Erdbeben-Expertin gibt Auskunft
Wie stark Köln gefährdet ist
Die Menschen in der Grenzregion Türkei/Syrien kommen nicht zur Ruhe. Seit dem 6. Februar kommt es dort immer wieder zu Erdbeben, phasenweise mit einem Wert von 7,8 auf der Richterskala. Die verheerenden Folgen: Zahlreiche eingestürzte Häuser, eine zerstörte Infrastruktur und mehr als 47 000 Tote. Aufgrund der furchtbaren Bilder aus der Region gab es zuletzt bei einigen Kölnern die Befürchtung, dass es auch hier zu starken Erdbeben kommen könnte. Nach einer Falschmeldung in den sozialen Medien flohen am Kölnberg in der Nacht zum 15. Februar sogar mehrere hundert Menschen aus ihren Häusern, um sich in Sicherheit zu bringen. Doch wie wahrscheinlich ist ein Erdbeben dieser Größenordnung in Köln wirklich? Express - Die Woche hat bei einem Besuch in der Erdbebenstation Bensberg nachgefragt.
von Alexander Büge
Köln. Vor Ort befasst sich Diplom-Geophysikerin Dr. Brigitte Knapmeyer-Endrun mit Erschütterungen, die sich auf der gesamten Welt ereignen. Dass es in Köln zu einem ähnlichen Szenario wie in der türkisch-syrischen Grenzregion kommt, schließt die Leiterin der Erdbebenstation komplett aus. „Von einem Beben von 7,8, wie es zuletzt in der Türkei und Syrien vorgekommen ist, müssen die Menschen in Köln keine Angst haben“, stellt Knapmeyer-Endrun eindeutig klar. „Eine Erschütterung dieser Größenordnung wird es in unserer Region auch in tausend Jahren nicht geben.“
Dies mache auch ein Blick auf die stärksten Beben der letzten Jahrhunderte deutlich (siehe Kasten). „Manche Leute erinnern sich vielleicht noch an das letzte stärkere Erdbeben, bei dem das Epizentrum 80 Kilometer von Köln entfernt lag. Im Jahr 1992 kam es im niederländischen Roermond zu einem Ausschlag, der auf der Richterskala mit 5,9 angegeben wurde. Damals sind Ziegel von Gebäuden und Fassadenteile vom Dom gefallen, teilweise sind auch Risse in Häusern entstanden“, sagt Knapmeyer-Endrun. „Ein Beben dieser Stärke gab es hier aber zuletzt vor 200 Jahren.“ Der Grund: Die geologischen Voraussetzungen in der Türkei und Syrien sind ganz andere. Im Gegensatz zum Rheinland gibt es dort gleich mehrere sogenannte Plattengrenzen, an denen es besonders häufig zu stärkeren Erdbeben kommen kann.
Voraussagen lassen sich Erdbeben trotz dieser Kenntnisse und moderner Technik allerdings nicht. „In Japan und Kalifornien gibt es zwar Frühwarnsysteme, doch die schlagen erst an, wenn das erste Beben schon passiert ist. Es kann also maximal einige Sekunden vor den größten Erschütterungen gewarnt werden“, erklärt Knapmeyer-Endrun. „Falls genaue Voraussagen in Social-Media-Kanälen verbreitet werden, sind diese also in jedem Fall falsch und sollten nicht ernst genommen werden.“
Übrigens: Auch im Falle eines möglichen, aber ebenfalls extrem unwahrscheinlichen Vulkanausbruchs in der nahegelegenen Eifel müssen sich die Bürger in Köln und Umgebung keine Sorgen machen. „Bei Vulkanen gibt es schon vor einem Ausbruch beobachtbare Vorzeichen und somit längere Vorwarnzeiten“, sagt Expertin Knapmeyer-Endrun, die beruhigend hinzufügt. „Und es wird sicher kein Lavastrom bis Köln fließen.“
Die 10 stärksten Beben im 300-km-Umkreis
- 18.9.1692, Verviers: 6,8
- 18.2.1756, Düren: 6,4
- 11.6.1938, Oudenrade: 6,1
- 13.4.1992, Roermond: 5,9
- 14.3.1951, Euskirchen: 5,8
- 26.12.1755, Düren: 5,7
- 23.2.1828, Tirlemont: 5,7
- 26.8.1878, Tollhausen: 5,6
- 29.7.1846, St. Goar: 5,5
- 20.11.1932, Veghel: 5,3
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
Kommentare