 40 Jahren nachgeschlagen und in die untenstehende Tabelle einfließen lassen. Sie zeigt die jeweilige Höchsttemperatur am 25. Dezember. Und die Tabelle beweist, dass es – außer im bereits erwähnten Rekord-Schnee-Jahr 2010 – nur noch 1986 überhaupt Minusgrade am ersten Weihnachtstag hatte. Und wie jedes Kind weiß: ohne Frost kein Schnee. Zumindest keiner, der liegenbleibt.

Bezogen auf die Temperaturen herrschte in den vergangenen vier Dekaden allerdings ein stetes Auf und Ab. Drei Jahre durften sich die Kölner gar über frühlingshafte 14 Grad zur Weihnachtsgans „freuen“.
Aber auch, wenn unsere Tabelle nur vierzig Jahre zurückreicht können wir vermelden: Seit 1950 lag in Köln am ersten Weihnachtstag nur an vier Jahren eine geschlossene Schneedecke von einem Zentimeter Höhe oder mehr, genauer gesagt in den Jahren 1963, 1976, 1981 und natürlich 2010.

Früher war eben doch nicht alles besser. Sondern einfach nur genauso wie heute.

Und wie wird es nun in diesem Jahr?

Dazu haben wir am 14. Dezember Karsten Brandt von Donnerwetter.de befragt:
„Nach der Kälte ab dem dritten Advent kommt direkt nach dem vierten Advent, also ab Montag, wahrscheinlich eine Wärmewelle rein. Am 19. und 20.12. rechne ich in Köln mit rund plus zehn Grad. Dann wird es wieder täglich kälter, bis wir an Heiligabend erneut bei rund null Grad oder plus ein Grad landen.“
Der Polarwirbel sei dann laut dem Wetterexperten immer noch gestört, es herrsche ein eiskalter Wind aus Ost und es sei mit Niederschlägen zu rechnen. Brandt: „Derzeit sage ich eine Chance von dreißig Prozent auf weiße Weihnacht in Köln vorher. Üblicherweise tendiert diese Chance gegen null, somit ist sie besser als in vielen, vielen anderen Jahren.“