Bei der Handball-EM in der Arena
Gibt‘s wieder ein Wintermärchen in Köln?
„Wenn nicht jetzt, wann dann?“, hallte es im Januar 2007 immer wieder durch deutsche Wohnzimmer. Der Höhner-Song zur Handball-WM spielte sich damals genauso in die Herzen der Menschen wie die deutsche Nationalmannschaft, die in der Lanxess-Arena sensationell Weltmeister wurde. Bei der gerade gestarteten Handball-EM könnten sich die deutschen Spieler nun wieder vom kölschen Jefühl anstecken lassen und von 20 000 Zuschauern zum Titel getragen werden.
von Alexander Büge
Köln. Dass Köln ein optimales Pflaster ist, um als Team zusammenzufinden und anschließend Großes zu vollbringen, zeigte sich allerdings nicht nur beim Titelgewinn der Handballer im Jahr 2007. Auch Teams anderer Sportarten nutzten die Vorteile Kölns zu ihren Gunsten, um anschließend Weltmeister zu werden. So schweißte sich der siebenköpfige Kern der deutschen Hockey-Nationalmannschaft um die Rot-Weiss-Spieler Mats Grambusch (31) und Timor Oruz (29) in Köln während des vergangenen Winters zu einer Einheit zusammen, die bei der WM in Indien erstmals seit 17 Jahren wieder den Titel gewonnen hat. „In Köln hat man hockeyseitig gute Rahmenbedingungen“, sagt Timor Oruz, der den Weltmeistertitel anschließend mit der gesamten Nationalmannschaft bei Rot Weiss Köln feierte. „Köln ist die geilste Stadt für mich, was primär an den Menschen und an der Stimmung hier in der Stadt liegt. Diese Offenheit, die kölsche Karnevalskultur mit ‚Drink doch ene met‘ und ‚Mir stonn zesamme‘ sind keine Floskeln. Vielmehr erlebt man das in der Gesellschaft. Das ist ansteckend und man spürt das auch als Profisportler. “
Ähnliches berichten die deutschen Basketballer. Immerhin schwärmen die NBA-Stars Dennis Schröder (30), Franz Wagner (23) und Daniel Theis (31) noch immer von ihrer Zeit in Köln. Denn im Sommer 2022 fand sich das aktuelle Team zunächst zum Trainingslager in Köln zusammen und spielte dann die EM-Vorrunde in der Arena, womit der Grundstein für den EM-Bronzemedaillengewinn 2022 und den sensationellen WM-Titel-Triumph im vergangenen Jahr gelegt wurde. „Die Euphorie in Köln war überragend für uns. Das hat uns getragen und mega Spaß gemacht“, sagt Theis, was Bundestrainer Gordon Herbert (64) bestätigt. „Die Zeit während der EM in Köln war unglaublich, in der Arena und auch auf den Straßen. Ich weiß nicht, ob ich in meinem Leben so eine Atmosphäre im Umfeld eines Teams schon mal erlebt habe.“
Gut möglich also, dass die Handballer in der Domstadt auch über sich hinauswachsen und nach dem Titel greifen, dank dem kölschen Wohlfühlfaktor, dem Heimvorteil einer rappelvollen Lanxess-Arena und möglicherweise dank einer immer größer werdenden Euphorie in der Stadt.
Doch dafür müssen nach dem 27:14-Auftaktssieg gegen die Schweiz am Sonntag gegen Nordmazedonien (20.30 Uhr, ZDF) und am Dienstag gegen Frankreich (20.30 Uhr, ARD) möglichst weitere Siege her, um während der Haupt- und Finalrunde in Köln eine gute Figur machen zu können. „Wie es ist, hier Handball zu spielen, kann ich leider noch nicht sagen. Dafür müssen wir erst mal eine gute Vorrunde absolvieren. Danach kann ich das hoffentlich erfahren“, sagt National-Rückraumspieler Julian Köster (23), der beim VfL Gummersbach spielt und in Köln wohnt. „Beim DHB-Pokal-Final-Four und beim Final Four der Champions League waren die Fans hier extrem laut. Darauf hoffe ich auch jetzt. Feiern können sie ja in Köln.“
Ob es nach dem Turnier tatsächlich auch zur großen deutschen Titel-Sause kommt, wird sich zeigen. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls wie im Januar 2007 gegeben und die Fans bereit, getreu dem Motto: Wenn nicht hier, wo sonst?
Der Weg ins Finale
- 14. Januar, 20.30 Uhr: Deutschland vs. Nordmazedonien in Berlin
- 16. Januar, 20.30 Uhr: Deutschland vs. Frankreich in Berlin
- 18., 20., 22. und 24. Januar: Hauptrunde in Köln
- 26. Januar, 17.45 + 20.30 Uhr: Halbfinalspiele in Köln
- 28. Januar, 17.45 Uhr: Finale in Köln
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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