Rollt Reier zu Gold?
Kölner Rollstuhlbasketballer spielt bei Paralympics um Medaillen
Für den Kölner Rollstuhlbasketballer Thomas Reier geht ab Mittwoch ein Traum in Erfüllung. Der 24-Jährige nimmt mit der Nationalmannschaft an den Paralympischen Spielen teil. Dort will er ein möglichst gutes Ergebnis erzielen und dadurch mehr Menschen mit Handicap für den Sport begeistern.
von Alexander Büge
Köln. Reier selbst hat sich schon als Kind für den Sport interessiert. Nur ausüben konnte er ihn nicht wie jeder andere. Denn aufgrund einer Muskelschwäche kann er nicht lange laufen, vor allem seine Beine ermüden schnell.
Sport im Rollstuhl kam für ihn deshalb eher in Frage, worauf er im Alter von acht Jahren eher zufällig aufmerksam gemacht wurde. „Auf der Reha-Care in Düsseldorf hat mich eine Trainerin vom ASV Bonn angesprochen, die für die Rollstuhlsportgruppe Rolli-Kids unterwegs war“, erinnert sich Reier im Gespräch mit Express – Die Woche. „Sie hat mir gesagt: ‚Wenn du Lust hast, Sport zu machen, dann komm doch mal bei uns vorbei‘. Das habe ich dann auch gemacht.“
Und da sich ein Teil dieser Gruppe mit Rollstuhlbasketball befasst hat, kam Reier erstmals mit der Sportart in Berührung, die ihn bis heute so begeistert. „Rollstuhlbasketball ist ein enorm wichtiger Teil meines Lebens geworden“, sagt Reier. „Die Menschen, die ich auf und abseits des Feldes kennenlernen durfte, haben mich geprägt.“
Dementsprechend wurde der ehrgeizige Kölner schnell immer besser, als 13-Jähriger dann auch durch seine Teilnahme an der Rollstuhl-Basketball-AG der LVR-Anna-Freud-Schule, eine Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung. „Dort wurde mir dann empfohlen, zu den RBC Köln 99ers zu gehen, da es dort eine gute Jugendförderung gibt“, sagt Reier, der inzwischen fünf Stunden täglich trainiert. „Auch das hat meiner Entwicklung gutgetan.“
Zwar fing Reier bei den 99ers zunächst in der dritten Mannschaft an, doch sein Talent war schon damals offensichtlich. So schaffte er bereits in der Saison 2019/20 im Alter von 19 Jahren erstmals den Sprung in den Bundesligakader, dem er bis heute angehört. Doch nicht nur das: Schon im Jahr 2017 war der ehrgeizige Kölner zum ersten Mal bei der U19-Nationalmannschaft dabei, ehe im Jahr 2022 seine erste Berufung für die A-Nationalmannschaft folgte.
Die bisherige Krönung seiner Karriere ist für ihn nun aber die Teilnahme an den Paralympischen Spielen, die erst im April durch den Erfolg bei einem Qualifikationsturnier perfekt gemacht wurde. Schon das ist für Reier ein großer Erfolg. Aber: Beim am vergangenen Wochenende in Köln ausgetragenen Nations Cup hat Reier mit der deutschen Nationalmannschaft jüngst Top-Nationen wie Spanien (62:52) und Frankreich (76:59) geschlagen, die ebenfalls an den Paralympischen Spielen teilnehmen.
Zu optimistisch blickt Reier deshalb aber nicht auf die Paralympics. Vielmehr soll das Team bis zum ersten Spiel gegen Großbritannien (Donnerstag, 10.30 Uhr) weiter zusammenfinden und sich von Begegnung zu Begegnung steigern. „Ein Medaillenziel haben wir nicht formuliert. Wir haben uns allerdings vorgenommen, die beste Defensive aller Teilnehmer zu spielen und konditionell die beste Mannschaft des Turniers zu werden“, blickt Reier voraus. „Wenn wir diese beiden Ziele erreichen, sollten wir es bei den Paralympischen Spielen auch sehr weit schaffen.“
Im Idealfall kehrt Reier sogar mit einer Goldmedaille zurück in die Domstadt. Doch nicht nur ein möglichst gutes Abschneiden bei den Paralympics ist für Reier wichtig. Vielmehr will er durch seine Leistung weitere Leute mit Handicap dazu begeistern, sich für den Sport im Allgemeinen und für den Rollstuhlbasketball im Speziellen zu begeistern. „Die Leute sollten sich nicht ausbremsen lassen, sondern Dinge versuchen.
Höchstwahrscheinlich wird dadurch ihre Lebensqualität steigen. So war es jedenfalls bei mir“, sagt Reier, der es am liebsten den deutschen 3x3-Basketballerinnen nachmachen würden. Denn auch sie mussten sich zunächst über ein Qualifikationsturnier für Olympia qualifizieren, um nach den Spielen von Paris mit der Goldmedaille um den Hals nach Deutschland zurückzukehren.
Der Zeitplan der Kölner Parathleten in Paris
Kugelstoßen mit Kim Vaske: Finale (4. September, 12.02 Uhr).
Rudern mit Kathrin Marchand: Vorlauf im Mixed-Vierer PR3 Mix4+ (30. August, 12.10 Uhr).
Rollstuhlbasketball der Frauen mit Lisa Bergenthal: Vorrundenspiele gegen die USA (30. August, 16 Uhr), Japan (1. September, 12.45 Uhr) und die Niederlande (2. September, 21.30 Uhr).
Rollstuhlbasketball der Männer mit Thomas Reier: Vorrundenspiele gegen Großbritannien (29. August, 10.30 Uhr), Frankreich (31. August, 21.30 Uhr) und Kanada (2. September, 16 Uhr).
Rollstuhlrugby mit Florian Bongard: Vorrundenspiele gegen Japan (29. August, 19.30 Uhr), Kanada (30. August, 17.30 Uhr) und USA (31. August, 11.30 Uhr).
Sitzvolleyball mit Stefan Hähnlein und Lukas Schiwy: Vorrundenspiele gegen Brasilien (30. Aug., 18 Uhr), Ukraine (1. Sep., 18 Uhr) und Iran (3. Sep., 12 Uhr).
Sprinten der Männer mit Johannes Floors und Felix Streng: Vorlauf über 100 Meter, T64 (1. Sep., 21.12 Uhr), Vorlauf über 200 Meter, T64 (Nur Streng: 7. September, 12.02 Uhr), Finale über 400 Meter, T62 (Nur Floors: 6. Sep., 19.33 Uhr).
Sprinten der Männer mit Leon Schäfer: Vorlauf über 100 Meter, T63 (1. September, 21.38 Uhr).
Sprinten der Frauen mit Kim Vaske: Vorlauf über 100 Meter, T47 (3. Sep., 12.46 Uhr), Vorlauf über 200 Meter, T47 (7. Sep., 12.41 Uhr).
Weitsprung mit Noah Bodelier: Finale Weitsprung, T64 (4. Sep., 20.35 Uhr).
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
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