Geisterfahrrad in Oberpleis
Keine oder absolut abenteuerliche Radwege
Siebengebirge - Ghost-Bike an der L 268 erinnert an tödlich verunglückten
Radfahrer
„Seit Jahren fordern wir vom ADFC vernünftig breite Radwege, worauf
alle Fahrradtypen vom Kinderrad bis Rennrad sicher benutzt werden
können. Doch wir werden mit dieser lebensrettenden Forderung nicht
gehört“, bemerkte Ludwig Wierich, Verkehrsplanungssprecher des ADFC
(Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) in Königswinter.
Mit einer Gedenkveranstaltung und der Aufstellung eines weißen
Fahrrads („Ghost-Bike“) an der L 268 erinnert der ADFC Bonn/
Rhein-Sieg am 17. August , dem Tag an dem Stephan Martini 50 Jahre alt
geworden wäre, an den im Januar tödlich verunglückten Radfahrer.
Angehörige und Freunde des Verunglückten, Vertreter des ADFC und
Bürgermeister Otto Neuhoff aus Bad Honnef schmückten die
Unfallstelle mit Blumen und gedachten des Toten; Martinis
Lebensgefährtin Petra Hagemann ließ drei Luftballons als Gruß in
den Himmel steigen.
Mahnmal als Appell an Autofahrer
„Wir wollen mit der Aufstellung des Fahrrades nicht nur an den
tragischen und unverschuldeten Unfalltod von Stephan Martini
erinnern“, so die ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg. „Zugleich
wollen wir an die Autofahrer appellieren, aufmerksamer im Verkehr zu
sein. Die meisten getöteten und schwer verletzten Radfahrer kommen
durch zu hohe Geschwindigkeiten und Unaufmerksamkeit von Autofahrern
ums Leben, vor allem beim Abbiegen.“
Hintergrund
Im Fall des Rennradfahrers Stephan Martini war am 20. Januar ein
56jähriger Autofahrer auf der L 268 hinter Oberpleis in Richtung
Sandscheid ungebremst auf den Radfahrer, der vor ihm - nicht wie
teilweise berichtet wurde auf dem Standstreifen sondern auf der
Fahrbahn - fuhr, aufgefahren. Bei dem Zusammenprall erlitt Martini
schwerste Kopfverletzungen und starb noch an der Unfallstelle.
2016 verunglückten im Raum Bonn 746 Radfahrer, fünf davon tödlich.
In diesem Jahr sind bereits drei Radfahrer in Bonn und dem
Rhein-Sieg-Kreis ums Leben gekommen.
Umsteigen vom Auto aufs Rad muss sicherer werden
„Die Politik darf es nicht achselzuckend hinnehmen, dass die Zahl
verunglückter Radfahrer steigt“, so Quaedvlieg. „Immer mehr
Menschen fahren - bewusst, um die Umwelt zu schonen - mit dem Rad zur
Schule, zur Arbeit, zum Verein. Und dafür brauchen sie sichere Wege.
Es gibt aber immer noch viel zu viele Landstraßen, die
Ortsverbindungen oder sogar Schulweg sind, ohne Radweg.“
Hochbrisante Radwegsituation im Siebengebirge
„Im Bereich Königswinter gibt es an den Landstraßen so gut wie
keine Radwege. Drachenfels, Klosterlandschaft…, bei der Regionale
2010 wurde für die Radfahrer nichts gemacht“, ergänzt Ludwig
Wierich. „Leider existieren weitere hochbrisante Radwegsituationen
in Königswinter; der Weg entlang der Rheinpromenade ist ein weiteres
negatives Beispiel. Der ADFC und ich hoffen, durch das Aufstellen des
Ghost-Bikes am Geburtstag des verunglückten Stephan Martini, dass die
verantwortlichen Gremien erkennen, dass es mehr als überfällig ist,
die notwendigen Radwege zu bauen, um weitere tödliche Unfälle zu
vermeiden.“
Rücksicht und Toleranz als erster Schritt
Zudem appelliert der ADFC an alle Verkehrsteilnehmer, mehr Rücksicht
zu nehmen und Toleranz gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern wie
Älteren und Kinder, die langsamer unterwegs sind und sich auch einmal
falsch verhalten, zu üben. Rücksichtsloses und zu schnelles Fahren
führe leider viel zu oft zu dramatischen Unfällen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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