"Glücksbringer" unterwegs
Auf Tour mit den Fahrern der Königswinterer Tafel
Königswinter - „Die Abiturienten der CJD-Schule haben im Abschlussgottesdienst
insgesamt 520 Euro für unsere Tafel gesammelt“, freuen sich die
Leiterinnen der Königswinterer Tafel, Mechthild Blömer und Hanna
Bartel. „Dass Abiturienten bei diesem Anlass an die Tafel denken,
ist schon bemerkenswert. Wir sagen vielen, vielen Dank!“ Das Geld
wird nicht etwa zum Einkauf von Lebensmitteln verwendet; damit kann
beispielsweise ein Teil der Stromkosten für die Ausgabestelle in der
Altstadt gedeckt werden.
Lebensmittel erhält die Tafel auf andere Weise:
In wechselnder Besetzung fahren jeden Mittwoch drei Tafel-Mitarbeiter
mit dem „Glücksbringer“ - Wagen Aldi, Lidl, Netto, Rewe und die
Bäckereien Blesgen, Lohner, Nottebrock, Oelpenich, Profittlich und
Rüth an, um Lebensmittel für die Tafel einzusammeln, die dann ab 14
Uhr in der Ausgabestelle an die Tafel-Kunden abgegeben werden.
Wir haben die „Glücksbringer“ an einem Tag ein Stück
begleitet:
Mittwochmorgen, 9 Uhr. Nach dem Besuch mehrerer Bäcker und Discounter
in Bad Honnef, Rottbitze, Aegidienberg und Ittenbach fahren Thomas
Schmies und Dieter und Thea Meurer mit dem „Glücksbringer“-Wagen
die Verkaufsstelle der Bäckerei Lohner am Edeka-Markt Buchner an, um
Backwaren vom Vortag für die Tafel abzuholen.
Thea Meurer ist kurzfristig für einen verhinderten Mitarbeiter
eingesprungen.
„Bei Lohner bekommen wir meistens sehr schönes Brot“, lobt Dieter
Meurer. Zwei Körbe und eine Tüte voll Brot und Brötchen sind rasch
zu den schon im Wagen befindlichen Kisten mit Brot und Teilchen
eingeladen.
„In guten Zeiten bekommen wir an einem Tag 20 bis 30 Körbe
Backwaren zusammen“, sagt Thomas Schmies. „Die Frauen freuen sich
immer, wenn große Brote dabei sind.“
Bei Aldi nebenan gibt es außer sechs Kisten Obst und Gemüse auch
einige Kisten abgepacktes Brot und Teilchen sowie etwas Frischfleisch.
Manches muss aussortiert werden
Das wird kritisch begutachtet und gegebenenfalls aussortiert.
„Hackfleisch, frisches Hähnchenfleisch und Sushi sind
problematisch“, sagt Dieter Meurer. In der Regel könne man davon
ausgehen, dass ein Fünftel der von den Geschäften abgegebenen
Lebensmittel aussortiert werden müssen, weil sie nicht mehr
einwandfrei sind. Manchmal auch wesentlich mehr. Wenn möglich, wird
der Abfall gleich vor Ort in den Mülltonnen entsorgt; doch in
einzelnen Fällen muss er mitgenommen und am Ende der Tour entsorgt
werden. „Dann sparen die Geschäfte Müllgebühren“, sagt Thomas
Schmies.
„Ein Teil mehr“ Spendenboxen funktionieren gut
Bei Rewe Fickeis wartet eine gut gefüllte Spendenbox, die nette
Kunden mit haltbaren Lebensmitteln, Hygieneartikeln oder abgepacktem
Brot bestückt haben, auf die „Glücksbringer“.
„Rewe Fickeis unterstützt uns immer reichlich“, kommentiert
Thomas Schmies, „da gibt es auch immer mal wieder Sonderaktionen,
bei denen um Tafel-Spenden gebeten wird.“
Eine offene, gut einsehbare Spendenbox in der Nähe der Kasse wäre
den Tafel-Mitarbeitern allerdings noch lieber als die geschlossene Box
am Ausgang. Diese sei auch schon von einem dreisten Mitmenschen, der
zum Glück von der Polizei geschnappt wurde, geleert worden. Zudem
würde eine offene Box möglicherweise mehr Kunden daran erinnern
„ein Teil mehr“ einzukaufen und für bedürftige Mitmenschen zu
spenden.
Vorerst letzte Station an diesem Vormittag ist der Aldi am Krahfeld.
Dort hat am Vortag schon die Hennefer Tafel „abgesahnt“, darum ist
diesmal nicht so viel für die Königswinterer übrig. Sie suchen das
Beste aus, und dann ist der Wagen auch schon so voll beladen, dass die
Spenden zur Ausgabestelle in der Altstadt gebracht werden.
Tafelkunden sind keine „Menschen zweiter Klasse“
Dort werden sie ein letztes Mal begutachtet, geputzt und sortiert.
Dabei wird noch einmal einiges an Gemüse und Obst entsorgt, denn
„Wir möchten den Tafel-Kunden keine Lebensmittel anbieten, die wir
selbst nicht mehr essen würden. Sie sollen sich schließlich nicht
wie Menschen zweiter Klasse fühlen“, sagen Hanna Bartel und
Mechthild Blömer.
Weitere Tafel-Helfer sind dringend gewünscht
Die beiden würden sich über weitere Mitstreiter freuen. Zwar sind
auf der Helferliste 40 ehrenamtliche Mitarbeiter verzeichnet, doch
viele können oder wollen nur wenige Stunden helfen und es gibt
mittwochs vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag reichlich
Arbeit. Gesucht werden vor allem Menschen, die mehr Zeit investieren
können - es sind immer dieselben, die bis zum Schluss bleiben - und
aktuell auch Fahrer, die sich zutrauen einen Kleintransporter zu
fahren.
Mehr Tafelkunden bedeuten mehr ehrenamtliche Arbeit
Die Zahl der Tafel-Kunden hat in den vergangenen Jahren stark
zugenommen; wurden früher etwa 80 Haushalte unterstützt, sind es
inzwischen an die 100 Haushalte mit rund 260 Personen, die jede Woche
Lebensmittel abholen.
Also muss mehr herangeschafft werden.
Während die Damen am Küferweg damit beschäftigt sind, die
eingesammelten Lebensmittel zu sortieren und möglichst ansprechend
aufzubauen, fahren Thomas Schmies und das Ehepaar Meurer in einer
zweiten Tour noch Aldi, Lidl und R-Kauf in Beuel und Dollendorf an,
bevor um 14 Uhr die Ausgabe beginnt. Darauf warten manche Kunden schon
seit dem frühen Morgen.
Wer die Tafel gerne als Fahrer unterstützen möchte, kann sich bei
Thomas Schmies unter Telefon 0176-44410888 melden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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