Vereinzelt Stundenlöhne von 5,80 Euro
Wie viel ist Köln der Profisport wert?

Martyna Trajdos, Sarah Voss, Timur Oruz und Jasmin Grabowski (v.l.) sind vier der 20 Sportler, die den Verbund Kölner Athleten gegründet haben. | Foto: zVg
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Sie gehen an ihr körperliches Limit, Tag für Tag, holen Medaillen, für Köln, für ganz Deutschland. Doch finanziell geht es vielen hiesigen Top-Athleten außerhalb der Fußballwelt alles andere als gut. Um die Situation spürbar zu verbessern, wurde nun der Verbund Kölner Athleten (VKA) gegründet. Geldgeber sollen so gefunden, die Verantwortlichen der Stadt zum Handeln aufgefordert werden.

von Alexander Büge

Köln. Wie es derzeit um viele Kölner Spitzensportler bestellt ist, berichtet Turnerin Sarah Voss (23) eindringlich. „Meine Trainingswoche hat 35 Stunden. Dazu kommen aber auch Physiotherapie und Reisen. Aus Spaß haben wir das mal ausgerechnet. Bei mir kommen wir auf einen Stundenlohn von 5,80 Euro“, sagt die Olympionikin, die derzeit vor allem im Turnzentrum an der Deutschen Sporthochschule Köln trainiert. „Das ist sehr schade, denn ich habe mich bewusst für den Sport entschieden. Ich tue das also nicht aus finanziellen Gründen, aber am Ende des Monats muss ich dann eben schauen.“

Dennoch wolle sie weiter auf den Sport setzen. „Der finanzielle Rückhalt ist für uns aber ein Riesen-Thema. Jeder Euro zählt“, sagt die mehrfache deutsche Meisterin. „Deswegen sind wir dankbar, für jegliche Unterstützung, die wir bekommen, um unsere größten Träume erfüllen zu können.“
Heißt: Die Förderung durch die Deutsche Sporthilfe oder die Bundeswehr reicht den Top-Athleten der Domstadt nicht aus, um Spitzenleistungen zu bringen und gleichzeitig in eine sorgenfreie Zukunft blicken zu können. „Ich bin zwar erst 23 Jahre alt, mache mir aber trotzdem viele Gedanken über das Danach“, sagt Voss. „Ich muss dann immer wieder schauen und abwägen: Macht eine sportliche Karriere in der Form überhaupt noch Sinn?“

Es zähle jeder Cent. Und den wolle sie zumindest vorerst weitestgehend in ihre sportliche Karriere investieren, um die beste Version ihrer selbst zu werden. Die finanzielle Situation der Kölner Top-Sportler müsse sich aber schnellstmöglich verbessern. Die Gründung des Verbunds Kölner Athleten (VKA) könne dabei helfen.

Dabei geht es für die 20 Mitglieder zunächst darum, weitere gemeinsame Sponsoren zu finden, die die Top-Athleten durch verschiedene Pakete finanziell unterstützen können. Als Gegenleistung erhalten die Geldgeber beispielweise unterschiedlichste Sponsorenflächen, Social-Media-Einbindungen, Teilnahmemöglichkeiten an Netzwerktreffen sowie Einladungen zu persönlichen Treffen mit den Athleten.
Darüber hinaus ist es ein Anliegen des VKA, dass die Stadt Köln die Athleten umfassend unterstützt, sei es durch finanzielle Zuwendungen, gemeinsame Medientermine oder das Knüpfen von neuen Kontakten. Eine Vorgehensweise eben, die in Düsseldorf schon seit Jahren praktiziert wird. Denn: Die Top-Athleten eines ähnlichen Bündnisses erhalten dort jährlich rund 200 000 Euro von der Stadt, wodurch die dortigen Athleten monatlich etwa 700 Euro erhalten. Eine ähnliche Situation wird nun in Köln angestrebt, damit die hiesigen Top-Athleten ihren Alltag künftig sorgenfrei verbringen und weiterhin Medaillen für die Domstadt sammeln können.

Die 20 Mitglieder des Verbunds

Leonie Fiebig (Bobfahren), Jasmin Grabowski (Judo), Mats Grambusch (Hockey), Johannes Grosse (Hockey), Joshua Hartmann (Leichtathletik), Valeska Knoblauch (Para-Badminton), Nike Lorenz (Hockey), Pia Maertens (Hockey), Andreas Mies (Tennis), Timur Oruz (Hockey), Christopher Rühr (Hockey), Julia Sonntag (Hockey), Lukas Schiwy (Sitz-Volleyball), Felix Streng (Para-Leichtathletik), Matyas Szabo (Fechten), Nelvie Tiafack (Boxen), Martyna Trajdos (Judo), Sarah Voss (Turnen), Anna-Maria Wagner (Judo), Alexander Wieczerzak (Judo).

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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