"Frühe Hilfen"
Helferinnen unterstützen überlastete Familien
Königswinter - Neun Monate hat man sich auf das Kind gefreut, und wenn es dann da
ist, ist plötzlich alles anders. Der Lebensrhythmus ändert sich,
neue Aufgaben kommen hinzu, Termine wie Einkaufen, Behörden- oder
Friseurbesuch werden mit Baby erledigt… Wenn die Großeltern nicht
in der Nähe wohnen, kann Mama schnell an ihre Grenzen gelangen.
Kinder sind ein Geschenk und bringen Farbe und Lebendigkeit ins Leben,
kosten aber auch Kraft.
Deshalb verpflichtet das 2012 in Kraft getretene
Bundeskinderschutzgesetz die Kommunen, soweit erforderlich, Eltern bei
der Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen, damit diese ihrer
Verantwortung besser gerecht werden, im Einzelfall Risiken für die
Entwicklung von Kindern und Jugendlichen frühzeitig erkannt werden
und der Gefährdung des Kindeswohls vorgebeugt werden kann. Aufgaben
wie Koordination eines Netzwerks und Information, Beratung und Hilfe
im Bereich der „Frühen Hilfen“ für Schwangere, Familien und
Kinder sind in diesem Gesetz festgeschrieben. Drei Bausteine der
„Frühen Hilfen“ werden in Königswinter schon länger angeboten:
2013 startete das Jugendamt die „Baby-Willkommensbesuche“, bei
denen eine Hebamme den frisch gebackenen Eltern unter anderem viele
nützliche Informationen mitbringt. Mit etwa 280 Besuchen wurden so im
letzten Jahr etwa 80 Prozent der neuen Familien erreicht.
Auch das Eltern-Kind-Café in der Altstadt, in dem sich seit 2016
Schwangere und Eltern von Kindern bis drei Jahren regelmäßig
austauschen und Beratung erhalten, wird sehr gut angenommen. Außerdem
sind drei Familienhebammen im Einsatz, die stark belastete Familien
auch längerfristig begleiten können. Als letzter Baustein startet
nun auch das Projekt „Aufwind“. Mit dem Sozialdienst katholischer
Frauen (SkF) hat die Stadt einen Kooperationspartner gefunden, der in
anderen Kommunen mit ehrenamtlicher Familienbegleitung schon reichlich
Erfahrung gesammelt hat. Ehrenamtliche Familienbegleiterinnen
unterstützen und entlasten eine Zeit lang Alleinerziehende und
Familien mit Kindern bis zu drei Jahren im Alltag. Sie hören zu,
machen Mut oder betreuen etwa die Kinder, damit die Mutter nicht mit
drei Kindern einkaufen gehen muss oder mal ohne Kind zum Frauenarzt
gehen kann.
„Wir setzen bewusst Ehrenamtliche ein, weil es dann leichter fällt,
sich auszusprechen“, erklärt Rita Rixen-Willmann (SkF). Schon
Kleinigkeiten könnten viel bewirken. Die Elternkompetenz wird
gestärkt, Überforderungen vorgebeugt und damit zum gesunden
Aufwachsen der Kinder beigetragen. „Auf diese Weise können wir die
Familien gewinnen und ihnen behutsam vermitteln: das Jugendamt ist
kein ‚böses‘ Amt, sondern will helfen“, sind Christian Weuthen,
der pädagogische Leiter des Jugendamtes, und Ute Berledt-Dörr,
Koordinatorin Frühe Hilfen im Jugendamt, sich einig.
Vier ehrenamtliche Familienhelferinnen stehen schon in den
Startlöchern. Weitere werden noch gesucht. Sie werden geschult –
die nächste Schulung beginnt am Dienstag, 17. April im Jugendamt –
und fortlaufend fachlich begleitet.
Wer Interesse an einer solchen Aufgabe hat oder selbst Unterstützung
braucht, kann sich unter 02241-1466070 oder
rita.rixen-willmann@skf-bonn-rhein-sieg.de melden.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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