Kunst an Kölner Litfaßsäulen
Zu wenig
Licht im
Dunklen
Köln. Das großformatige Werk „Die Gedächtnislücke #12“ sowie die 40 Drucke auf der gegenüberliegenden Seite der Säule zeigen eine Serie von ausgewählten Aktenblättern aus den Protokollen des NSU-Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages. Dieser Ausschuss befasste sich mit dem jahrelangen mörderischen Terror des NSU, des Nationalsozialistischen Untergrunds, einer Terrorzelle, die viel zu lange unentdeckt agieren konnte.
Wie viele öffentliche Stellen hatten daran ihren Anteil – aus Überlastung, aus Blindheit auf dem „rechten“ Auge? Der Untersuchungsausschuss sollte Klarheit bringen, zeigte im Wesentlichen jedoch auf, wie groß die Gedächtnislücken und wie gering der Wille zur Erinnerung bei Vertretern der Sicherheitsbehörden war.
Kohl vertauscht auf intelligente Art das Verständnis von hell und dunkel. Die hellen Stellen bringen bei ihr kein „Licht ins Dunkel“, sie zeigen absolute Schwärze, Leere, auf – gespielt oder ehrlich, das macht keinen Unterschied. Katharina Kohl hat 40 Protokollseiten ausgewählt und im Handdruck geschwärzt. „Die im Druck freigelassenen Stellen bezeugen verschiedene Formulierungen tatsächlicher oder vermeintlicher Gedächtnislücken“, so die Künstlerin.
„Die geschwärzten Bereiche der Protokollseiten bleiben teilweise lesbar. Das Schwärzen dient lediglich dem Sichtbarmachen, nicht dem Verbergen des Inhaltes“. Die Serie gehört zu einem umfangreichen Werkkomplex, der sich mithilfe künstlerischer Techniken mit dem Personal der Sicherheitsbehörden auseinandersetzt. Dazu gehören neben Video- und Rauminstallationen auch 40 Aquarellporträts ausgewählter Personen, die von 1994 bis 2018 an entscheidenden Stellen mit der (Nicht-) Aufdeckung des NSU-Netzwerkes befasst waren. Weitere Infos zu den Kunstsäulen unter: stadt-koeln.de/kunstsäulen
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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