Umwelt und Recycling
Leere Tonerkartuschen der Weiterverwertung zuführen
(TRD) Beim Recycling sind wir eifrig: Laut einer Umfrage geben 96% aller Deutschen ihr Altpapier zum Recycling, neun von zehn Bundesbürgern entsorgen Flaschen umweltfreundlich und mehr als zwei Drittel achten darauf, dass auch der Biomüll in die richtige Tonne wandert. Wir könnten aber noch konsequenter sein. So landen jedes Jahr mehrere Millionen Tintenpatronen und Tonerkartuschen im Hausmüll. Tonnenweise Abfall, der sich leicht vermeiden ließe. Schließlich bieten alle Druckerhersteller Rücknahme-Programme für ihre Verbrauchsmaterialien an. Wie funktionieren sie? Und wie nützen sie der Umwelt?
Seit den 70er Jahren ging das Schlagwort vom „papierlosen Büro“ mehrfach durch die Medien. Durchgesetzt hat sich das umweltfreundliche Konzept leider nicht. Es wird kaum weniger gedruckt. Am Beispiel der Verbrauchsmaterialien für Laserdrucker lässt es sich exemplarisch nachvollziehen:
Fast 18 Millionen Tonerkartuschen gingen laut TRD-Pressedienst in Deutschland über die Ladentheken. Das ist nur etwa ein Prozent weniger als noch im Vorjahr, so eine Studie der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung). Damit sind wir Deutschen die größten Abnehmer in den großen Europäischen Ländern (Gesamtmarkt: 43,5 Millionen). Übrigens: Die Kartuschen für Laserdrucker – sie finden vornehmlich Verwendung im beruflichen Sektor – machen mit 47 Prozent fast die Hälfte des gesamten Markts der Drucker-Verbrauchsmaterialien aus. Die leer gedruckten Kartuschen erzeugen also alljährlich eine Riesenmenge Material. Sie einfach in den Müll zu werfen, ist pure Verschwendung: Die Kartuschen enthalten Teile, die problemlos weiter verwendet werden könnten – darunter die stabilen Kunststoffgehäuse und mechanische Kleinteile aus Metall. Um sie einer sinnvollen Weiterverwertung zuzuführen, bieten alle Hersteller aufwendige Rücknahme- und Recycling-Programme an.
Neu befüllen statt wegwerfen
Was die Hersteller aus dem Leergut machen, ist unterschiedlich. In einigen Fällen schreddern sie die Kunststoffgehäuse zu Granulat, um daraus neue Cartridges zu fertigen. Oder sie geben das Rohmaterial an Hersteller von Dachziegeln oder Gartenbänken weiter. Allein der japanische Hersteller Brother sammelt die Leerkartuschen, um sie in zwei eigens dafür ausgebauten Werken aufzuarbeiten und neu zu befüllen. Doch die Akzeptanz der Rücknahme-Programme könnte besser sein: Nur ein Teil der Kartuschen findet den Weg zurück zu den Herstellern – dabei ist der Aufwand für die Rücksendung klein. Und der Nutzen für die Umwelt groß. Im Örtchen Krupina in der Slowakei füllt etwa der Druckerhersteller Brother mit 250 Mitarbeitern leere Laserdrucker-Kartuschen auf. Dazu hat der Konzern eigens ein altes Fabrikgebäude gekauft und umgebaut. .Acht Produktionslinien verwandeln die per LKW aus ganz Europa angelieferten Gebraucht-Kartuschen in neue. Die Wiederbefüllung ist aufwendig, viele Arbeitsgänge müssen manuell durchgeführt werden. Dazu gehört das Scannen der alten Etiketten, bevor die Mitarbeiter sie entfernen und ersetzen. Alle Verschleißteile werden geprüft und gegebenenfalls ausgetauscht. Die neu etikettierten, befüllten und in Vakuumfolien verpackten Kartuschen gehen anschließend in den Handel.Rund 1,2 Millionen Gehäuse hat Brother 2012 in dem 2007 eröffneten Werk recycelt – etwa die Hälfte davon aus Deutschland. Ein gigantischer Aufwand, der dem Unternehmen keinen unmittelbaren Profit bringt, aber dem Anspruch des Unternehmens genügt, möglichst wenig Müll zu produzieren.
Wie entsorgt man leere Druck-Kartuschen?
Möglichkeit 1: Zurückschicken zum Hersteller
Wer Tonerkartuschen für seinen Laserdrucker kauft, der findet einen Rücksendeschein im Karton. Hintergrund: Die Hersteller verpflichten sich, das leer gedruckte Verbrauchsmaterial zurückzunehmen und einer Form der Wiederverwertung zuzuführen. Die Lösung ist sauber und einfach: Der Kunde steckt die leere Kartusche einfach in die Schutzhülle, in der die neue Kartusche geliefert wurde, steckt sie wieder in den Karton, klebt den mitgelieferten Rücksendeschein auf und bringt das Paket zur Post. Dieser Service ist in der Regel kostenlos, auch das Porto übernehmen die Hersteller.
Und er gilt für alle Nutzer gleichermaßen: Privatpersonen, die nur wenig drucken, senden die Kartons meist einzeln zurück. Freiberufler und mittelständische Unternehmen, die größere Stückzahlen abnehmen, können auch größere Kartons ordern, mit denen sie mehrere Kartuschen auf einmal zurückschicken können. Großabnehmer wie Firmen und öffentliche Einrichtungen greifen auf Paletten-Sammelsysteme zurück.
Möglichkeit 2: Verkaufen über das Internet
Es gibt tatsächlich Unternehmen, die solche leeren Verbrauchsmaterialien ankaufen. Wer im Internet „Tonerkartusche verkaufen“ sucht, findet Dienstleister, die für das Leergut kleine Beträge zahlen. Die Preise variieren: Je nach Modell gibt es zwischen 50 Cent und – in selteneren Fällen – über 10 Euro. Die von diesen „Leergut-Brokern“ angekaufte Ware geht teilweise zurück an die Original-Hersteller und zu einem anderen Teil an „Refiller“ – Unternehmen, die die gebrauchten Gehäuse aufbereiten und neu befüllen. Deren Patronen sind später im Handel deutlich günstiger erhältlich.
Nachteile dieses Systems:
● Viele der Sammel-Dienstleister verlangen Porto, wenn der Kunde weniger als eine bestimmte Mindeststückzahl einsendet;
● Die beim Neukauf eines Druckers mitgelieferten, so genannten Starter-Kartuschen werden meist nicht angenommen;
● Das von den Refillern verwendete Tonerpulver ist nicht dasselbe, das die Original-Hersteller auch einsetzen. Um eine gleichbleibende optimale Druck-Qualität zu gewährleisten, haben Canon, Brother und Co. Exklusivverträge mit den Zulieferern der chemischen Industrie.
Möglichkeit 3: Abgeben im Büromarkt
Wer nicht gern seine Pakete zur Post bringt oder die Umverpackungen seiner Druckerkartuschen nicht aufbewahrt, kann die leeren Cartridges auch zum Büromarkt bringen. In vielen Staples-Filialen stehen Sammelboxen, in die man das Leergut kostenlos einwerfen kann. Das Leergut gibt Staples an Leergut-Broker weiter (siehe Möglichkeit 2).
LeserReporter/in:Heinz Stanelle aus Köln |
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