Fußbeauftragter zieht Bilanz
Wie gut es sich in Köln geht
Seit knapp über einem Jahr ist Nico Rathmann Fußverkehrsbeauftragter der Stadt Köln. Er setzt sich insbesondere dafür ein, dass die Belange des Fußverkehrs in den Verkehrsplanungen der Stadt mehr Berücksichtigung finden. Ziel ist, dass sich Fußgänger in der Stadt insgesamt wohlfühlen und sicher bewegen können.
Ein Anlass, um im Rahmen eines Spaziergangs durch die Innenstadt über die erste Zeit bei der Stadt und seine Aufgabenschwerpunkte zu berichten. Thorsten Siggelkow, Leiter des im letzten Jahr neu gegründeten Amtes für nachhaltige Mobilitätsentwicklung, ist mit dabei und erklärt: „Ein beachtlicher Anteil von 33 Prozent der Kölner Bevölkerung legt ihre Wege zu Fuß durch die Stadt zurück. Die hohe Zahl zeigt, wie wichtig es ist, die nachhaltigste Mobilitätsform weiter zu fördern." Durch gezielte Maßnahmen und Initiativen solle auch zukünftig sichergestellt werden, dass die Bürger die Stadt eigenständig und aktiv erkunden können.
Ein großer Bestandteil von Rathmanns Arbeit sei es, dass er bei laufenden und wichtigen Verkehrsprojekten mitwirke und die Planer mit Blick auf den Fußverkehr berate. "Das sind oft Projekte, die aufgrund des hohen Planungs- und Bauaufwandes nicht von heute auf morgen umgesetzt werden“, beginnt Rathmann seinen Bericht auf der Ehrenstraße. Diese ist bereits seit letztem Jahr eine Fußgängerzone und soll zukünftig baulich zu einer „Wohlfühlstraße“ umgestaltet werden. „Um die Stadt noch lebenswerter zu gestalten, wollen wir langfristig insgesamt mehr autofreie Zonen schaffen. Diese verbessern die Luftqualität, stärken das soziale Miteinander und verringern Verkehrsunfälle.“
Dem Fußverkehrsbeauftragten ist es daneben wichtig, auch mit kleineren Maßnahmen, die relativ schnell umgesetzt werden können, Verbesserungen zu erzielen. Ein Beispiel dafür ist die Ecke Schaafenstraße/Mauritiuswall, die er auf dem Spaziergang ansteuert. Dort wurde erst kürzlich die Querungsdistanz mit Markierungen verringert und damit die Sichtbeziehung zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden verbessert. „Eines unserer Anliegen ist es, eine bessere Sichtbeziehung bei querendem Fußverkehr herzustellen. Wenn zum Beispiel parkende Autos und Schilder im Weg stehen, erhöht das die Unfallgefahr.“
Ohne aufwendige Umbaumaßnahmen konnten zudem die Gehwege auf dem Friesenwall angenehmer gestaltet werden. Dieser wurde 2019 zur Fahrradstraße umgestaltet. Damit Radfahrer mehr Platz auf der Straße haben, wurde dort die Anzahl an Parkplätzen verringert. Dadurch war es möglich, die Gehwege von Hindernissen wie Postkästen und Radabstellanlagen freizuräumen, die nun auf einem „Multifunktionsstreifen“ am Fahrbahnrand stehen. Durch freie Gehwege können sich die Menschen ungehindert und entspannt von A nach B bewegen. Zudem sind freie Gehwege für Personen mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Mobilitätseinschränkungen wichtig, damit sie sich sicher, selbständig und bequem fortbewegen können. Angesichts enger Straßen ist es jedoch häufig eine Herausforderung, fußgängergerechte Gehwege herzustellen.
Das gilt auch da, wo es viel Außengastronomie gibt, wie an der Aachener Straße, die ebenfalls auf der heutigen Route des Fußverkehrsbeauftragten liegt. Besonders an diesen Stellen muss auf eine hindernisfreie Gehbahn zwischen Außengastronomie und Hauswand/Straße geachtet werden. An der Aachener Straße zeigt sich auch ein weiterer wichtiger Punkt. So sollten nach Möglichkeit, Fuß- und Radwege getrennt sein. Im letzte Jahr hat die Stadt Köln durch die Umwandlung einer Kfz-Fahrspur den Radverkehr in der Aachener Straße, zwischen Brabanter Straße und Eisenbahnring, auf die Fahrbahn verlegt. Dadurch haben sich der Platz vergrößert und die Sicherheit für die Fußgänger erhöht. Beide Beispiele zeigen, dass eine gute Radverkehrsförderung auch häufig dem Fußverkehr zugutekommt und deshalb Hand in Hand geplant werden sollte.
„Das sind alles einzelne Maßnahmen, die den Fußverkehr in Köln verbessern“, sagt Rathmann. „Um die Sicherheit und Attraktivität der Kölner Fußwege langfristig zu erhöhen, ist es von Bedeutung, die Situation ganzheitlich im Blick zu haben.“ Gegenwärtig befinden sich die Fußverkehr-Checks für die Stadtteile Kalk und Nippes in Vorbereitung. Dabei übernimmt das Zukunftsnetz Mobilität NRW die Kosten für den Fußverkehrs-Check in Kalk, während die Finanzierung des Fußverkehrs-Checks in Nippes von der Stadt selbst getragen wird. Dabei werden alle Defizite in der Verkehrsinfrastruktur festgehalten, zum Beispiel ein altes Schild, fehlende taktile Elemente, Grünwuchs, zu hohe Bordsteine, fehlende Markierungen oder eine falsche Beschilderung. Das erfolgt systematisch und es gibt klare Kriterien, um die Maßnahmen zu bewerten.
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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