135 Jahre Drachenfelsbahn
Bedeutendes Stück Tourismusgeschichte

In diesem Jahr konnte die Drachenfelsbahn auf eine 135-jährige Geschichte zurückblicken. | Foto: Zumbusch
  • In diesem Jahr konnte die Drachenfelsbahn auf eine 135-jährige Geschichte zurückblicken.
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Königswinter - Der Fortschrittsglaube zum Ende des 19. Jahrhunderts war immens.
Dennoch gab es in den 1870er Jahren heftige Diskussionen, als bekannt
wurde, dass hinauf auf den Gipfel des Drachenfels eine Bahn gebaut
werden sollte. Der bekannte Brandenburger Heimatschützer und Kämpfer
für den Erhalt der Natur, Ernst Rudorff (1840-1916), brachte es nach
einer Reise ins Siebengebirge auf den Punkt. Man wolle den
Drachenfels, den man bereits zu Fuß, zu Pferde, zu Esel und zu Wagen
in kurzer Zeit bequem ersteigen könne, auch noch mit einer Eisenbahn
„beschenken“, schrieb er ironisch. Damit werde auch der letzte
Rest Poesie, die Berg und Ruine umflösse, erstickt und verstummt,
kritisierte er alsdann vehement.

Die Bedenken Rudorffs schürten Diskussionen, und das nicht zu
Unrecht. Der Gegensatz zwischen der Beschaulichkeit des Drachenfels
und einer lärmenden, damals noch im Dampfbetrieb fahrenden Bahn
konnte kaum größer sein. Der Protest indes verebbte und am 17. Juli
1883 war es dann soweit. Die Bahn wurde in Betrieb genommen.

Vorab war allerdings tonnenweise Erde bewegt worden. Im November 1882
hatte die Lokal- und Straßenbahngesellschaft mit den Bauarbeiten zur
Drachenfelsbahn begonnen. Dafür wurden 23.000 Kubikmeter Erde um
geschoben, sowie 4.537 Kubikmeter Mörtelmauerwerk und 1.211
Kubikmeter Trockenmauerwerk hergestellt.Der Andrang auf den
Fahrbetrieb war gewaltig. Es vergingen keine 14 Tage nach
Inbetriebnahme und bereits über 5.500 Menschen waren per Bähnchen
den Drachenfels hinauf gefahren. Die Technikbegeisterung der Menschen
war ungebrochen. Immerhin war die wirtschaftliche Entwicklung der
Gründerzeit auch der Technik zu verdanken. So war für die
Drachenfelsbesucher der Weg das Ziel: Die Fahrt mit der Bahn an sich.
Es dampfte, rauchte, lärmte und ab und an entzündeten die Funken aus
dem Schornstein der Bahn den Bewuchs an der Schienentrasse. Die
Feuerwehr musste zum Löschen ausrücken, die Fahrgäste erlebten
Aufregendes.Im Jahre 1913 kauft Ferdinand Mülhens, Inhaber von
„4711-Echt Kölnisch Wasser“, das Bergbahnunternehmen von der
Deutschen Lokal- und Straßenbahngesellschaft. Es kam 1924 mit
Genehmigung der Reichsbahndirektion unter dem Namen „Bergbahnen im
Siebengebirge“ zur Zusammenlegung der Drachenfelsbahn und der
Petersbergbahn, die ebenfalls in Betrieb genommen worden war.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Betrieb der Bahnen
eingeschränkt, aber nicht eingestellt. Die 1950er Jahre brachten
Bewegung in die Bahngeschichte: Die Dampftriebwerke der Loks wurden
durch Elektroantrieb abgelöst, der Bahnhof in der Talstation wird
ausgebaut. Der 14. September 1958 indes geht als schwärzester Tag in
die Geschichte der Zahnradbahn am Drachenfels ein. Bei abendlicher
Talfahrt entgleist ein gut frequentierter Zug, 17 Menschen kommen zu
Tode, andere werden zum Teil schwerst verletzt. Als Ursache galt eine
Überlastung des Bremssystems der Dampflok.

Mit der Jahrhundertwende erlebte die Drachenfelsbahn erneuten
Auftrieb. Der „Drachenfels Tourismus-Bahnhof“ wird von der Stadt
Königswinter und der Bergbahnen im Siebengebirge AG geplant. In der
kurzen Zeit von drei Monaten entwirft der Architekt Michael C.
Deisenroth für die Talstation ein „Bahnhofs-Konzept“. Im März
2005 konnte der neue Bahnhof eröffnet werden und erfreut sich seither
als Reise- und Informationszentrum mit dem „ganz besonderen Flair“
großer Beliebtheit. Heute zählt die Drachenfelsbahn zu den
umweltfreundlichsten Verkehrsmitteln überhaupt und hat dazu
beigetragen, den Drachenfels autofrei zu halten. Die Bahn ist mit
ihrer Anlage denkmalgeschützt.

In diesem Jahr kann die Drachenfelsbahn auf ihre 135-jährige
Geschichte zurückblicken.Aus gegebenem Anlass hatte die Bergbahnen im
Siebengebirge AG ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk zu bieten: Im
Siebengebirgsmuseum in der Altstadt war eine Ausstellung des Berliner
Fotokünstlers Christian Klant mit Motiven zur Zahnradbahn zu sehen.
Unter dem Motto „Mensch - Berg - Technik - Heimat“ hatte Klant
Motive ausgewählt, die auf bemerkenswerte Weise Stimmungen rund um
das Bergbahngeschehen tiefenscharf ergründen.

Klant hatte sich dafür das Kollodium-Nassplatten-Verfahren, das 1851
erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt worden war, zu eigen gemacht.
„Ich habe nach einem Medium gesucht, das einem Porträt die
Möglichkeit gibt, alles mitzuteilen, was mitteilbar ist. Die
Aufnahmen zeigen Dinge auf ganz besondere Weise“, so Klant. Wenn
Klant unterwegs ist, um seine Motive fotografisch festzuhalten, hat er
die Dunkelkammer als Zelt stets dabei. „Es war ein ruhiges
bedächtiges Arbeiten rund um die Drachenfelsbahn und auf dem
Drachenfels“, schwärmte er bei der ersten Präsentation seiner
Bilder in der Talstation. Entstanden sind Bilder von enormer
Tiefenwirkung sowohl bei den Landschaftsaufnahmen als auch bei den
Menschenporträts.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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